Frankfurt . Anteilseigner dürfen sich über Plus von mehr als sieben Prozent freuen. Vorstandschef Spohr hofft, dass Piloten nicht streiken

Ein unerwartet guter Sommer sorgt bei Lufthansa -Chef Carsten Spohr für Zuversicht und lässt den Aktienkurs der Fluggesellschaft kräftig steigen. „Wir hatten den besten Sommer überhaupt“, sagte Spohr in einem Interview mit Reuters TV am Frankfurter Flughafen. „Das Geschäft ist im Juli und August deutlich besser gelaufen als wir erwartet haben.“ Deshalb werde die Lufthansa den angepeilten bereinigten Gewinn von mehr als 1,5 Milliarden Euro vor Zinsen und Steuern (Ebit) in diesem Jahr „komfortabel erreichen“.

Ein Grund dafür ist, dass es auch bei der Billigflugtochter Germanwings besser läuft als erwartet. Die Tochter, die die Kurzstrecken außerhalb der Drehkreuze Frankfurt und München bedient, werde in diesem Jahr zum ersten Mal schwarze Zahlen schreiben. „Wir wollten eine schwarze Null schreiben“, sagte Spohr. „Sieht so aus, als würde es eine zweistellige Zahl“, stellte er mehr als zehn Millionen Euro Gewinn in Aussicht. „Das ist über unseren Erwartungen, gemessen daran, wo wir vor zwei Jahren begonnen haben.“

Die Lufthansa-Aktie baute daraufhin ihre Gewinne aus. Sie stieg um mehr als sieben Prozent zwischenzeitlich auf 11,73 Euro und war damit der große Gewinner im Leitindex DAX. Die Lufthansa war bei der Überprüfung der Indizes am Donnerstag nur knapp an einem Abstieg in den MDAX vorbeigeschrammt. „So wie die Lufthansa zur deutschen Wirtschaft gehört, gehört auch die Lufthansa-Aktie in den DAX“, sagte Spohr. In den nächsten Jahren müsse das wieder zu einer Selbstverständlichkeit werden.

Der Erfolg von Germanwings bestätige die Strategie, mit Eurowings auch über Deutschland hinaus eine Zweitmarke zu etablieren, sagte Spohr. „Dafür ist Platz, weil der Billigflug-Anteil auf unseren Heimatmärkten Deutschland, Österreich, Schweiz und Belgien viel niedriger ist als anderswo in Europa. Und wenn nicht genügend Platz ist, ist die Lufthansa-Gruppe stark genug, sich Platz zu schaffen.“ Die 5000 Lufthansa-Piloten wehren sich allerdings dagegen, dass Eurowings in Österreich angesiedelt werden soll und die Bezahlung weit unter dem Niveau der Lufthansa liegt. Sie haben für das Ferienende in Süddeutschland mit Streiks gedroht.

Viele Bewerbungen auf die Piloten- und Copiloten-Stellen bei Eurowings

„Ich hoffe, dass es keinen Streik geben wird, weil jeder Streiktag einer zu viel ist“, sagte Spohr. Er sei enttäuscht, dass die Piloten-Gewerkschaft Cockpit die Gespräche abgebrochen habe, noch ehe der Konzern die Chance gehabt habe, auf ihre Vorschläge einzugehen. „Das Thema ist nur am Verhandlungstisch zu lösen.“

Spohr sieht seine Haltung durch die große Zahl von Bewerbungen auf die Piloten- und Copiloten-Stellen bei Eurowings bestätigt. Seit einer Woche können sich dafür auch externe Bewerber melden. „Wir haben mehr als 1000 Bewerbungen erhalten, weit mehr als wir erwartet haben.“ Die Copiloten-Stellen könne man voraussichtlich alle aus dem eigenen Haus besetzen, bei den Piloten brauche man Hilfe von externen Kandidaten.

Die ins Stottern geratene Konjunktur in China macht Spohr nur im Frachtgeschäft Sorgen. Das Passagiergeschäft laufe vor allem im Premiumsegment gut. „Wir sehen immer mehr Passagiere aus China, und der Anteil der europäischen Gäste ist leicht rückläufig – letztlich ein optimistisches Bild“, sagte Spohr, Anders bei Lufthansa Cargo, die das Ende des Booms schon zu spüren bekomme: „Hier werden wir uns darauf einstellen müssen, dass die Dynamik abflacht, und auch am Abflachen bleiben wird.“