Hamburg. Gewerkschaft spricht von hoher Streikbeteiligung. Post sieht Auswirkungen als begrenzt an

Seit Beginn des unbefristeten Streiks bei der Post sind in Norddeutschland bislang mehr als 1000 Beschäftigte in den Ausstand getreten. „Der Streik ist auf jeden Fall ein Erfolg“, sagte Lars Uwe Rieck von der Gewerkschaft Ver.di am Dienstag. Der Post warf er „Tricksereien und Einschüchterungsversuche“ vor, die aber nicht gefruchtet hätten. Innerhalb einer Woche könnten in Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern demnach bis zu 40 Millionen Briefe nicht ihr Ziel erreichen.

In Schleswig-Holstein seien gut 360 Mitarbeiter, und damit mindestens 80 Prozent, dem Streikaufruf gefolgt, sagte ein Ver.di-Sprecher. Im nördlichsten Bundesland wurden zunächst die Briefzentren Kiel, Lübeck und Elmshorn bestreikt. Durch sie laufen täglich insgesamt rund 2,2 Millionen Briefsendungen. Hoch ist die Beteiligung den Angaben zufolge auch in Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern. In der Hansestadt legten etwa 550 von 600 Beschäftigten in den Briefzentren Hamburg-Zentrum und -Süd die Arbeit nieder, wie Rieck sagte. Dort werden täglich zusammen knapp 3,5 Millionen Briefe bearbeitet. Im Nordosten beteiligten sich laut Gewerkschaft 140 von 165 Mitarbeitern in den Briefzentren Schwerin, Rostock und Neubrandenburg am Streik. In den Briefzentren kommen täglich jeweils bis zu 400.000 Sendungen an.

Die Gewerkschaft Ver.di will den Streik noch ausweiten

Das Unternehmen selbst schätzt die Auswirkungen des Streiks bisher aber nicht als besonders groß ein. „Wir gehen davon aus, dass wir die Folgen für die Kunden gering halten können“, sagte Postsprecher Martin Grundler. Laut dem Unternehmen haben am Dienstag bundesweit etwa 7000 Beschäftigte gestreikt. Betroffen waren Briefverteilzentren, vereinzelt auch Zusteller. Insgesamt konnten dadurch rund sieben Millionen Briefe nicht zugestellt werden und kommen nun verspätet. Das sind neun Prozent aller verschickten Briefe.

Die Gewerkschaft will den Druck in den kommenden Tagen noch erhöhen. „Wir wollen das Ganze ausweiten auf den Bereich der Zusteller“, sagte Rieck. Dann drohen auch Einschränkungen bei der Paketzustellung. Ver.di will unter anderem erreichen, dass Paketboten aus ausgegliederten regionalen Gesellschaften mit niedrigeren Löhnen wieder unter das Tarifdach der Post zurückkehren. Die Gewerkschaft wirft dem Unternehmen vor, sich in sechs Tarifrunden nicht bewegt und ein Angebot ignoriert zu haben.

In dem Konflikt geht es einerseits um die Bezahlung und Arbeitszeit für bundesweit rund 140.000 Beschäftigte. Kern der Auseinandersetzung ist aber der Aufbau von zusammen 49 regionalen Gesellschaften für die Paketzustellung. Die dort beschäftigten rund 6000 Paketboten werden nicht nach dem Haustarif der Post bezahlt, sondern erhalten die oft niedrigeren Löhne der Logistikbranche.