Hamburg. Hamburger Unternehmen senken ihre Kosten, indem sie sich den Fuhrpark teilen. Und ihre Mitarbeiter haben auch etwas davon.

Airbus tut es, Hamburger Behörden tun es, Chip-Hersteller Infineon tut es, das Hamburger Stadtplanungsbüro Elbberg tut es auch. Immer mehr Firmen nutzen für betriebsbedingte Fahrten Carsharing-Fahrzeuge statt Dienstwagen oder die Privatautos ihrer Mitarbeiter – weil sie so Kosten reduzieren können und die Umwelt weniger belasten wollen.

Elbberg-Chef Gerd Kruse etwa kommt morgens mit Bahn und Bus aus Niedersachsen in das Planungsbüro am Straßenbahnring (Hoheluft-Ost). Wenn er oder einer der 20 Mitarbeiter einen Außentermin hat, nutzt er eines der Firmenräder oder eines der drei Autos des Carsharing-Anbieters Cambio, die in der Tiefgarage des Bürohauses stehen und per Internet gebucht werden können. Elbberg ist nicht der einzige Nutzer. „Wir teilen die Fahrzeuge mit anderen Firmen aus der Nachbarschaft“, sagt Kruse.

Pflege und Wartung der Autos gespart

Das Carsharing kostet das Unternehmen zwischen 400 und 700 Euro im Monat plus 40 Euro Grundgebühr. Damit sind 1200 bis 1500 Kilometer Fahrt pro Monat schon bezahlt. Die Kosten, die ihm Cambio berechne, seien geringer als die eines firmeneigenen Fahrzeugs, sagt er. „Ein Vorteil ist, dass ich mir keine Fixkosten aufbürden muss, die mich langfristig belasten.“ Und Pflege und Wartung der Autos sind Sache des Carsharing-Unternehmens.

Auch der Flugzeugbauer Airbus nutzt bereits Carsharing-Autos. 180 Fahrzeuge der Bahn-Tochter DB Rent sind im Konzern bundesweit im Einsatz. Viele davon sind in Hamburg stationiert. „Wir nutzen die Autos zum Beispiel auf unserem weitläufigen Gelände oder bei Terminen außerhalb“, sagt Airbus-Sprecher Florian Seidel. Auch für den Flugzeugbauer spielten Einsparungen in der eigenen Auto­flotte eine Rolle bei der Entscheidung.

Die Stadt Hamburg hat seit 2015 von Cambio drei Autos am Alten Steinweg stationieren lassen. Behördenmitarbeiter nutzen die Wagen für Botendienste oder andere Besorgungen. Außerhalb der Behörden-Dienstzeiten werden die Fahrzeuge auch von anderen Cambio-Kunden genutzt. Und am Straßenbahnring können die Elbberg-Mitarbeiter die drei Autos für private Fahrten buchen, wenn sie von den Firmen nicht gebucht sind,

Beschäftigte nutzen Autos gegen Gebühr auch privat

Carsharing für Firmen ist eine noch recht junge Spielart des Teilens von Mobilitätsangeboten. 2011 war die BMW-Tochter Alphacity der erste Anbieter, der es Mitarbeitern von Unternehmen ermöglichte, online oder per App einen Fahrzeugpool von BMW und Mini zu buchen. Die Beschäftigten, so die Idee, dürfen wann immer möglich gegen eine Gebühr auch privat mit dem Auto fahren. „Mit unserer Ausgestaltung von Corporate Carsharing sind wir bei Unternehmen auf großes Interesse gestoßen und können seitdem eine wachsende Kundennachfrage verzeichnen“, sagt Alphacity-Sprecherin Michaela Rahim. Kunden sind neben Infineon, die Agenturgruppe Serviceplan, Kögel Bau oder der Goretex-Hersteller Gore.

Andere Anbieter wie etwa Sixt haben nachgezogen. Europcar mit seiner Zentrale in Hamburg mischt auch in dem Markt mit. Der Autovermieter hat im Januar 2015 den französischen Anbieter Ubeeqoo übernommen. Unter der Marke Bettercar Sharing können Firmen und deren Mitarbeiter die Autos ebenfalls für dienstliche und für private Zwecke nutzen.

Nach Angaben des Bundesverbands Carsharing floriert das Geschäft. Insgesamt 1,26 Millionen private und Firmenkunden waren Anfang 2016 bei den Anbietern in Deutschland regis­triert, das waren 220.000 mehr als im Vorjahr. Ihnen standen 16.100 Fahrzeuge zur Verfügung. Die Zahl der Städte und Gemeinden mit einem Carsharing-Angebot wuchs binnen Jahresfrist von 490 auf 537.

Prinzip des Carsharing boomt weltweit

Laut einer Studie der Unternehmensberatung Boston Consulting wird sich die weltweite Zahl der Nutzer von Carsharing-Angeboten bis 2021 sogar versechsfachen. In fünf Jahren werden laut der Studie weltweit 35 Millionen Nutzer, privat oder geschäftlich, rund 1,5 Milliarden Fahrminuten pro Monat buchen. Dadurch würden dann weltweit Umsätze in Höhe von 4,7 Milliarden Euro generiert, so die Studie.

Vom branchenweiten Wachstum will auch Cambio profitieren. In Hamburg hat das Bremer Unternehmen derzeit 130 Autos an 40 verschiedenen Stationen. 5200 Kunden nehmen das Angebot in der Hansestadt an, rund ein Drittel davon sind Firmenkunden. „Als Nächstes richten wir eine Leihstation am Rödingsmarkt ein“, sagt Carsten Redlich von Cambio in Hamburg.

In Barmbek-Nord soll zudem eine Wohnanlage gebaut werden, in der das Carsharing von Cambio integriert werden soll. „Es werden immer mehr Neubauten errichtet, bei denen die Bauherren an dem Teilen von Autos über Car­sharingmodelle interessiert sind“, sagt Redlich.