Hamburg. Mitfliegen statt mitfahren: Die deutsch-französische Firma könnte in Hamburg zur Konkurrenz für Bahn und Fähre werden.

Die Idee wirkt auf den ersten Blick ziemlich merkwürdig: Statt einen regulären Flug zu buchen, soll man mithilfe des Startups Wingly Flüge von Privatpiloten finden. Statt mit Lufthansa, Germanwings oder Sylt Air fliegt man mit Paul, Roy oder Börje, statt in einem Airbus oder einer Boeing sitzt man in einer Aquila oder einer Cessna.

Doch wenn man einmal darüber nachdenkt, könnten Bertrand Joab-Cornu, Emeric de Waziers und Lars Klein unter Umständen doch eine Marktlücke gefunden haben. Wingly funktioniert nach dem gleichen Prinzip wie eine Mitfahrzentrale. Den Flugplan legen nicht die Passagiere, sondern die Piloten fest: Wer eine Verbindung findet, die ihm zusagt, bucht einen Platz, zahlt per Kreditkarte und findet sich am angegebenen Treffpunkt ein. Wingly betont aber, dass man keine Konkurrenz zu Bahn und Linienflug sein möchte: Private Flüge könnten schließlich wetterbedingt kurzfristig ausfallen.

Die Wingly-Gründer sind optimistisch, was die Zuwachszahlen angeht

Andererseits spart man natürlich Zeit, wenn man fliegt, statt mit der Bahn zu fahren. Oder man hat zumindest einen schönen Blick auf Hamburg, Berlin, Köln oder München, bei einem Rundflug. Optimistisch geben sich die Gründer, was die Zuwachsraten gerade bei den registrierten Piloten angeht. Denn jeder Privatpilot muss pro Jahr mindestens zwölf Flugstunden nachweisen, um seinen Flugschein zu behalten. Und wer kein eigenes Flugzeug besitzt, muss eines chartern. Kann man die so entstandenen Kosten teilen, gewinnen alle, so die Rechnung von Wingly.

Seit Wingly vor zwei Wochen in Deutschland gestartet ist, haben sich 230 Piloten dort registriert, so Klein zum Abendblatt. Man rechne, wenn das Wetter besser wird, mit deutlichen Zuwächsen, sowohl bei den Registrierungen wie auch bei den angebotenen Flügen.

Noch ist Roy der Einzige, der einen Wingly-Flug ab Hamburg anbietet

Noch ist in Hamburg nicht viel los bei Wingly: Nur Roy weiß schon, dass er am 1. Juli mit seiner Cessna T206 H nach Sylt fliegen wird. Vier Passagiere kann er noch mitnehmen, 150 Euro berechnet er für den knapp einstündigen Flug. Das ist zwar gut das Fünffache dessen, was eine Bahnverbindung von Hamburg nach Westerland kostet. Aber immer noch deutlich weniger als die 250 Euro, die Sylt Air für die Strecke berechnet.