Freiburg. Pilzbefall durch Falschen Mehltau könnte Menge um bis zu 50 Prozent schrumpfen lassen
Nach dem vielen Regen der vergangenen Monate macht eine Pilzerkrankung der deutschen Weinbranche zu schaffen. Der sogenannte Falsche Mehltau sei „ein flächendeckendes Problem nicht nur bei uns in Baden, sondern auch in anderen deutschen Anbaugebieten und in anderen EU-Staaten“, sagte der Geschäftsführer des Badischen Weinbauverbands, Peter Wohlfarth. Dadurch drohten Mengeneinbußen bei der Weinlese im Herbst.
Branchenvertreter aus anderen Regionen wie Rheinhessen, der Pfalz und Württemberg bestätigten die Probleme. „So hoch ist der Befallsdruck seit Jahrzehnten nicht mehr gewesen“, sagte Ernst Büscher vom Deutschen Weininstitut (DWI). Der Falsche Mehltau macht sich an Blättern und jungen Trauben breit und lässt Teile der Pflanze absterben. Niederschlag und generell feuchtes Wetter befördern den Befall. Das Wort „Falsch“ im Namen kommt daher, dass die Pilze – im Gegensatz zu dem auf Rosen vorkommenden Echten Mehltau – die Unterseite des Blatts befallen.
Gegen die Krankheit helfen Pflanzenschutzmittel, die 2016 mancherorts aber wegen matschiger Böden oder Wasserlachen nicht umfassend eingesetzt werden konnten. Ökowinzer wiederum müssen ohnehin auf weniger wirksame Gegenmittel zurückgreifen, was deren Weinberge anfällig macht.
Das Ausmaß der Schäden ist noch unklar – kommt noch ein sonnenreicher und trockener Sommer, könnten die Mehltau-Verluste dank eines guten Wachstums gesunder Beeren ausgeglichen werden. Im Gespräch mit Winzern werden mögliche Ernteeinbußen zwischen drei und 50 Prozent pro Weinberg genannt. Hermann Hohl, Präsident des Württembergischen Weinbauverbands, sprach sogar von noch heftigeren Einbußen: „Es sind sehr viele Anlagen befallen, teilweise ganz massiv, das geht bis zu Totalausfällen an manchen Weinbergen.“ Die realen Verluste ließen sich erst Ende August richtig einschätzen. Auswirkungen auf die Qualität des Weins hat die Pilzerkrankung nicht, weil befallene Beeren weggeworfen werden. Dennoch steht für Andreas Engelmann vom Schlossgut Ebringen bei Freiburg fest: „Das ist das verrückteste Jahr, das wir je hatten – die Winzer mussten beim Pflanzenschutz so aufmerksam sein wie nie.“