Hamburg. Das Hamburger Unternehmen Otto lädt die Mitarbeiter zu einer Zukunftswerkstatt ein. Die besten Ideen werden umgesetzt.

Lennart Bartelt ist in seinem Element. Gebannt guckt der Software-Entwickler auf den Bildschirm seines Smartphones. Die Kamera zeigt das Büro beim Hamburger Onlinehändler Otto, in dem er gerade steht. Allerdings ist zusätzlich zu den zweckmäßigen Tischen und Stühlen auch ein gemütliches Sofa zu sehen, das Bartelt vorher im Internet entdeckt hatte. „Viele Menschen haben bei Kaufentscheidungen Probleme, sich Möbel, die sie irgendwo sehen, bei sich zu Hause vorzustellen“, erklärt er. Gemeinsam mit zehn Kollegen entwickelt der IT-Experte Lösungen, wie man Tisch, Bett oder Sofa herunterladen und sich sozusagen in die eigenen vier Wände stellen und sogar von allen Seiten anschauen kann – als eine computergestützte Erweiterung der Realität, ähnlich wie bei dem Online-Spiel Pokémon Go. Bei Otto heißt das Projekt Couch Vison.

Onlinehandel von morgen

Die Idee ist während der Innovation Days des Unternehmes entstanden. Eine Art Zukunftswerkstatt, bei der 200 Mitarbeiter aus verschiedenen Bereichen abseits des Arbeitsalltags an neuen Projekten arbeiten. „Unser Anspruch ist es, den Onlinehandel von morgen zu gestalten – wer hier seinen Teams keinen Raum für Kreativität und Innovation lässt, wird verlieren“, sagt der Chef der Otto-Einzelgesellschaft, Marc Opelt.

„Bei den Inno-Days schaffen wir Freiräume, in denen Kreativität entstehen kann“, sagt Otto-Mitarbeiterin Sa­brina Hauptman, die die Veranstaltung gemeinsam mit Stephan Kraus organisiert hat. „Es entwickelt sich eine ganz andere Zusammenarbeit zwischen Menschen, die im Arbeitsalltag nicht unbedingt etwas miteinander zu tun haben“, so Kraus. Das Besondere: Die besten Ideen, die im Rahmen einer Abschlusspräsentation prämiert werden, haben große Chancen, in den nächsten Monaten umgesetzt zu werden.

Es wird auch gelacht

Bei den Mitarbeitern kommt das gut an. Im kürzlich eingeweihten Co-Working-Bereich des Konzerns herrscht intensive Arbeitsatmosphäre. Überall stehen Laptops, Pinnwände und Wandtafeln. Es wird gedacht, diskutiert und auch gelacht. Die Teams heißen Das verrückte Labyrinth oder Unicorn. Die Gruppe um Merle Petersen aus dem Kundenmanagement etwa entwickelt eine Idee, wie auch weniger bekannte Designer bei Otto-Kunden um Unterstützung für die Umsetzung ihrer Produktentwürfe werben können.

Für den Versandhändler ist es die dritte Auflage der kreativen Ideenschmiede. Im vergangenen Jahr wurde unter anderem eine Chatfunktion für direkten Kontakt mit Kunden entwickelt. Oder ein Service-Aufkleber mit einem Scan-Code, über den sich schnell und unkompliziert Gebrauchsanweisung und Informationen eines Produkts aufs Smartphone laden lassen. Das Angebot startet nächste Woche in die zweite Testphase bei den Kunden.