Hamburg. Daimler fusioniert Tochter Mytaxi mit Londoner Wettbewerber Hailo. Kunden können dann auch in Großbritannien ein Taxi per App rufen.
Das schwarz-gelbe Logo der Firma gehört in Hamburg seit Jahren zum Straßenbild: Auf Taxis wirbt Mytaxi für seine Dienstleistung, ein Fahrzeug per App bestellen zu können. Das Handy zeigt an, wann der Fahrer vor der Tür steht, und am Ende der Tour kann der Kunde diese auch per Smartphone bezahlen, per Kreditkarte oder Paypal. Mytaxi kassiert für den Service eine Provision von sieben Prozent vom Fahrpreis.
Dieses Buchen von Taxis in der digitalen Welt ist so umstritten wie begehrt, ähnlich wie HRS bei den Hotelportalen. Jetzt fusioniert Daimler seine Tochter Mytaxi mit dem Londoner Wettbewerber Hailo. Mytaxi wurde 2009 in Hamburg gegründet und 2014 von den Stuttgartern übernommen. Es ist der erste größere Zusammenschluss zwischen solchen Web-Fahrdiensten. Der Autokonzern investiert in Hailo, um das Angebot in Europa noch stärker in den Köpfen der Kunden zu verankern. Mytaxi-Kunden können nach der Fusion in Zukunft auch in Großbritannien und Irland ein Taxi mit ihrer App rufen.
Trotz Fusion bleibt Mytaxi in Hamburg
Das fusionierte Unternehmen wird auch europaweit unter der Marke „Mytaxi“ operieren. Das Hauptquartier soll in Hamburg angesiedelt sein. „Niemand wird hier seinen Job verlieren“, sagte ein Mytaxi-Sprecher dem Abendblatt. Bisher arbeiten 120 Mitarbeiter für Mytaxi in Hamburg, europaweit sind es 200. Chef des Unternehmens wird der bisherige Hailo-Chef Andrew Pinnington.
Bei der Fusion der beiden Unternehmen fließt kein Bargeld. Der Deal wird alleine durch den Austausch von Firmenanteilen finanziert. Zu den Details des Vertrags machten die Unternehmen keine Angaben.
Zu der Standortwahl des fusionierten Unternehmens äußerte sich bereits die Politik: „Wir begrüßen die Entscheidung von Mytaxi, auch nach dieser Fusion dem Standort Hamburg die Treue zu halten“, sagte Carsten Ovens, Fachsprecher der CDU-Bürgerschaftsfraktion für Digitale Wirtschaft. „Eine tolle Erfolgsgeschichte der Hamburger Online-Community. Gerade die Szene für innovative Mobilitätsdienstleistungen wird damit bei uns noch stärker. Um weitere Innovationen ,Made in Germany‘ zu ermöglichen, sollte jetzt geprüft werden, inwieweit Reformen im Bereich des Personenbeförderungsgesetzes nötig sind, um einen Wettbewerb auf Augenhöhe mit den großen Unternehmen aus den USA zu gewährleisten.“
Hailo hat es auf dem US-Markt versucht
Zum Hintergrund: Hailo war zeitweise auch in den USA vertreten, musste sich aber im Wettbewerb mit Uber und Lyft, die auch Wagen von Privatleuten in den Taxi-Markt einbeziehen, 2014 zurückziehen. Kritisch sieht den Zusammenschluss der Präsident des Deutschen Taxi- und Mietwagenverbands BZP, Michael Müller: „Wir beobachten Fusionen wie die von Mytaxi und Hailo mit Sorge. Denn es geht bei diesen Geschäften um nichts anderes als Veränderungen in der Vermittlung des Taxigeschäfts, weder um zusätzliche Angebote für Fahrgäste noch um neue Kunden für das Taxigewerbe. Es wird kein zusätzliches Angebot auf die Straße gebracht – weder in strukturschwachen Regionen noch zu Tageszeiten mit Nachfragespitzen“, sagte Müller.
Niclaus Mewes, der Gründer von Mytaxi, wird künftig im Beirat des Unternehmens sitzen. Außerdem wird Mewes Geschäftsführer der Daimler Mobility Services GmbH. „Er wird eine zentrale Rolle bei der Integration und der strategischen Entwicklung des neuen Mytaxi-Unternehmens spielen“, hieß es. Klaus Entenmann, Vorstand der Daimler Financial Services AG, betonte, das aktuelle Investment werde zusätzlich zu den 500 Millionen Euro in die Hand genommen, die Daimler in den vergangenen Jahren bereits in den Aufbau von Mobilitätsplattformen gesteckt habe. Daimler investiert ähnlich wie andere Hersteller in den Markt, der als Ergänzung zum Verkauf von Fahrzeugen in gesättigten Märkten an Bedeutung gewinnt. So investierte VW vor Kurzem 300 Millionen Euro in die israelische Fahrtenvermittlung Gett, die ihre Dienste ebenfalls in London anbietet. In Deutschland ist Gett nicht verfügbar.
Fusion muss genehmigt werden
Hailo ist bislang in Großbritannien, Irland und Spanien aktiv. Mytaxi operiert in Deutschland, Österreich, Italien, Polen, Portugal, Spanien und Schweden und zählt 45.000 registrierte Fahrer. Das neue Unternehmen verfüge damit über rund 100.000 Taxifahrer als Vertragspartner und sei in mehr als 50 Städten in neun Ländern aktiv.
Hailo wurde 2011 gegründet und von prominenten Investoren wie dem Virgin-Gründer Sir Richard Branson mit insgesamt über 100 Millionen Dollar finanziert. Hailo hatte 2014 noch einen Verlust von 21,7 Millionen Pfund, umgerechnet 25,8 Millionen Euro, erwirtschaftet. Zahlen für das Jahr 2015 liegen noch nicht vor.
Die Absichtserklärung, Mytaxi und Hailo zusammenzuführen, muss nach Angaben der Unternehmen von den europäischen Regulierungsbehörden genehmigt werden. Eine Entscheidung werde in den kommenden Wochen erwartet, hieß es.