Hamburg. Konkurrenz für TUI und Neckermann: Laut Ryanair bezahlen Kunden seit Jahren zu viel für Pauschalreisen. Auch Airbnb betritt Neuland.

Die Reisebranche ist weiter im Umbruch. Pauschalreiseveranstalter wie Tui oder Neckermann, die mit dem Bündeln von Ferienflügen, Hotels und Transfers groß geworden sind, werden heute immer stärker durch neue Konkurrenten in die Zange genommen. Kürzlich hat die Online-Zimmervermittlung Airbnb angekündigt, demnächst auch Ausflüge und etwas später auch Flüge anzubieten, womit man dem Modell des klassischen Reiseveranstalters ein Stück weit näher kommen würde.

Airbnb startet den neuen Service in den zwölf Städten Los Angeles, San Francisco, Miami, Detroit, Havanna, London, Paris, Florenz, Nairobi, Kapstadt, Tokio und Seoul. Das Angebot soll allerdings rasch ausgeweitet werden, 39 weitere Städte seien schon in den Startlöchern.

"Kunden haben seit Jahren zu viel für Pauschalreisen bezahlt"

Und nun meldet sich auch noch Ryanair zu Wort: Der irische Billigflieger, der pro Jahr bereits mehr als 100 Millionen Passagiere zählt, will sich dem Pauschalreise-Markt öffnen und zusammen mit Partnern selbst entsprechende Angebote machen. Die Kunden, die bislang nur separat einzelne Extras wie Leihwagen oder Unterkünfte über die Website buchen können, würden dann tatsächlich erstmals alle Leistungen aus einer Hand bekommen. Und das dann auch abgesichert mit den Regeln, die für eine Pauschalreise gelten.

Partner von Ryanair sind der spanische Reiseveranstalter Logitravel und der Unterkunftsanbieter World2Meet. Zusammen wolle man unter dem Dach von Ryanair Holidays den Markt für Pauschalreisen wie vorher bereits das Fliegen „komplett verändern“, erklärte in bekannt selbstbewusster Manier der Chief Marketing Officer von Ryanair, Kenny Jacobs. Kunden hätten „seit Jahren zu viel für Pauschalreisen bezahlt.“

Immer Preise und Leistungen vergleichen

Wer ab 2017 über Ryanair bucht, soll vollen Verbraucherschutz genießen und durch eine Versicherung vor dem Ausfall einzelner Reisebausteine, etwa durch Insolvenz eines Leistungsträgers, geschützt sein. Das ist bei anderen der sogenannten X-Veranstalter, die ohne Katalog, sondern nur über Datenbanken Hotel- und Transportleistungen bündeln, nicht anders, auch Air Berlin zum Beispiel hat seit Jahren eine Veranstaltersparte. Neu ist indes, dass die Ferienflüge nun mit jener Airline erfolgen, die aufgrund ihrer guten Kostenstruktur tatsächlich für das eine oder andere Schnäppchen gut ist.

Wie stark das zum Beispiel bei einem 14-tägigen Familienurlaub mit Ryanair-Flug von Hamburg nach Mallorca ins Gewicht fällt, wird sich erst zeigen, wenn die Airline ihre Pauschalangebote veröffentlicht. Da Ryanair aus Marketinggründen auch schon mal Flüge für 4,99 Euro pro Strecke offeriert (wie kürzlich von Hamburg nach Brüssel), könnte tatsächlich das eine oder andere Schnäppchen möglich sein. Unter dem Strich sollte man aber immer Preise und Leistungen vergleichen. Denn auch die klassischen Anbieter sind in der Lage, mit Charterflügen, Frühbuchertarifen und Last-Minute-Kontigenten gute Offerten zu bieten. „Eine Revolution des Reisemarktes wird es deshalb durch Ryanair wohl nicht so schnell geben“, sagte ein Branchenexperte dem Abendblatt.