Göppingen.

Mehr Spielspaß statt reines Sammlerobjekt: Der Modelleisenbahn-Hersteller Märklin versucht, mit seinen Kindermarken mehr junge Kunden anzulocken. Nach Ansicht von Geschäftsführer Florian Sieber hat die Modellbahn-Branche das viel zu lange verschlafen. „Man hat die Kinder und die Jugend gänzlich vergessen“, sagte Sieber.

Stattdessen habe man sich jahrelang von „Vorbildfetischisten“ unter den Kunden treiben lassen, die bei den Modellen auf jedes kleinste Detail achten. Dadurch seien die Entwicklungs- und Fertigungskosten der Modelle nach oben geschossen. „Wenn ich heute 300 Einzelteile fertigen und zusammenfügen muss, und das mit Stückzahlen, die jedes Jahr zurückgehen, dann macht das unser Produkt nicht billiger“, sagte der 29 Jahre alte Sieber. „Wir haben lange an unseren Grundsätzen festgehalten – Werten wie Fahrsicherheit und Spielwert –, da ging es nicht immer um vorbildgerechte Umsetzung und Filigranität.“

Märklin versucht, mit den Kindermarken „My world“ und „Start up“ jüngere Kunden anzusprechen. „Es ist nicht einfach. Das ist ein vollkommen neuer Markt“, sagte Siebert. Doch man wolle weiter in diese Segmente investieren. Bisher habe der Hersteller „nur den Spieler und Sammler, den älteren Mann im Grunde“ angesprochen.

Der Hersteller aus Göppingen gehört inzwischen zu der Gruppe Simba Dickie, wird aber als eigenständige Firma geführt. Märklin war vor zwei Jahren aus einem Insolvenzverfahren heraus übernommen worden.