Hamburg. Newark-Verbindung wird bis Mai eingestellt. Nachfrage zu gering
Der Hamburger Flughafen erfreut sich steigender Beliebtheit. Erstmals soll in diesem Jahr die Marke von 16 Millionen Passagieren geknackt werden. Es wäre der dritte Rekord in Folge. Der Billigflieger Ryanair eröffnete im November eine Basis und verkündete am Freitag mit Verona eine neue Destination. Auch andere Airlines nehmen neue Strecken auf. 120 Direktziele stehen in Fuhlsbüttel auf dem Plan. Bald wird es allerdings eins weniger sein – und es ist ausgerechnet die einzige Transatlantik-Verbindung, die vorübergehend nicht mehr angesteuert wird.
Wenn United Airlines am 10. Januar nächsten Jahres in Richtung Newark abhebt, wird die Fluggesellschaft anschließend eine Pause bis zum 5. Mai einlegen. „Die Nachfrage auf der Strecke ist von Januar bis April deutlich schlechter gewesen als in den Vorjahren“, sagte ein United-Sprecher. Für private Flüge gebe es eine Vorlaufzeit bei der Buchung von zehn bis 15 Wochen, Tickets wurden zu selten gebucht. United hatte ursprünglich vier bis fünf Verbindungen pro Woche im Winter geplant.
Flughafen sieht sich weltweit gut verknüpft – mit Umsteigen
„Die kurzfristige Entscheidung ist überraschend“, sagte der Luftfahrtexperte Cord Schellenberg. Schließlich werde die Boeing 767-300 mit First-Class-Bereich gerade von Geschäftsreisenden gern genutzt. Zwar sei der Januar immer ein schwacher Monat, aber im Februar ziehen Geschäftsreisen normalerweise wieder an. Beim Flughafen gibt man sich gelassen. „Wir sind sehr gut verknüpft mit 900 Zielen weltweit, die die Passagiere mit einmal Umsteigen erreichen können“, sagte Sprecherin Janet Niemeyer. Man verfüge über exzellente Verbindungen zu den Drehscheiben in Europa und Dubai – das Wüstenemirat ist nun aber die einzige Langstrecke, die mit etwa 5000 Kilometer Entfernung für die Kategorie auch eher kurz ist.
Im starken europäischen Streckennetz sieht auch Schellenberg eine Erklärung für das vorübergehende Aus von Hamburg-Newark. Während die United-Maschine stets um 9 Uhr morgens in Fuhlsbüttel startet, wollen Passagiere zu ihren perfekt passenden Tageszeiten fliegen. Da nehmen sie auch gern Umsteige-Verbindungen in Kauf. Apropos kaufen: Der Preis spielt natürlich auch eine Rolle. Die direkte Verbindung sei häufig wegen der höheren Bequemlichkeit teurer als die mit einem Stopp. Und Newark war bisher auch für viele Hamburg-Reisende nur eine Drehscheibe. Rund 300 Ziele bedient die US-Airline von dort aus. Wer also zum Beispiel künftig nach Los Angeles will, kann mit der Konkurrenz über Amsterdam, Frankfurt oder London zum Ziel kommen. Erstmals im Winter fliegt Icelandair von Hamburg nach Reykjavik. Island eigne sich ganz gut zum Umsteigen, zumal künftig dort bereits die Passkontrolle für die USA erfolgen könne, sagt Schellenberg. Nach der Landung sparen sich Reisende dort diese Prozedur.
Bleibt die Frage: Bekommt Hamburg künftig weitere Langstreckenverbindungen? Vor allem Wirtschaftsvertreter hatten dies immer wieder gefordert. „Wir sehen Potenzial für solche Strecken und sind immer mit Airlines im Gespräch“, sagt Niemeyer. Airlines müssten Hamburg als Drehkreuz erkennen, sagt Schellenberg. Falls US-Fluglinien wie Delta oder American ihre Strategie ändern und in Europa neben den Hubs auch in die Regionen fliegen würden, seien weitere Transatlantikflüge möglich. Asiatische und afrikanische Airlines könnte die Konkurrenz von Emirates schrecken, die zweimal täglich mit großem Fluggerät nach Dubai fliegen – mit einer Ausnahme: „Für chinesische Airlines könnte Hamburg interessant sein.“ Die Verbindung nach Shanghai – mit Zwischenstopp in Frankfurt – wurde allerdings 2013 eingestellt.