Hamburg . Die Bank setzt auf neue Techniken: Paydirekt soll Paypal Konkurrenz machen, Videoberatung für Baufinanzierung geplant.
Die seit Jahren anhaltende Niedrigzinsphase macht den Banken immer mehr zu schaffen. „Die Bank lebt üblicherweise von der Zinsdifferenz zwischen Anlage- und Kreditzins“, sagt Bernhard Westerhoff, Vorstandsvorsitzender der Sparda-Bank Hamburg. Doch die Zinsdifferenz zwischen Anlage- und Kreditgeld schmilzt immer mehr dahin. Das gilt auch für die Baufinanzierungen. Dennoch sieht auch die Sparda-Bank darin den Ausweg, die Zinsmisere zu überstehen.
„Baufinanzierungen sind nachhaltig, denn wir können die Kunden lange an uns binden“, sagt Westerhoff im Gespräch mit dem Abendblatt. 2015 konnte die Genossenschaftsbank mit rund einer halben Milliarde Euro einen neuen Rekord bei den Kreditzusagen im Baufinanzierungsgeschäft verbuchen. „Das gute Vorjahresgeschäft konnte somit noch einmal um 33 Prozent gesteigert werden“, sagt Westerhoff. Doch die Möglichkeiten der stetigen Ausweitung sind begrenzt. In diesem Jahr wird erneut mit einer halben Milliarde Euro Neugeschäft gerechnet.
Neues Geschäftsfeld bei Kreditvergabe erschlossen
„Seit zwei Jahren haben wir keine Ergebnisbelastungen mehr in diesem Bereich, und viele Kunden entscheiden sich für ein 15-jähriges Volltilgerdarlehen“, sagt Westerhoff. Die Tilgung wird so hoch gewählt, dass die Immobilie nach anderthalb Jahrzehnten schuldenfrei ist. Rund 20 Prozent des Baufinanzierungsgeschäfts werden außerhalb der Filiale vermittelt. So werden auch Vermittlungsplattformen im Internet genutzt.
Außerdem hat sich die Genossenschaftsbank ein weiteres Geschäftsfeld erschlossen. Auch an Wohnungsbaugenossenschaften werden Kredite für Modernisierung und Neubau vermittelt. Das macht inzwischen 15 Prozent des gesamten Neugeschäfts bei Baufinanzierungen aus. „Wir sind mit diesem Anteil sehr zufrieden, zumal dieses Geschäftsmodell erst seit Mitte 2014 von uns angeboten wird“, sagt Westerhoff.
Zwar sind andere Kredite wie Dispositions- und Konsumentenkredite ertragreicher, weil die Zinsen höher liegen. Aber dafür müssen auch mehr Ausfälle einkalkuliert werden, und bei dem Dispokredit gibt es umfangreiche Regulierungen des Gesetzgebers, um die häufige Beanspruchung des Dispos zu unterbinden.
Paydirekt soll Paypal Konkurrenz machen
Künftig will die Bank die Digitalisierung des Geschäfts voranbringen. „Das ist ein Schlüsseltrend bis zum Jahr 2025, der die Vertriebswege und die Geschäftsprozesse betrifft“, sagt Westerhoff. Rund 80 Prozent der Kunden der Bank nutzen bereits das Onlinebanking.
„Einerseits müssen wir uns an den neuesten Entwicklungen orientieren, andererseits aber auch die Anforderungen der älteren Kunden erfüllen, die die Filiale bevorzugen“, sagt Westerhoff.“ „Durch die Übernahme des Zahlungsverkehrs durch bankfremde Anbieter könnte das Girokonto klassischer Banken zum Konto zweiter Klasse degradiert werden.“ Um hier nicht tatenlos zuzusehen, bietet die Bank mit Paydirekt eine branchenübergreifende Lösung für Bezahlvorgänge im Internet an, die in Konkurrenz zu dem US-Anbieter Paypal steht.
Gleichzeitig will die Bank an ihren 20 Filialen festhalten. Schließungen sind nicht geplant, allenfalls Anpassungen bei den Öffnungszeiten. Aber das soll keine Auswirkungen auf die Beratung haben.
App soll Fotoüberweisungen ermöglichen
Bei der Digitalisierung geht es um eine sogenannte Omnikanal-Strategie. Wenn sich der Kunde online informiert, sollen seine Daten gesichert bleiben, um später etwa bei einem Beratungsgespräch in der Filiale nicht erneut eingegeben zu werden. Weitere Möglichkeiten sieht Westerhoff in einer Baufinanzierungs-Videoberatung, bei der sich Kunden auch gleich legitimieren können. Ab April bietet die Sparda-Bank eine neue App für mobiles Banking an, mit der auch Fotoüberweisungen möglich sind, die dann das Übertragen der Bankdaten in Überweisungsformulare überflüssig machen.
An ihrem kostenlosen Girokonto wird die Sparda-Bank festhalten. Voraussetzung für die Nutzung ist ein regelmäßiger Geldeingang in Form von Gehalt oder Rente und der Erwerb von mindestens einem Genossenschaftsanteil, der 52 Euro kostet und eine Dividende von drei Prozent bringt.
Als Alternative gibt es mit Sparda Horizont das erste klimaneutrale Girokonto, das 6 Euro im Monat kostet. Dafür gibt es Einkaufsvorteile und kostenlos für ein Jahr eine BahnCard25. Bisher können maximal elf Genossenschaftsanteile pro Mitglied erworben werden. Westerhoff denkt darüber nach, das auszuweiten, um das Kernkapital der Bank zu stärken. Gleichzeitig wäre es für die Mitglieder attraktiv.
Insgesamt hat die Sparda-Bank Hamburg im vergangenen Jahr das Kreditgeschäft um 2,9 Prozent auf 1,7 Milliarden Euro erhöht. Die Einlagen der Bank stiegen um 5,3 Prozent auf 2,95 Milliarden Euro. Das Betriebsergebnis vor Bewertung konnte um 6,8 Prozent auf 14,2 Millionen Euro gesteigert werden. Die Bilanzsumme des Instituts mit insgesamt 422 Mitarbeitern und 312.000 Kunden beträgt 3,36 Milliarden Euro.