Hamburg.
Sabbaticals haben den Weg nach Deutschland aus den USA gefunden, wo sich Uniprofessoren regelmäßig eine Auszeit zum Forschen nehmen. Die Wirtschaftsexpertin Jutta Rump ist überzeugt, dass Sabbaticals sich auch hierzulande als Instrument der Personalabteilungen durchsetzen werden. „Wir müssen heute 40 bis 50 Jahre arbeiten, dazu kommen die technologische Entwicklung und vielerlei Unsicherheiten“, sagt die Professorin.
Einmal länger aus dem Büroalltag auszuscheren biete die Chance, mit seinem Leben in Balance zu bleiben. Zudem lernten die Aussteiger vieles über sich selbst, neue Sprachen oder Fertigkeiten – auch für den Job. „Die wenigsten Leute fahren ja in einen All-inclusive-Club und tun dort nichts mehr“, sagt Rump.
Auch die Gewerkschaften diskutieren über das Thema. „Der Wunsch nach einem Sabbatical ist bei vielen, vor allem jungen Beschäftigten durchaus vorhanden“, sagt Björn Krings, Pressesprecher der Gewerkschaft Ver.di in Hamburg. Doch Wunsch und Wirklichkeit klaffen in der Wirtschaft noch häufig auseinander. Bisher, so Krings, käme es häufig nur zu individuellen Vereinbarungen zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern, ohne jeglichen Rechtsanspruch. „Damit allen Beschäftigten eine solche Auszeit ermöglicht wird, bedarf es auch einer Initiative der Politik, mit entsprechenden Gesetzesänderungen“, ergänzt Krings.
Aus Berlin kommen erste Überlegungen in die Richtung: Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) denkt darüber nach, Berufstätigen ein Recht auf Sabbaticals gesetzlich zu gewähren. Auch der Finanzierung, oft ein Hindernis für die Auszeit, hat sich die Ministerin angenommen: Jeder Bürger solle vom 18. Geburtstag an ein steuerfreies Startguthaben vom Staat bekommen, etwa 20.000 Euro. Das Geld könne im Verlauf des Erwerbslebens für unterschiedliche, klar definierte Zwecke verwendet werden, etwa für eine Qualifizierung, eine Pflegeauszeit – oder ein Sabbatical. (mw)