Hamburg. Viele Airlines berechnen den Kunden Extragebühren – eine Folge des harten Preiskampfes am Markt
Von Frankfurt nach Palma de Mallorca für 22 Euro, von Hamburg nach London für knapp 15 Euro – mit extrem günstigen Preisen versuchen Flugunternehmen weltweit, Kunden anzulocken. Besonders die deutsche Flugbranche gerät durch diesen Preiskampf unter Druck. Deutsche Fluggesellschaften verzeichneten 2016 nach Angaben des Bundesverbandes Deutsche Luftverkehrswirtschaft (BDL) zwar ein Wachstum von 1,4 Prozent, lagen damit aber deutlich unter dem europäischen Wachstum von plus 4,6 Prozent und dem weltweiten von 6,3 Prozent.
Um bei der Preisstrategie der Billigflieger mithalten zu können, berechnen viele Airlines ihren Kunden Nebenkosten, die das günstig erscheinende Angebot teurer machen. Wer etwa mit British Airways von Berlin nach London fliegen möchte, kann sich seinen Wunschsitzplatz aussuchen, bezahlt dafür aber 13 Euro pro Strecke.
Die Lufthansa bietet als günstigsten Tarif für Europaflüge die Klasse Economy Light an, deren Preise nur Handgepäck beinhalten. Wer Gepäck aufgeben möchte, zahlt für einen bis zu 23 Kilogramm schweren Koffer 15 Euro (online) bis 45 Euro (am Gate) extra. Eine Sitzplatzreservierung kostet zehn Euro, für einen Platz mit mehr Beinfreiheit 25 Euro. Kosten können auch für die Ausstellung eines Tickets entstehen. Air France etwa berechnet dafür zwischen sechs Euro (bei Onlinebuchung) und 25 Euro (am Flughafen).
Die Nebenkosten beim Fliegen gehören zu den Hauptthemen, die die Verbraucherzentralen beschäftigen. „Mittlerweile haben wir immerhin die gute gesetzliche Vorschrift, dass Fluganbieter den Endpreis sofort nennen müssen“, sagt Kerstin Hoppe, Referentin im Team Rechtsdurchsetzung der Verbraucherzentrale Bundesverband. „Dieser Preis enthält dann oft jedoch nur das, was zum Fliegen zwingend notwendig ist.“ Entsprechend sind „Zusatzleistungen“ wie Gepäck und Sitzplatzauswahl oft noch nicht enthalten – und werden teilweise erst sehr spät angezeigt. Laut Hoppe ist die Trennung von Flugpreis und Nebenkosten für viele klassische Airlines auch ein Weg, neben den Billigfliegern bestehen zu können. „Viele Fluggesellschaften wären sonst gar nicht mehr konkurrenzfähig.“ Billiganbieter wie Ryanair setzen ihren Kunden vor allem das Gepäck in Rechnung: Ein 15-Kilo-Koffer kostet bei der Reise mit der irischen Fluggesellschaft zwischen 20 und 75 Euro, ein 20-Kilo-Gepäckstück zwischen 30 und 80 Euro. Auch eine in den Preis inbegriffene Verpflegung ist nicht selbstverständlich. Viele Airlines berechnen Extrakosten. Auf TUIfly-Flügen etwa werden Snacks und Getränke zu Preisen von 1,50 bis elf Euro angeboten.