Hamburg. Hamburger Reederei fusioniert mit Arabern. Börsenkurs stürzt wegen schlechter Geschäftsprognose ab

Unter turbulenten Umständen hat die Hapag-Lloyd AG am Montag ihren Zusammenschluss mit dem arabischen Konkurrenten UASC verkündet. Das Hamburger Unternehmen steigt durch den Zusammenschluss zur viertgrößten Containerreederei der Welt auf und gewinnt im Nahen Osten und auf der hart umkämpften Asienroute in der Handelsschifffahrt beträchtliche Marktanteile hinzu.

Doch die Anleger goutierten das nicht. Denn parallel zur Fusionsverkündung gab Hapag-Lloyd eine Gewinnwarnung heraus. Wegen erneut stark gesunkener Frachtraten und eines unerwarteten Anstiegs der Treibstoffkosten um umgerechnet 22,6 Millionen Euro sowie Einmalaufwendungen für die Fusion geht der Vorstand nunmehr, verglichen mit dem Vorjahr, von einem deutlich sinkenden Betriebsgewinn aus. Bisher hatte er ein deutlich steigendes Ergebnis vor Steuern prognostiziert.

Vorstandschef Rolf Habben Jansen kippte daraufhin die Aussicht auf eine Dividende, die er für dieses Jahr eigentlich zahlen wollte. „Die Wahrscheinlichkeit einer Dividende ist nicht mehr sehr hoch“, sagte er bei der Bekanntgabe des Zusammenschlusses am Montag. Zeitweise brach die Aktie um mehr als neun Prozent ein.

Ungeachtet dessen haben Hapag-Lloyd und UASC die Verträge zur Fusion unterzeichnet. Für die Hamburger ist es nach der Übernahme der chilenischen Reederei CSAV der zweite Zusammenschluss innerhalb von zwei Jahren. Doch anders als bei der Fusion mit den Chilenen, wo es vor allem darum ging, Marktanteile im Verkehr mit Lateinamerika zu gewinnen, steht bei diesem Zusammenschluss der Flottenzuwachs im Mittelpunkt. Das neue Unternehmen wird 237 Schiffe mit einer Transportkapazität von rund 1,6 Millionen Standardcontainern einsetzen und einen Umsatz von umgerechnet knapp 10,9 Milliarden Euro erreichen. Hapag-Lloyd wird vergleichbar groß wie die chinesische Reederei Cosco Lines. „Wir erreichen damit eine Größe, mit der wir kaum noch Kostennachteile gegenüber den ganz Großen der Branche haben“, sagte Habben Jansen. Der Abstand zu den übrigen Wettbewerbern ab Platz sechs wachse hingegen beträchtlich.

Zudem bekommt Hapag-Lloyd über die Fusion Zugriff auf die ultragroßen Containerschiffe mit einer Transportkapazität von mindestens 19.000 Standardcontainern, ohne selber welche bauen zu lassen. UASC verfügt über sechs solcher Riesenschiffe. Hinzu kommen elf Schiffe mit einer Kapazität von 15.000 Standardcontainern. „Das fusionierte Unternehmen hat eine sehr junge, sehr effiziente Flotte, und das sollte es uns ermöglichen, sehr kostengünstig zu werden.“ Die Schiffe von Hapag-Lloyd und UASC seien im Durchschnitt um rund ein Drittel größer als die der Konkurrenz und damit leistungsfähiger, sagte Habben Jansen.

Nicht nur die Flotte, auch die Besitzverhältnisse an Hapag-Lloyd ändern sich mit der Fusion. UASC erwirbt 28 Prozent der gemeinsamen Gesellschaft. Die Haupteigner, das Emirat Katar und Saudi-Arabien, werden mit 14,4 und 10,1 Prozent der Aktien neue Kerngesellschafter der Hamburger Reederei. Die Anteile der bisherigen Ankeraktionäre werden verwässert. CSAV hält künftig 22,6 Prozent, die Stadt Hamburg 14,9 Prozent und der Logistikunternehmer Klaus-Michael Kühne 14,6 Prozent.

Die Machtverhältnisse werden sich aber schnell wieder verschieben. Denn mit der Vertragsunterzeichnung vereinbarten die Parteien auch eine Kapitalerhöhung über umgerechnet 361 Millionen Euro, bei der Katar, Saudi-Arabien, CSAV und Kühne weitere Aktien hinzukaufen werden. Der Hamburger Senat wird sich an der Kapitalerhöhung nicht beteiligen, wodurch sein Anteil weiter absinkt. CSAV, Kühne und die Stadt werden aber auch künftig mehr als 50 Prozent an dem Gemeinschaftsunternehmen halten.

Die Kapitalerhöhung dient in erster Linie dazu, die Verschuldung von Hapag-Lloyd, die durch den Zusammenschluss mit UASC auf 6,4 Milliarden Euro steigt, zurückzufahren. Größere Investitionen erwartet Habben Jansen vorerst nicht.

Ein Sprecher der Finanzbehörde sagte, die Fusion sei ein weiterer Schritt zur Stärkung von Hapag-Lloyd als eine der weltweit größten Containerreedereien mit Sitz in Hamburg. „Die Hamburger Gesellschaft für Vermögens- und Beteiligungsmanagement hat die Vertragsverhandlungen eng begleitet und sichergestellt, dass die Hamburger Standortinteressen gewahrt bleiben“, so der Sprecher. Die FDP übte indes Kritik. Die Fusion von Hapag-Lloyd und UASC sei zwar ein wichtiger Schritt, um an konkurrenzfähige Schiffe zu kommen. Allerdings werde die Steuerung dieses nun über drei Kontinente fusionierten Unternehmens, in das Hamburger Steuerzahler bereits knapp 1,2 Milliarden Euro investiert haben, immer schwieriger. Bürgermeister Olaf Scholz sollte den Hamburgern endlich reinen Wein einschenken. „Er hat viele Hundert Millionen Euro Steuergeld verbrannt und wird es nicht mehr zurückholen können“, so der wirtschaftspolitische Sprecher der FDP, Michael Kruse.

Seite 2 Leitartikel: Hapags Muss-Ehe