Rostock. Kapazitäten im norddeutschen Werk werden überprüft. Aktienkurs fällt
Der Windkraftanlagen-Hersteller Nordex mit Sitz in Rostock und Hamburg erwartet nach einem eher durchwachsenen ersten Quartal eine Belebung des Geschäfts in den Sommermonaten. „Wir fühlen uns gut gerüstet, unsere Ziele für 2017 zu erreichen“, sagte der neue Vorstandsvorsitzende José Luis Blanco in Rostock auf der Hauptversammlung des Unternehmens. Blanco sprach für 2017 von einer Umsatzerwartung von 3,1 bis 3,3 Milliarden Euro nach 3,4 Milliarden Euro im vergangenen Jahr. Dieser Umsatz, der einer Steigerung um 40 Prozent zum Vorjahr entsprach, wurde dank der Übernahme des spanischen Unternehmens Acciona Windpower (AWP) erreicht.
Wie Blanco weiter sagte, erwarte er für 2017 eine operative Marge von 7,8 bis 8,2 Prozent, nach 8,4 Prozent im vergangenen Jahr. Erfreulich sei die Entwicklung im Service, dessen Umsatz um 57 Prozent gestiegen sei und nun einen Anteil von mehr als elf Prozent am Gesamtumsatz einnehme. Der Vorstand wurde auf der Hauptversammlung in Rostock entlastet.
Nordex stehe ebenso wie der ganze Markt unter einem enormen Preisdruck, sagte ein Unternehmenssprecher. Die Windkraftanlagen müssten effizienter werden, und die Entstehungskosten müssten scharf kontrolliert werden. Die Kapazitäten der Werke unter anderem beim Bau der Maschinenhäuser in Rostock würden überprüft. Nordex sei jedoch überzeugt, dass der Markt langfristig ein Wachstumsmarkt sei, sagte er. Die Windenergie sei eine der billigsten Arten zur Stromerzeugung. „Kurzfristig heißt das, dass wir weiter Profit machen, aber nicht in dem Maße wie gewünscht.“
Blanco war Mitte März zum Nachfolger von Lars Bondo Krogsgaard bestimmt worden. Er war zuvor bereits im Vorstand für das operative Tagesgeschäft zuständig. Krogsgaard hatte laut einer früheren Mitteilung selbst vorgeschlagen, nach den Enttäuschungen über den Ausblick für die Geschäftsjahre 2017/2018 vorzeitig aus dem Vorstand auszuscheiden. Die Umsatzprognosen für 2017 und 2018 waren deutlich schwächer als erwartet ausgefallen. In den Augen der Analysten habe der Vorstand seine Glaubwürdigkeit verloren, hieß es damals.
An der Börse musste die Nordex-Aktie am Dienstag Verluste von rund drei Prozent hinnehmen. Die Investmentbank HSBC hatte das Papier zuvor auf „verkaufen“ gesetzt. Der Preisdruck in der Windenergiebranche dürfte sich 2017 und 2018 noch beschleunigen, schrieb Analyst Sean McLoughlin in einer Studie. Dies setze vor allem mittelgroßen Unternehmen wie Nordex zu.