Hamburg. Martin Kind verkauft künftig auch Brillen. Bis zu 30 neue Kombi-Filialen sind jährlich geplant – auch Hamburg ist im Gespräch.

„Kind macht Ihnen schöne Augen“ steht in großen Buchstaben an der Filiale des Hörgerätespezialisten in Osnabrück. Im Laden sortieren die Mitarbeiter Brillen in Regale ein. Markennamen wie Prada und Giorgio Armani schmücken die Wände. Das Unternehmen, das sonst mit dem Werbespruch „Ich habe ein Kind im Ohr“ wirbt, weitet künftig sein Sortiment aus: Die Kette, die im Markt für Hörgeräte in Deutschland führend ist, will in Zukunft an etlichen Standorten auch Brillen anbieten – der Laden in Osnabrück, der Ende vergangenen Monats eröffnet hat, ist erst der Anfang einer neuen Strategie bei Kind rund um das bessere Sehen.

Fielmann wächst mit Hörgeräten kräftig

Die Erweiterung der Angebotspalette um Brillen wird in der Branche als Kinds Antwort auf den umgekehrten Trend verstanden, dass immer mehr Brillenhändler auch Hörgeräte verkaufen. Beispiel Fielmann: Der Hamburger Optikkonzern hat sich auf diese Weise bereits zu Kinds drittgrößtem Konkurrenten aufgeschwungen, hinter Geers und Amplifon belegt Fielmann Platz vier der Branche. Bisher zählt die Kette 143 Hörgeräteabteilungen, allein 2015 eröffnete Fielmann 21 dieser Standorte neu. Mittelfristig will Fielmann in 250 seiner Geschäfte auch Hörgeräte verkaufen, bekräftigte das Unternehmen seine Pläne auf der Hauptversammlung am vergangenen Donnerstag noch einmal. „Wir erwirtschaften deutlich zweistellige Zuwachsraten“, freute sich Firmengründer Günther Fielmann über die Erfolge auf dem Markt für Hörgeräte.

„Der Kunde und seine Bedürfnisse werden auch in der Augenoptik für uns im Mittelpunkt stehen“, sagte Alexander Kind zu seinen Zielen im Brillenmarkt. Er ist zusammen mit seinem Vater Martin, der als Präsident des Fußball-Bundesligaclubs Hannover 96 bekannt wurde, Geschäftsführer des Familienunternehmens. Seine Kombi-Filialen sollen das komplette Angebot in der Optik abdecken: Von der Seh-Analyse im Einstärken- und Gleitsichtbereich bis zum Thema Sonnenschutz. Der Unternehmer schließt nicht aus, mit dem neuen Sortiment auch nach Hamburg zu kommen. In der Hansestadt betreibt das Unternehmen schon mehr als 20 Geschäfte. Die Kette wolle in diesem Jahr „noch fünf bis sechs Standorte eröffnen“, sagte der 42-Jährige. Genaue Angaben zu den nächsten Eröffnungen wollte Kind aber nicht machen. Nur so viel: Von 2017 an sollen jährlich 20 bis 30 Kombi-Filialen – neu oder umgebaut – dazukommen.

Kind rechnet sich in der Optik gute Chancen aus. Schließlich trage fast die Hälfte der deutschen Bevölkerung eine Brille. Außerdem begünstigten die bereits bundesweite Präsenz mit mehr als 600 Fachgeschäften, das hohe Kundenvertrauen sowie die Bekanntheit der Marke den Start in der Branche. In einer Ideen-Galerie wolle Kind zudem im regelmäßigen Wechsel besondere Design-Themen oder Glas-Innovationen präsentieren. Um auch die Augenoptik in bestes Licht zu rücken, will der Anbieter aus Großburgwedel beide Sortimente im Ladenbau kombinieren. „Unser Ziel ist eine enge Verknüpfung der beiden Geschäftsbereiche, um einerseits Bestandskunden aus der Hörgeräteakustik für unser Augenoptik-Angebot zu begeistern und andererseits Kunden aus der Augenoptik für das Thema gutes Hören zu sensibilisieren“, sagte Kind.

Bei Fielmann werden die Kunden dagegen nicht gerade dazu ermuntert, beim Brillenkauf auch gleich noch einen Hörtest zu machen: „Unsere Hörgeräte-Abteilungen sind strikt von der Brillenmode getrennt“, so Günther Fielmann.