Hamburg. Chef Aufderheide freut sich auf Treffen der Regierungschefs. 2016 endet mit Rekordumsatz und Verlust

Für den 8. Juli haben etliche Organisationen bereits zu einer Großdemonstration in Hamburg unter dem Motto „G20 – not welcome“ gegen das Treffen der Staats- und Regierungschefs aufgerufen. Mehrere Zehntausend Menschen werden sich voraussichtlich an den Veranstaltungsorten, dem Rathaus und den Messehallen, versammeln.

Doch Bernd Aufderheide, als Vorsitzender der Geschäftsführung der Hamburg Messe und Congress GmbH (HMC) einer der Gastgeber der Spitzenpolitiker, bleibt bemerkenswert gelassen. „Natürlich wird es im Umfeld etwas Stress geben“, sagt er. Aber schließlich habe es auch vor dem Außenministertreffen der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) Anfang Dezember reichlich „Befürchtungen und Unkenrufe“ gegeben.

„Ich hoffe, dass der G20-Gipfel ähnlich friedlich über die Bühne geht, wie es beim OSZE-Treffen der Fall war“, so Aufderheide. Auf der Jahrespressekonferenz macht er keinen Hehl daraus, dass die Messegesellschaft vom G20-Gipfel nicht nur im Hinblick auf die damit verbundene internationale Aufmerksamkeit profitiert: „Das wird eine sehr wirtschaftliche Veranstaltung für uns.“ Zahlen darf er aber nicht nennen, das ist in den Verträgen so festgelegt. Für 2017 erwartet Aufderheide einen Umsatz von 69,5 Millionen Euro, was einem Anstieg von elf Prozent gegenüber dem vergleichbaren Jahr 2015 entspräche – und das, obwohl das städtische Unternehmen auf das Con­gress Center Hamburg (CCH) verzichten muss. Die Gebäude werden für 194 Millionen Euro bis Sommer 2019 saniert.

In den vergangenen beiden Jahren erzielte der Bereich CCH Erlöse zwischen neun und zehn Millionen Euro. Die Ausfälle sollen aber 2017 durch den G20-Gipfel und durch eine Veranstaltung, die weit entfernt von Hamburg stattfindet, mehr als ausgeglichen werden: Die HMC betreut den deutschen Pavillon auf der Weltausstellung Expo in Astana (Kasachstan) vom 10. Juni bis 10. September. Rund 80 Mitarbeiter der Hamburger Messegesellschaft werden in Astana vor Ort sein.

Für Aufderheide ist 2017 ein „Jahr der Premieren“: An diesem Freitag beginnt die „home²“, eine Publikumsmesse für die Themen Immobilien, Bauen und Modernisieren. „Gerade in Hamburg trifft das einen Nerv“, ist der HMC-Chef überzeugt. Mitte Oktober findet erstmals die Oldtimermesse „Hamburg Motor Classics“ statt. Angesichts der hohen verfügbaren Einkommen in der Hansestadt sei auch dies eine gut zum Veranstaltungsort passende Veranstaltung, meint Aufderheide.

2016 war nach seinen Worten ein „brillantes Jahr“ für die HMC. Zum zehnten Mal in Folge konnte ein Umsatzrekord verbucht werden. So kletterten die Erlöse auf 111,5 Millionen Euro und damit um gut elf Prozent gegenüber 2014 – die geraden Jahre sind traditionell wesentlich veranstaltungsstärker.

Noch wichtiger war nach den Worten von Aufderheide aber, dass das Jahresergebnis 2016 nur noch „hauchdünn im Minus“ lag. Zwar nahm das operative Ergebnis leicht auf 25,5 Millionen zu, aber angesichts der Immobilien-Leasingrate von 22 Millionen Euro und Instandhaltungskosten von fünf Millionen Euro für die älteren Hallen kam man unter dem Strich auf einen Verlust von rund zwei Millionen Euro.

Kritisch sieht dies der wirtschaftspolitische Sprecher der FDP-Bürgerschaftsfraktion, Michael Kruse: „Das negative Ergebnis der HMC in einem geraden Jahr, in dem traditionell viele Messen stattfinden, zeigt, dass die beginnende Revitalisierung des CCH dringend nötig ist.“

Wegen des Wegfalls der Verbraucherausstellung „Du und Deine Welt“, die eingestellt wurde, nahm die Zahl der Messebesucher im Vergleich zu 2014 um knapp acht Prozent auf 766.314 Personen ab. Ansonsten sei „fast alles gut gelaufen“, so Aufderheide – bis auf die „Hanseboot“, die sich noch immer „in schwerer See“ befinde.