Hamburg. Besucher schätzen Ambiente, Sauberkeit und Vielfalt der Geschäfte. Nur bei Parkplätzen schneidet die City im bundesweiten Vergleich schlecht ab.

Jungfernstieg, Rathausmarkt und Binnenalster: Die Hamburger Innenstadt ist wahrlich nicht arm an Höhepunkten und großen Einkaufsboulevards. Das empfinden offenbar auch viele Besucher so, die jährlich in die City strömen. Laut einer Studie des Instituts für Handelsforschung (IFH) in Köln, für die bundesweit 33.000 Passanten in 62 Orten befragt wurden, gehört die Innenstadt der Elbmetropole zu den attraktivsten in Deutschland.

Insgesamt gaben die Hamburg-Besucher der Innenstadt die Schulnote 2,1. Das war der beste Wert unter den Großstädten mit mehr als 500.000 Einwohnern und lag deutlich über dem bundesweiten Schnitt von 2,7. Hamburg platzierte sich damit vor großen Konkurrenten wie Frankfurt, Köln, Stuttgart, Bremen oder Düsseldorf. Die Metropolen Berlin, München, Leipzig und Dresden nahmen allerdings nicht an der Studie teil, da die dortigen Handelskammern kein Geld für die Untersuchung ausgeben wollten. Bei den kleineren und mittleren Städten lagen Regensburg, Münster und Bietigheim-Bissingen in der Nähe von Stuttgart an der Spitze. Zu den bundesweiten Schlusslichtern zählte die Innenstadt von Elmshorn.

„Hamburg kann bei den Besuchern vor allem mit Ambiente und Flair punkten“, sagt der Geschäftsführer des IFH, Kai Hudetz. Überdurchschnittlich gut schnitt die City auch bei den Kriterien Sauberkeit, Sicherheit, Freizeitangebot und Vielfalt der Geschäfte ab. Lediglich mit den Parkmöglichkeiten waren die Besucher nicht zufrieden. Hier gab es nur die Note „Ausreichend“. Auch bei der Barrierefreiheit gibt es noch Nachholbedarf.

Die schwierige Parkplatzsituation dürfte auch dafür verantwortlich sein, dass der weitaus größte Teil der Besucher die Innenstadt mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreicht. Mit 71 Prozent an einem gewöhnlichen Donnerstag und 61 Prozent am Sonnabend liegt der Anteil der Nutzer von Bus oder Bahn in Hamburg höher als in Köln oder Frankfurt. Ein gutes Viertel kommt am Sonnabend mit dem Auto, fünf Prozent greifen auf Fahrrad oder Roller zurück.

Interessant ist das Einkaufsverhalten der Besucher. So strömen mehr als die Hälfte der Passanten am Sonnabend in die City, um sich dort mit neuer Kleidung einzudecken. Gefragt sind auch Lebensmittel. Schuhe, Kosmetika, Bücher und Elektronikartikel. Die Erwartungen der Käufer stimmen dabei in den meisten Fällen mit dem Angebot überein. So sind Modeläden der großen Ketten überproportional stark zwischen Gänsemarkt und Hauptbahnhof vertreten. Nur das Angebot an Lebensmittelgeschäften könnte nach Ansicht der befragten Passanten größer sein.

Gewachsen ist in den vergangenen Jahren die Anziehungskraft der Innenstadt für Bürger, die außerhalb Hamburgs wohnen. Kamen im Jahr 2008, nur 35 Prozent der City-Besucher aus Orten jenseits der Landesgrenze in die Stadt, so war es jetzt etwa die Hälfte. „Hamburg hat sich zu einer internationalen Shopping-Destination entwickelt“, sagt City-Managerin Brigitte Engler. „Vor allem aus Dänemark und Skandinavien kommen mehr Gäste.“

Zugleich zieht Hamburg vermehrt internationale Einzelhandelsunternehmen und Markenhersteller an, die in der City Flächen anmieten, um ihre Waren zu präsentieren. Dies führt allerdings auch zu steigenden Mieten in den Toplagen, die für kleine, inhabergeführte Geschäfte längst unerschwinglich geworden sind.

In der Hamburger Handelskammer, die die Umfrage mitfinanziert hat, ist man weitgehend zufrieden mit dem Abschneiden der Hansestadt. „Wir sehen in einigen Punkten aber auch noch Luft nach oben“, sagt der Einzelhandelsexperte der Kammer, Heiner Schote. „Die Erreichbarkeit der Innenstadt könnte sicher noch besser werden, insbesondere sollten die zahlreichen Baustellen besser koordiniert werden.“ Zuletzt sorgten vor allem die umfangreichen Arbeiten am Wallringtunnel für Engpässe.

Auch die Vielfalt der Geschäfte könnte aus der Sicht Schotes noch höher sein. Daneben fehlt es aus seiner Perspektive an öffentlichen Toiletten in der City.

Handelskammer mahnt mehrInvestitionen in öffentlichen Raum an

Die hohe Attraktivität der Innenstadt ist nach Schotes Meinung auch auf die so genannten Business Im­provement Districts (BIDs) zurückzuführen, in denen die Immobilieneigentümer und Anwohner für die Verbesserung des Umfelds sorgen. „Der Hamburger Senat darf sich aber nicht nur auf die BIDs verlassen, es muss auch städtische Investitionen im öffentlichen Raum geben.“

Wenig Bewegung gibt es derzeit etwa beim ursprünglich mal angedachten Boulevard am Ballindamm. Laut Citymanagerin Engler gehört auch der Gerhart-Hauptmann-Platz zu den vernachlässigten öffentlichen Flächen in der Innenstadt.