Harburg. Wissenschaftler am Fraunhofer Center für Maritime Logistik erhalten einen Neubau im Binnenhafen. Fertigstellung ist im Jahr 2021

Können Schiffe irgendwann völlig ohne Besatzung auf der Brücke über die Weltmeere fahren? Wie lassen sich die Verkehrsströme zu und von den Terminals in den Häfen am besten lenken? Und wie lässt sich die Steuerung eines Krans oder einer Containerbrücke optimieren, sodass sie mit weniger Bewegung und bei geringerem Energieverbrauch mehr Güter bewegen können? Zu diesen und anderen Fragen forscht das Center für Maritime Logistik und Dienstleistungen (CML), das seit 2010 auf dem Gelände der Technischen Universität (TU) Hamburg-Harburg angesiedelt ist. Nun macht die Einrichtung den nächsten Schritt: Im Harburger Binnenhafen, direkt am Lotsekanal, erhält das CML für 20 Millionen Euro einen Neubau. Je fünf Millionen Euro steuern Hamburg und der Bund bei, zehn Millionen Euro die EU. Baubeginn soll 2019, Fertigstellung 2021 sein.

„Neue Ideen und Konzepte entstehen an Hochschulen und Forschungseinrichtungen“, sagte Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank (Grüne). „Wir brauchen sie dringend, um die Herausforderungen, vor denen der Hafen steht, bewältigen zu können.“ Sie sehe auch „gute Chancen“, dass das CML durch den Neubau zum ersten eigenständigen Fraunhofer-Institut in Hamburg wird. Bislang ist das Center Teil des Fraunhofer-Instituts für Materialfluss und Logistik in Dortmund. Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos) sagte, die Weltwirtschaft und mit ihr die Schifffahrt stünden vor einem „radikalen Wandel“. Daher sei die Forschung in dem Bereich unverzichtbar. Der CML-Neubau trage dazu bei, „Hamburg zu einem führenden Innovationsstandort in Europa zu machen“. Harburgs Bezirksamtsleiter Thomas Völsch (SPD) erhofft sich von dem Neubau eine weiteren Schub für den Binnenhafen, in dem bereits 6000 Jobs entstanden seien.

Laut CML-Leiter Carlos Jahn wird der Neubau mit 2300 Quadratmetern etwa doppelt so groß sei wie die bisherigen Flächen an der TU und 60 Arbeitsplätze bieten. Bislang forschen am CML 25 Wissenschaftler und 15 studentische Hilfskräfte. Ob sich ihre Vision von Schiffen ohne Besatzung durchsetzen wird, wollte Jahn nicht vorhersagen. Aber klar sei: „Die Brücke wird in Zukunft nicht mehr so aussehen wie heute.“