Hamburg. Weniger Umschlag, Probleme in der Türkei und das Aus für den Hansa Terminal setzen dem Traditionsunternehmen stark zu. 200 Jobs weg
Das Hamburger Hafenunternehmen Buss Ports Logistics richtet sich neu aus und baut dabei ein Drittel seiner Stellen ab. „Wir werden das Unternehmen verkleinern und stärker auf zwei erfolgversprechende Geschäftsfelder fokussieren“, sagte der geschäftsführende Gesellschafter der Buss Gruppe, Johann Killinger im Gespräch mit dem Abendblatt. Dabei müssten 200 von 600 Stellen abgebaut werden. Das gesamte Küstenhandelsgeschäft (Short-Sea-Verkehr) stößt Buss ab, der Hafenumschlag in Hamburg wird wegen der Schließung des Buss-Hansa-Terminals beendet.
Zugleich wird Marco Neelsen, der Geschäftsführer von Buss Ports, nach nur einem Jahr im Amt, das Unternehmen Ende November wieder verlassen – wenn die Restrukturierung weitgehend abgeschlossen ist. „Wir wollen den Arbeitsplatzabbau so sozial verträglich wie möglich durchführen“, sagte Neelsen. „Vieles ginge über Vorruhestandsregelungen oder Abfindungszahlungen. Betriebsbedingte Kündigungen sind aber nicht auszuschließen.“
Zumindest in einem Bereich sollen die Arbeitsplätze aber vorerst erhalten bleiben: Die Securitas Gesellschaft für Seeverpackungen mit ihren 25 Mitarbeitern musste bereits Ende vergangener Woche Insolvenz anmelden. „Hier haben aber zwei namhafte Firmen ihr Interesse angemeldet, die den Betrieb weiterführen wollen“, so Neelsen.
Interne und externe Gründe hätten die Verkleinerung notwendig gemacht, sagte Killinger. Aufgrund der allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung gehe das Ladungsaufkommen seit Jahren zurück. Dennoch habe Buss Ports seine Geschäftstätigkeiten ausgeweitet. „Wir sind wahrscheinlich zu schnell und zu breit gewachsen“, sagte Killinger. Beispielsweise habe sich das Unternehmen an einem Hafenbetrieb in der Türkei beteiligt, der wegen der jüngsten politischen Entwicklung plötzlich stagniere und unter der Abwertung der türkischen Lira leide. Außerdem läuft der Pachtvertrag für das Buss-Hansa-Terminal in Hamburg aus, der Betrieb wird Ende des Jahres eingestellt. Die Stadt will die Flächen für neue Hafenentwicklung und die Ansiedelung von Industrie nutzen. Für die verbliebenen 70 Mitarbeiter ist ein Sozialplan vorgesehen, über dessen finanzielle Ausstattung derzeit vor einer Einigungsstelle verhandelt wird. „Das ist ein laufendes Verfahren, deshalb kann ich mich dazu nicht äußern“, sagte Killinger. Positiv sei aber zu vermerken, dass trotz der Schließung des Terminals dem Hamburger Hafen keine Ladung verloren gehe, betonte Killinger. „Alle unsere Kunden sind bei anderen Hamburger Umschlagbetrieben untergekommen.“
Beibehalten will Buss die Hafenumschlagsterminals in Stade, Sassnitz auf Rügen sowie im niederländischen Eemshaven. Für den letzteren Hafen spricht Buss mit einem möglichen Logistikpartner, der eigene Kunden mitbringt. So soll das Geschäft dort langfristig abgesichert werden. In Eemshaven werden Windkraftanlagen für norddeutsche Windparks verladen. „In vier bis fünf Jahren werden die Projekte abgeschlossen sein. Dann sehen wir eine Chance darin, unser Wissen beratend im europäischen Ausland anzubieten, wo immer weitere Windparks entstehen“, so Neelsen.
Als weiteres Geschäftsfeld werde Buss in den Rückbau von Ölbohrplattformen einsteigen. Rund 700 alte Anlagen auf See müssten in wenigen Jahren zurückgeschleppt und verschrottet werden. „Der Geschäftspartner fasst diesen Markt ins Auge. Dafür wäre das am tiefen Wasser gelegene Eemshaven gut geeignet.“ Um die entsprechenden Genehmigungen bemühe sich der Betrieb.
Zweites wichtiges Standbein von Buss Ports wird das Stauereigeschäft, das über das Verstauen von Seegütern auf Schiffen oder in Containern heute weit hinausgeht. So regelt Buss für das Kohlekraftwerk von Vattenfall und das Stahlwerk Arcelor Mittal in Hamburg sowie für das Stahlwerk ThyssenKrupp in Duisburg den gesamten Rohstoffnachschub sowie die Zusammensetzung der zu verfeuernden Kohlemischung. Dieses sogenannte „Kontraktlogistikgeschäft“ will Buss ausbauen.
„Damit sind wir für die Zukunft gut aufgestellt“, so Killinger. Die übrigen Aktivitäten der Buss Gruppe, zu denen auch eine Entwicklungsgesellschaft für Logistikimmobilien sowie eine kleine Reederei mit 20 Schiffen gehören, sind von der Restrukturierung nicht betroffen. Unternehmenssitz bleibt Hamburg.