Hamburg. Hersteller Pratt & Whitney soll Triebwerke im Sommer liefern. 25 Jets warten auf Auslieferung

    Tom Williams beweist auch in unangenehmen Situationen Sinn für Humor. Als er über das Werksgelände auf Finkenwerder lief, habe er zehn bis zwölf Segelflugzeuge gesehen, sagte der Airbus-Vorstand am Montag auf den Innovation Days, einer Informationsveranstaltung für 160 Journalisten aus aller Welt. In die Serienproduktion der Gleiter ist der Konzern allerdings nicht eingestiegen. Vielmehr handelt es sich bei den „Seglern“ um den Verkaufsschlager der Europäer: der A320-Familie in der neo-Version. Die Kurz- und Mittelstreckenjets sind aber komplett antriebslos – noch.

    Das solle sich nun in den nächsten Wochen ändern, sagte Klaus Roewe, der für das A 320-Programm zuständige Manager. In Toulouse und Hamburg stehen insgesamt rund 25 Maschinen der A320neo-Familie fast fertig. Airbus hat sie zwar rechtzeitig endmontiert, konnte sie aber nicht an die Kunden ausliefern. Denn der US-Hersteller Pratt & Whitney kämpfte lange mit Problemen bei den Triebwerken. Roewe kündigte nun erstmals einen konkreten Zeitplan an. Im Sommer soll demnach Pratt & Whitney mit der Lieferung von Triebwerken starten, die eine verbesserte Startzeit ermöglichen.

    Bei den bisherigen Aggregaten gibt es ein Problem mit der Kühlung. Der obere Teil kühlt langsamer ab als der Rest. Dadurch müssen die Triebwerke vor Start und nach Landung einige Minuten im Leerlauf drehen. Das kostet Zeit und Sprit, steigert Verschleiß und Wartungsbedarf und ist entsprechend bei Airlines unbeliebt. Im Herbst 2016 sollen die Triebwerke dann genauso schnell starten wie die Motoren bei der klassischen A320, kündigte Roewe weitere Verbesserungen an. Ein Software-Update baute der Triebwerkshersteller bereits in die bisher sechs fliegenden Maschinen – zwei beim Erstkunden Lufthansa und vier bei der indischen Billigfluglinie IndiGo – ein.

    Für das A320neo-Programm hat Airbus Bestellungen über 4512 Stück

    Die Triebwerke sind das Herzstück des A320neo-Programms. Sie sollen in Kombination mit Verbesserungen am Jet wie nach oben gebogenen Flügelspitzen den Treibstoffverbrauch um mindestens 15 Prozent senken. Die eigentlich als Erstkunde vorgesehene Fluggesellschaft Qatar Airways verweigert bis heute wegen der Kühlungsschwierigkeiten die Abnahme. Airbus kündigte nun eine weitere Verbesserung bei der Hydraulik an, die statt bisher 50 bis zu 55 Grad Celsius Umgebungstemperatur problemlos bewältigen soll. Für die neo-Version hat Airbus Bestellungen über 4512 Stück von 82 Kunden in den Büchern. Rund die Hälfte der Maschinen wird in Hamburg gefertigt. Bis 2019 will der Konzern die Rate des Fliegers von derzeit rund 45 Stück im Monat auf 60 hochfahren.