Hamburg. Gewerkschaft fordert fünf Prozent mehr Lohn und gewinnt unterm Strich 1300 Mitglieder

In der bevorstehenden Tarifauseinandersetzung für die norddeutsche Metall- und Elektroindustrie stellt sich die IG Metall Küste auf einen Arbeitskampf ein. Die Verhandlungen mit den Arbeitgebern beginnen am 10. März in Oldenburg. „Wenn die Verhandlungen bis zum 28. April zu keinem vernünftigen Ergebnis geführt haben, werden wir zu Streiks aufrufen müssen. Darauf bereiten wir uns vor“, sagte der Bezirksleiter der IG Metall Küste, Meinhard Geiken, am Freitag. „Wir brauchen keinen Arbeitskampf“, so Geiken. „Aber wir können ihn.“

Am Vortag hatte die IG Metall Küste bekannt gegeben, dass sie für die 140.000 Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie im Norden fünf Prozent mehr Lohn fordern will. Die IG Metall ignoriere mit dieser abgehobenen Forderung die wirtschaftlichen Fakten und gefährde viele Unternehmen, sagte hingegen der Arbeitgeberverband Nordmetall. Die endgültige Lohnforderung wird die Tarifkommission der Gewerkschaft am 23. Februar beschließen. Der aktuell gültige Tarifvertrag läuft am 31. März aus.

Die Forderung setze sich zusammen aus der Zielinflationsrate der Europäischen Zentralbank von 2,0 Prozent, der mittelfristigen Entwicklung der Produktivität von 1,1 Prozent sowie einer Umverteilung zugunsten der Arbeitnehmer von 1,9 Prozent, erläuterte Geiken. Das sei wirtschaftlich vertretbar und vernünftig. Wie schwierig die Verhandlungen werden, vermag Geiken nicht abzuschätzen. Erstmals seit Langem verhandelt die IG Metall Küste nämlich ausschließlich über eine Entgeltforderung, ohne Nebenforderungen. „Wenn wir uns bei den früheren Verhandlungen bezüglich der übrigen Forderungen verständigen konnten, stand einer Einigung beim Lohn nichts mehr im Wege. Das fällt ja nun weg“, sagte Geiken.

Bei der Tarifauseinandersetzung kann der Gewerkschaftschef auf steigenden Rückhalt setzen: Die IG Metall Küste hat im vergangenen Jahr nach Abzug der Sterbefälle und Austritte 1300 zusätzliche Mitglieder gewonnen. Gegenüber dem Vorjahr erhöhte sich die Mitgliederzahl um 0,8 Prozent auf 178.500, teilte Geiken mit. Insgesamt seien 10.800 Arbeitnehmer im Norden in die IG Metall eingetreten, so viele wie seit 20 Jahren nicht mehr. Wir wachsen im Gegensatz zu anderen Großorganisationen“, sagte Bezirksleiter Meinhard Geiken. Das sei vor allem der guten Verankerung in den Betrieben und der Arbeit der Vertrauensleute zu verdanken.