Berlin. Unfälle mit den Flugkörpern häufen sich. Jetzt will Verkehrsminister Dobrindt die Vorschriften verschärfen
Die Mitteilung der Münchener Polizei von Anfang Oktober lässt aufhorchen: „Am vergangenen Samstag ist es in der östlichen Einflugschneise zum Flughafen München erneut zur Sichtung einer Drohne in unmittelbarer Nähe eines Airbusses gekommen“, schrieb die Behörde.
Den Abstand zum anfliegenden Jet schätzte der Pilot auf maximal 50 Meter. Eine höchst gefährliche Situation, denn eine Kollision beider Flugkörper könnte verheerende Folgen haben. „Der Straftatbestand des gefährlichen Eingriffes in den Luftverkehr ist mit empfindlichen Freiheitsstrafen sanktioniert“, warnte die Kripo mögliche Nachahmer.
Weil sich derart gefährliche Situationen und auch Unfälle mit Drohnen häufen, will die Bundesregierung nun die Regeln für das Steuern von Drohnen verschärfen. Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) hat bereits eine entsprechende Verordnung in die Länderabstimmung geschickt. Sie könnte bald in Kraft treten. Die neuen Vorschriften betreffen sowohl private als auch gewerbliche Drohnenpiloten.
Künftig sollen alle Fluggeräte, die mehr als 250 Gramm wiegen, vom Eigentümer mit einer unbrennbaren Plakette gekennzeichnet werden. 15 Euro soll das die Besitzer kosten. Zusätzlich plant Dobrindt die Einführung eines Drohnen-Führerscheins. Wer eine Drohne mit mehr als fünf Kilogramm Gewicht in der Luft steuern will, benötigt in Zukunft eine Lizenz zum Fliegen.
Die notwendigen Kenntnisse müssen in einer Prüfung nachgewiesen werden. Außerdem bedarf es vor dem ersten Start generell einer Erlaubnis dazu. Geräte über 25 Kilogramm dürfen nur mit Ausnahmegenehmigungen betrieben werden.
Deutsche Flugsicherung zählt immer mehr Zwischenfälle
Die Verordnung soll auch die Gebiete einschränken, in denen Drohen fliegen dürfen. Über Menschenansammlungen, in Naturschutzgebieten oder etwa über Bundeswehreinrichtungen sollen Drohnen verboten werden. Eingeschränkt ist der Betrieb auch über Wohnsiedlungen. Kann eine Drohne Funksignale empfangen oder Bilder aufnehmen, ist der Flug über Häuser und Gärten ohne Erlaubnis des Besitzers untersagt. Außerdem dürfen die Flieger nicht höher als 100 Meter steigen.
Brenzlige Situationen mit Drohnen gab es zuletzt häufiger. Erst im August war es in 1700 Metern Höhe zu einem Beinahezusammenstoß eines Verkehrsflugzeugs mit einer Drohne gekommen. Bei der Deutschen Flugsicherung (DFS) sind die Fachleute deshalb alarmiert.
2015 verzeichnete die Behörde noch 15 Meldungen von Piloten, die eine Drohne gesichtet haben. In den ersten neun Monaten dieses Jahres waren es bereits 55. „Das könnte zu einem Sicherheitsproblem werden“, sagt DFS-Sprecherin Kristina Kelek. Der Flugsicherung gehen die Pläne des Verkehrsministers deshalb auch nicht weit genug. Sie hätte gerne eine Registrierungspflicht wie in den USA.
Wie viele der sogenannten unbemannten Fluggeräte in Deutschland unterwegs sind, weiß niemand genau. Eine Hochrechnung der DFS auf Basis der in den USA ermittelten Verkaufszahlen geht von 400.000 in diesem Jahr verkauften Flugmodellen aus. Zum Vergleich: Die Zahl der normalen Helikopter und Flugzeuge liegt bei 25.000.
Für Hobbypiloten sind die vergleichsweise jungen Fluggeräte eine feine Erfindung. Sogenannte Multicopter sind leicht zu handhaben und praktisch überall einsatzfähig. Schon ab 20 Euro sind die Miniflieger laut Stiftung Warentest im Handel erhältlich. Für einen dreistelligen Betrag gibt es vergleichsweise leistungsfähige sogenannte Quadrocopter, mit denen sich die Welt aus der Vogelperspektive betrachten, fotografieren oder filmen lässt. Dieser Blick von oben herab macht für viele Nutzer auch den Reiz der Drohnen aus. Das Geschäft mit den zivilen Fluggeräten boomt laut Stiftung Warentest.
Neben Privatleuten haben auch Firmen den Himmel ins Visier genommen. Vor allem die Logistikbranche experimentiert mit Drohnen. Auf der Nordseeinsel Juist und in Bayern probierte DHL Lieferungen mit dem Paketcopter aus. Dafür hat die Flugsicherung eigene Luftkorridore freigegeben.
„Drohnen bieten ein großes Potenzial – privat wie gewerblich“, stellt Bundesverkehrsminister Dobrindt fest. Doch mit wachsender Zahl steige auch die Unfallgefahr.