Hamburg. Alexander Kittel hat seinen Job als Architekt aufgegeben, um sich selbstständig zu machen – mit Spezialitäten aus Großbritannien.
Schon als Kind liebte Alexander Kittel Battenberg-Cake. Den süßen Teekuchen lernte er in der Heimat seiner Mutter, der Grafschaft Devon im Südwesten Englands, kennen und wunderte sich, dass es den nicht in Deutschland gab. Nicht nur die Küche und Backwaren der Insel begeisterten ihn, sondern die britische Lebensart insgesamt.
Die zelebriert Kittel seit Juli dieses Jahres in seinem Konzeptladen in Eppendorf. „Fine British Goods“ verkündet die Holzfassade von „Kittel’s“. Das meint vor allem Kulinarisches, wie frische Scones mit Clotted Cream, Cheddar-Käse, Rosemary-Cracker, Pflaumen-Chutney oder englischen Wein.
Delikatessen, Kosmetik und Antiquitäten
Angeboten werden die Delikatessen Seite an Seite mit Naturkosmetik, Accessoires und Antiquitäten aus Zeiten, in denen Queen Elizabeth II. noch ein junges Mädchen war – alles handverlesen vom Geschäftsinhaber selbst.
Im Jahr 2009 zog Kittel aus Mainz nach Hamburg und arbeitete als Architekt in der Projektleitung. Für die Karriere im Job legte man ihm ein Aufbaustudium in Betriebswirtschaft nahe.
Auf Reise Gleichgesinnte getroffen
„Das war der Moment, in dem ich mich fragte, was ich wirklich will“, sagt der 34-Jährige. Er quittierte seinen Job, reiste im Sommer 2014 nach Cornwall und vier Wochen lang durch Südwestengland. Unterwegs traf er immer wieder Menschen, die ihn faszinierten.
Und das vor allem deshalb, weil einige wie er an einem Wendepunkt im Leben waren – sie hatten ihre Karriere aufgegeben, um einen Neuanfang zu wagen, zum Beispiel mit einer eigenen Käserei.
Tipps von Unternehmensberatern
Voller Energie und Lebensfreude waren sie. Das beeindruckte den Wahlhamburger. Er besuchte Manufakturen und lernte unter anderem neue Wein- und Käsespezialitäten kennen. „Da wusste ich, dass ich diese wunderbaren Produkte nach Deutschland bringen möchte“, so Kittel.
Zurück zu Hause besuchte er Seminare der Hamburger Existenzgründer Initiative (H.E.I). Bei Unternehmensberatern, die er dort kennenlernte, holte er sich Rat, entwickelte einen Businessplan und legte ihn diversen Banken vor. Die unterschiedliche Resonanz verblüffte den Gründer.
Bei mehreren Banken vorsprechen
Denn die einen halfen mit wertvollen Tipps und großer Bereitschaft, andere Bankberater zweifelten an der Bewertung der Zahlen und wollten keinen Kredit geben. Die Erkenntnis von Alexander Kittel, die er anderen Gründern mit auf den Weg gibt: Sie sollten sich nicht mit unklaren Argumenten abspeisen lassen, sondern bei mehreren Banken vorsprechen.
Mit Eigenkapital, Fördermitteln von der Agentur für Arbeit, einem Darlehen der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) und Unterstützung von Freunden konnte der Halbengländer seine Geschäftsidee finanzieren.
Produkte bald auch im Internet bestellen
Der Moment, als er sich für die Selbstständigkeit entschieden hatte, war schlimm, erinnert sich Kittel. Doch als der Anfang gemacht war, verschwand auch die Angst, die Unsicherheit, die der Schritt in die Selbstständigkeit mit sich bringen kann. Er ging Schritt für Schritt vor und holte sich Hilfe von Spezialisten, sei es für den Ladenbau oder die Buchhaltung.
„In diesem Prozess ergab sich vieles von selbst“, sagt der Gründer. Bei seinen Kunden kamen die Spezialitäten auf Anhieb gut an. Bald sollen seine Produkte auch im Internet zu bestellen sein.