Berlin.

Karte rein, Pin und Geldbetrag eintippen, Karte raus, Geld entnehmen – Geldautomaten müssen vor allem eins: funktionieren. Die große, meist graue Kiste ist allerdings oft noch ein Gerät von gestern, zumindest aus Sicht von Andy Mattes. Der Chef des deutsch-amerikanischen Konzerns Diebold Nixdorf arbeitet an der Zukunft: „Wir automatisieren die komplette Bankfiliale.“ Das hat Folgen für die Kunden weltweit.

Der klassische Geldautomat besteht im Prinzip aus drei Teilen: einem vollwertigen Computer, einem elektromechanischen Teil, der das Geld prüft und ausgibt, und Geldkassetten in einem Safe. Mehr als drei Millionen sind weltweit installiert, mehr als ein Drittel stammt von Diebold Nixdorf mit Sitz in North Canton, Ohio.

„Solche Automaten, aus denen ich nur Geld herausholen kann, werden immer seltener“, sagt Mattes. Das hat auch mit den Banken zu tun, die sich angesichts von Online-Banking und Digitalisierung neu aufstellen müssen – nicht nur in Deutschland. Computer übernehmen viele Aufgaben, die bisher Personal erforderten. Eine der grundsätzlichen Fragen: Braucht eine Bank so viele Filialen wie bisher und was wird dort angeboten?

Die Deutsche Bank etwa schließt in diesem Jahr 188 der 723 Filialen und stattet die verbliebenen besser aus. Die Commerzbank will keine ihrer mehr als 1000 Filialen schließen, plant aber je nach Standort unterschiedlich umfangreiche Angebote. Beide probieren in Pilotfilialen Neues aus.

In Italien sind neue Filialkonzepte schon weiter verbreitet: „Einer unserer großen italienischen Kunden hat im ganzen Land nur noch etwa zwei Dutzend Kassenschalter in seinen Filialen“, sagt Mattes. „Und die sehen eigentlich eher aus wie etwas größere Espressobars.“ Das Geld lagere fast ausschließlich in den Automaten.

Die Geräte der Zukunft können Dokumente scannen, biometrische Daten erkennen, etwa Fingerabdrücke, berührungslos Daten erfassen. So lassen sich Geschäfte auch ohne Bankkarte machen. Geld abheben läuft dann so: „Der Kunde bereitet die Transaktion auf seinem Smartphone vor, wischt mit dem Gerät über das Empfangsmodul des Automaten, nimmt sein Geld und kann gehen“, sagt der Diebold-Nixdorf-Chef.

Vor allem in den USA geht der Trend zu Filialen, in denen Automaten die klassischen Schaltermitarbeiter ablösen. Wie schnell sich solche Filialen in Deutschland durchsetzen werden, ist ungewiss. Die Commerzbank zum Beispiel plant sie derzeit nicht – zu komplex, heißt es: „Uns ist es wichtig, dass die Benutzerführung an den Geräten einfach und schnell ist.“ Zusätzliche Funktionen am Automaten kann sich das Institut aber durchaus vorstellen.

Technisch geht einiges, aber braucht der Kunde die schöne neue Automatenwelt? Konten eröffnet man schließlich nicht alle Tage, und auch einen Kleinkredit hat nicht jeder mehrmals pro Monat nötig. Überweisungen gehen praktisch auch online, dafür muss niemand in eine Filiale. Oder vielleicht doch?

In Österreich stellt Diebold Nixdorf gerade bei der Raiffeisenbank 1200 Automaten auf, die QR-Codes lesen können, die aufvielen Rechnungen aufgedruckt sind. „Der Kunde kann den Code am Automaten scannen, das Gerät erkennt die Daten, die Überweisung wird abgewickelt“, sagt Mattes.

Und in der Schweiz suchen ihm zufolge vermehrt jene Menschen, die viel mit dem Internet zu tun haben, Filialen auf und nutzen dort die Automaten für sichere Geschäftstransaktion. „Kunden wissen um die Gefahren des Hackens und dass die private Firewall nicht so sicher ist wie die der Bank.“