Essen. Harter Sanierungskurs mit Filialschließungen soll Warenhauskette aus der Verlustzone führen

Seit dem Neustart von Karstadt nach der Arcandor-Pleite im Jahr 2010 hat die traditionsreiche Warenhauskette nur rote Zahlen geschrieben. Doch das soll sich nun ändern. Im Anfang Oktober beginnenden Geschäftsjahr 2015/2016 will Karstadt-Chef Stephan Fanderl endlich den Sprung in die Gewinnzone schaffen. So steht es im Jahresabschluss 2013/2014 der Karstadt Warenhaus GmbH, der im Bundesanzeiger veröffentlicht wurde. Die Voraussetzungen dafür seien durch die eingeleiteten Restrukturierungsmaßnahmen geschaffen worden.

Es ist ein weiteres Signal aus dem Konzern, dass es bei Karstadt unter dem neuen Eigentümer René Benko allmählich aufwärtsgeht, nachdem Fanderl dem Unternehmen ein striktes Sanierungsprogramm inklusive Filialschließungen und Entlassungen verordnet hat.

Dabei ist das Umfeld, in dem die traditionsreiche Warenhauskette den Turnaround schaffen will, durchaus schwierig. Selbst der in der Vergangenheit wesentlich erfolgreicher agierende Konkurrent Kaufhof musste in den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres 2014/2015 spürbare Umsatz- und Ergebniseinbußen hinnehmen. Als Grund nannte der Mutterkonzern Metro lediglich den rückläufigen Textilmarkt.

Der Handelsexperte Jörg Funder sieht denn auch noch einen schwierigen Weg vor Karstadt liegen – aber nicht nur vor Karstadt allein. Zwar habe das Modell Warenhaus auch im Internetzeitalter eine Zukunft, meint Funder. Aber die Zahl der Warenhäuser werde drastisch schrumpfen.

Platz sieht er für maximal 60 bis 70 Häuser. Dabei kommen Karstadt und Kaufhof zurzeit zusammen noch auf rund 180 Filialen. „Wir werden so oder so in eine Marktbereinigung gehen, die nur die großen und gesunden Standorte übrig lässt“, ist Funder überzeugt. Denn die Warenhäuser stünden von allen Seiten unter Druck. Ketten wie H&M oder Zara hätten mehr Sortimentskompetenz. Textildiscounter wie KiK oder Primark überzeugten mit Niedrigpreisen. Die Warenhäuser befänden sich in einer unkomfortablen Lage dazwischen. Und selbst diese Position füllten sie oft nicht optimal aus. „Das Warenhaus steht eigentlich für breite Sortimentstiefe, Erlebniseinkauf und Service. Aber heute suchen sie das oft vergeblich“, kritisiert er.

Der Einstieg der kanadischen Handelskette Hudson’s Bay Company beim Konkurrenten Kaufhof macht das Comeback für Karstadt nach Einschätzung des Handelsexperten Gerrit Heinemann nicht leichter. „Das ist ein Rückschlag für Karstadt. Denn der Kaufhof wird jetzt vom Online- und Multi-Channel-Know-how der Kanadier profitieren, und damit wird sich der ohnehin schon vorhandene Abstand zwischen Kaufhof und Karstadt noch einmal vergrößern.“ Doch Karstadt-Chef Fanderl sieht den Warenhauskonzern aller Kritik zum Trotz auf gutem Weg. In dem auf drei Jahre angelegten Sanierungsprozess sei Karstadt schon weit gekommen.