Hamburg. Sparkasse beteiligt sich am FinTech Investify. Bisher gibt es in Deutschland 18 digitale Finanzberater, die knapp eine Milliarde Euro verwalten

Fußball-Weltmeister Benedikt Höwedes hat es bereits getan, ebenso seine früheren Berufskollegen Christoph Metzelder und Jens Lehmann. Nun beteiligt sich auch die Haspa an der FinTech-Firma Investify. Das luxemburgisch-deutsche Unternehmen hat einen Anlageroboter entwickelt, auf den die Berater der Haspa vom vierten Quartal an ihre Kunden hinweisen sollen – zunächst testweise.

Die Sparkasse hat nach eigenen Angaben mit Investify eine „verbindliche Absichtserklärung“ unterzeichnet, die auch eine Kapitalbeteiligung der Haspa umfasst. Zur Höhe des Betrags oder dem Anteil an dem FinTech machten beide Seiten keine Angaben. Die Haspa werde sich aber „aktiv in die Weiterentwicklung einbringen“ und Investify im Rahmen einer „langfristig orientierten Geschäftsbeziehung“ auf dem Weg zu einem marktführenden digitalen Vermögensverwalter unterstützen.

Von dem FinTech hieß es dazu, mit der Haspa habe man einen „innovationsfreudigen, zuverlässigen Partner mit hervorragender Reputation und exzellentem Finanz-Know-how gefunden.“ Wie Investify-Geschäftsführer Sebastian Hasenack dem Abendblatt sagte, hat die Firma 22 Beschäftigte in Luxemburg und in Aachen. Seit dem Februar sei der Anlageroboter aktiv. Solche Computerprogramme mit künstlicher Intelligenz unterbreiten dem Anleger nach verschiedenen Kriterien Vorschläge für Investments und verwalten diese dann. Hasenack äußerte sich aber nicht zu der Zahl der Kunden oder der Höhe des bisherigen Anlagebetrags.

Investify will nach eigenen Angaben unabhängig bleiben; man sei offen für weitere Kooperationen wie der jetzt angekündigten mit der Haspa. Gründungsgesellschafter des FinTechs waren im Jahr 2016 die Düsseldorfer Vermögensverwaltungsgesellschaft Rhein Asset Management und die Aachener Finanzsoftware-Firma Aixigo mit je 25 Prozent der Anteile, Miteigner sind das Erzbistum Berlin, das Versorgungswerk der rheinland-pfälzischen Rechtsanwaltskammern sowie „prominente Privatpersonen“ – unter anderem die genannten Fußballer.

Eine Besonderheit des Investify-Anlageroboters ist nach den Worten einer Haspa-Sprecherin, dass die Kunden die Möglichkeit haben, sich ein Portfolio „sehr individuell“ zusammenzustellen. Zwar steht, wie bei derartigen digitalen Vermögensverwaltern üblich, eine große Auswahl von börsennotierten Fonds mit breiter Streuung zur Verfügung. Zusätzlich bietet Investify aber an, in spezielle Themenfelder zu investieren, zum Beispiel von Gründern geführte Firmen, alternde Bevölkerung, ethisches Investieren, Cyber-Sicherheit oder auch Gold. Mindestanlagebetrag sind 5000 Euro, die jährliche Gebühr liegt bei 1,0 Prozent.

Im Februar hatte Haspa-Chef Harald Vogelsang angekündigt, die Sparkasse wolle in den kommenden drei Jahren 25 Millionen Euro in „innovative digitale Angebote“ investieren. „Dabei setzen wir zunehmend auch auf die Zusammenarbeit mit FinTechs.“

Allerdings gehört die Haspa, was die Nutzung von Anlagerobotern angeht, nicht zu den Pionieren in der Finanzbranche. Nach einer Erhebung des Online-Portals „EXtra-Magazin“, das über Anlagethemen berichtet, sind in Deutschland aktuell 18 solcher Roboter aktiv. Die Quickborner Direktbank Comdirect, Tochter der Commerzbank, ist vor einigen Wochen mit einer eigenen Plattform gestartet. In den Startlöchern steht derzeit „bevestor“, ein Anlageroboter der DekaBank – sie gehört wie die Haspa zur Sparkassen-Finanzgruppe und dürfte ihr Produkt den angeschlossenen Instituten zur Verfügung stellen.

Während automatische Anlageprogramme in den USA bereits einen dreistelligen Milliardenbetrag verwalten, dürfte in Deutschland nach Schätzungen der Unternehmensberatung Accenture in diesem Jahr erst die Milliardenmarke geknackt werden. Aus Sorge vor mangelnder Akzeptanz durch die Kunden verhielten sich die Banken hier auf diesem Feld bisher eher zurückhaltend. Dabei versprächen sich Kunden, die dafür offen sind, von Anlagerobotern eine schnellere, günstigere und objektive Beratung, heißt es von Accenture.

In einem Beitrag für den „Bank Blog“ schrieb Sparkassenchef Vogelsang im Juni 2016 über seine Vision für die Haspa des Jahres 2035 unter anderem: „Intelligente Tools werden proaktiv Tipps zur Optimierung der Finanzen geben und Kunden dabei unterstützen, die Finanzen zu regeln.“ Auch Smartphones und Tablets würden die Kunden dann intensiv mit der Haspa verbinden – aber „auf allen Wegen immer persönlich“.