Hamburg. Optikerkette erwartet 2016 schwächeres Ergebnis
Die Hamburger Optikerkette rechnet erstmals seit längerer Zeit mit weniger Gewinn. Das Ergebnis werde 2016 leicht unter dem Vorjahr liegen, nachdem der Quartalsgewinn vor Steuern im dritten Quartal trotz eines gestiegenen Umsatzes um neun Prozent gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum eingebrochen ist. Für das dritte Quartal wurde ein Gewinn vor Steuern von 70,1 Millionen Euro ausgewiesen. In den ersten neun Monaten sank der Vorsteuergewinn um 3,4 Prozent auf 186,8 Millionen Euro. Nur das zweite Quartal lief für die Optikerkette gut.
„Das ist schon ein ordentlicher Einschnitt für Fielmann“, sagt Simon Heilmann von der Investmentbank Equinet. Den letzten Ergebnisrückgang verzeichnete Fielmann im Jahr 2004. Damals wurde der Kassenzuschuss für Brillen ganz gestrichen. Zwar gibt die Firma keine konkrete Ergebnisprognose ab, aber möchte doch mindestens so gut wie im Vorjahr abschneiden. Das wird nun 2016 wohl nicht mehr der Fall sein. Deshalb gab Fielmann eine Zwischenmitteilung heraus, während das komplette Zahlenwerk für das dritte Quartal erst am Donnerstag veröffentlicht wird.
Innerhalb von zwei Wochen verloren Fielmann-Aktien fast 15 Prozent, auch am Montag sackte der Kurs um mehr als fünf Prozent ab. Mit Ausnahme des Gewinns bewegen sich die übrigen wesentlichen wirtschaftlichen Kennzahlen der Optikerkette dagegen im Plus. Der Konzernumsatz stieg in den ersten neun Monaten von 987 Millionen auf eine Milliarde Euro, der Absatz legte von 5,77 auf 5,9 Millionen Brillen zu. Gleichzeitig bekräftigte Fielmann seinen Wachstumskurs. In diesem Jahr werden zwölf neue Filialen eröffnet, wovon acht Projekte bereits realisiert worden sind. Außerdem sollen bestehende Geschäfte vergrößert werden. „Wir sind zuversichtlich, unsere Marktposition auszubauen“, heißt es in der Mitteilung. Vor allen in der Schweiz und Italien will Fielmann wachsen.
„Es kommt jetzt darauf an, was die Gründe für den Gewinnrückgang sind“, sagt Karsten Rahlf von SRH AlsterResearch. Das könne auch durch das Wachstum begründet sein. Immerhin wurden auch 500 neue Arbeitsplätze geschaffen. Rahlf erwartet nicht, dass sich das operative Geschäft grundlegend verschlechtert hat. Experte Heilmann hatte dagegen schon vor Tagen Anlegern geraden, ihren Fielmann-Aktienbestand zu reduzieren. Er sieht strukturelle Probleme bei der Optikerkette. „So verfügt das Unternehmen nicht über eine überzeugende Digitalisierungsstrategie“, sagt er. Fielmann hatte dem Onlinehandel mit Brillen immer wieder eine Absage erteilt. Die nach Fielmann zweitgrößte Kette Apollo hatte kürzlich mit dem Internet-Verkauf von Brillen begonnen.