Frankfurt. Mit dem Smartphone online und im Handel zahlen? Es häufen sich wieder einmal Hinweise auf einen Deutschland-Start von „Apple Pay“.

Die Amerikaner können es schon lange, die Neuseeländer können es, die Schweizer und auch die Franzosen: Mit einem Gerät von Apple und der „Wallet“ genannten Geldbörsenfunktion kontaktlos zahlen. Aktuell nähren Berichte die Hoffnung, die Funktion könnte für Smartphones auch bald hierzulande kommen. Doch nach Recherchen unserer Redaktion ist noch kein Termin absehbar.

Anlass für Spekulationen in verschiedenen Medien liefert Apple selbst: Die deutsche Hilfeseite für Pay ist am 22. Februar aktualisiert worden, zuvor am 14. Februar. Da zeigte dann auch ein Screenshot einen vermeintliche Transaktion in Frankfurt: 3 Euro in einem Café, keine weiteren Details. Offenbar handelte es sich dabei um die bearbeitete Version des Screenshots, der auch in anderen Ländern eingesetzt wird.

Erstmals war aber ein deutscher Ort zu sehen, wie heise.de festhielt, wie heise.de festhielt. Das scheint ein erneuter Beleg zu sein für die These, die Mobile-Payment-Experte Rudolf Linsenbarth vom Beratungsunternehmen Cocus im Januar Aufmerksamkeit brachte: „Der Marktstart von Apple Pay dürfte im zweiten oder spätestens dritten Quartal des Jahres erfolgen.“

Über sogenannte Near Field Communication per PIN-Eingabe oder Fingerabdruck auf dem Handy wäre die kontaktlose Kartenzahlung technisch bereits bei 100.000 Geschäften in Deutschland, wie die Zeitschrift „c´t“ schätzt. Seit die Gebühren dafür drastisch gefallen sind, hat der Handel aufgerüstet, bietet firmenspezifische Lösungen an.

Bankenverband: In Arbeitskreisen kein Thema

Weder von Apple noch vom Bankenverband gibt es eine Bestätigung, dass sich absehbar andere Möglichkeiten ergeben. „In den entsprechenden Arbeitskreisen beim Bankenverband war die Einführung von Apple Pay bisher kein Gegenstand“, sagt Pressesprecherin Julia Topar. Die Entscheidung sei allerdings Sache der Geschäftspolitik der einzelnen Institute. Es gilt aber als wenig wahrscheinlich, dass bald bevorstehende Einführungen aus den Reihen des Bankenverbands die Arbeitskreise nicht erreicht haben.

Apple-Chef Tim Cook sagte erst Anfang Februar auf die Frage nach unter anderem Apple Pay, der deutsche Markt sei sehr wichtig. „Wir wollen (...) auch die deutschen Kunden so bedienen, dass sie glücklich sind. Und wir werden jeden Tag hart daran arbeiten.“ Jetzt heißt es von Apple nur, es gebe nichts zu verkünden. Und: Deutsche Erläuterungen zu Apple Pay gab es bereits zum Start des Dienstes in den USA, Aktualisierungen werden auch jeweils in den Übersetzungen vollzogen. Die gezeigte Transaktion aus Frankfurt allerdings ist wieder verschwunden, nun wird wieder eine Transaktion in der Schweiz gezeigt.

Nutzer aktivieren Bezahl-Möglichkeit über das Ausland

Manche deutsche Nutzer lassen sich aber nicht bremsen, über bereits beteiligte Länder den Dienst doch schon zu nutzen. Wer seine Ländereinstellungen zur Region und zum App-Store entsprechend verändert, kann Apple Pay aktivieren. Über den Start seines Dienstes boon in Frankreich und die App informierte der deutsche Anbieter Wirecard AG auch auf Deutsch. Und es ist möglich, sich ein Prepaid-Konto in Frankreich zuzulegen und es dann bei Apple Pay zuzufügen. Auf eine Anfrage unserer Redaktion zu Kunden aus Deutschland gibt man sich aber sehr bedeckt: „Wir freuen uns über das generelle Interesse an Apple Pay in Deutschland“, heißt es nur.

In den USA ging Apple Pay bereits im Oktober 2014 an den Start. Mit der hinterlegten Karte ist es möglich, in Geschäften zu zahlen, aber auch in Apps oder im Safari-Browser.
In den USA ging Apple Pay bereits im Oktober 2014 an den Start. Mit der hinterlegten Karte ist es möglich, in Geschäften zu zahlen, aber auch in Apps oder im Safari-Browser. © REUTERS | © Mike Blake / Reuters

Es finden sich aber bereits Erfahrungsberichte von Nutzern. Einer gibt den Tipp, an der Kasse nicht zu sagen, dass man mit Smartphone zahlen wolle. Trotz des entsprechenden Symbols glaube das Personal häufig, die Zahlung sei so nicht möglich. Das ist vielleicht auch ein Teil des Problems: In keinem westlichen Land hängen die Menschen so sehr am Bezahlen mit Barem, selbst unter jungen Deutschen ist das ausgeprägt.

Banken haben offenbar wenig Interesse

Aktivierungen über den umständlichen Umweg Ausland dürften auch den Druck auf deutsche Institute kaum steigen lassen, sich mit Apple auf die Einführung zu einigen. Bei Apple oder auch Samsung und Google mit deren Bezahlsystemen dürfte das Interesse größer sein als bei den meisten Instituten, die für weitere Drittanbieter wenig übrig haben dürften.

Den angestammten Banken ist an ihren Girokarten und an ihrem Online-Bezahlverfahren „Paydirekt“ gelegen. Paydirekt als Zusatzfunktion zum Girokonto und Konkurrenz zu Paypal haben fast alle deutschen Großbanken, Volksbanken und Sparkassen gemeinsam gegründet. 900.000 Kunden sind dafür registriert. Allerdings gibt es auch neue Akteure wie die Direktbank N26, die sich auf Kontoführung per Smartphone spezialisiert hat.