Auf Hamburgs Arbeitsmarkt kommt 2016 eine riesige Aufgabe zu: die Integration von zigtausend Flüchtlingen. Die Zahlen, die Sönke Fock, der Chef der regionalen Arbeitsagentur, am Dienstag nannte, sind ehrlich und herausfordernd zugleich: 70 bis 80 Prozent der Flüchtlinge aus Syrien, Afghanistan, Eritrea und dem Irak sind nach deutschem Standard un- oder angelernte Arbeitskräfte. Wirtschaft und Politik sollten sich also von der Vorstellung verabschieden, dass ein Heer von Akademikern – womöglich noch mit guten Deutschkenntnissen – in den Erstaufnahme-Einrichtungen bereitsteht, um den Fachkräftemangel in Hamburg zu beheben. So einfach stellt sich die Situation leider nicht dar.
Um es vorwegzuschicken: Die Menschen aus Kriegsgebieten sind nach Deutschland gekommen, weil sie um ihr Leben fürchten. Es ist also zu allererst unsere humanitäre Pflicht, ihnen Schutz zu bieten. Als Arbeitskräfte wurden sie nicht geholt. Dennoch muss es ein primäres Ziel sein, sie auf dem hiesigen Arbeitsmarkt zu integrieren, ihnen eine sinnvolle Beschäftigung zu geben. Davon profitieren nicht nur die Flüchtlinge, sondern auch die Unternehmen. Und trotz des vielstimmigen Fachkräftemangel-Lamentos der Wirtschaft: Es gibt auch genügend Jobs für ungelernte Beschäftigte, die in Hamburg und Umgebung unbesetzt sind. Die vielen gut gemeinten Praktika-Initiativen von Unternehmen aus der Region weisen hier den richtigen Weg. Diese gilt es nun, konsequent fortzusetzen und auszubauen.