Itzehoe/Hamburg. Auch der Energiekonzern EnBW interessiert sich offenbar für Windkraftfirma. Gebot soll bei 500 Millionen Euro liegen
Die insolvente Windenergie-Firma Prokon ist offensichtlich bei Investoren begehrt. Nach dem Hamburger Solar- und Windparkbetreiber Capital Stage soll auch der drittgrößte deutsche Energiekonzern EnBW Interesse an Prokon (Itzehoe) haben. Eine Sprecherin des Insolvenzverwalters wollte sich jedoch am Montag nicht zu den konkreten Bietern äußern. Sie verwies darauf, dass ein Gläubigerausschuss in dieser Woche einen Investor auswählen wird.
Damit ist aber noch nicht entschieden, dass der potenzielle Geldgeber auch neuer Prokon-Inhaber wird. Erst eine Gläubigerversammlung Anfang Juli stimmt darüber ab, ob Prokon in eine Genossenschaft mit vielen Anteilseignern umgewandelt oder gänzlich veräußert werden wird. Nach einem Bericht des „Handelsblatts“ will EnBW ein Prokon-Angebot im Volumen von rund 500 Millionen Euro vorlegen. Eine Bestätigung hierfür gab es zunächst nicht. Ein Gebot würde aber in die Strategie des Karlsruher Unternehmens passen, das sich vom Atomkonzern zum Ökostromanbieter wandeln will.
Der Anteil erneuerbarer Energien an der installierten Anlagenleistung soll von 19 Prozent (2012) auf mehr als 40 Prozent im Jahr 2020 verdoppelt werden, schreibt EnBW auf seiner Homepage. Dazu gehöre, die Kapazitäten von Windparks an Land in Deutschland und der Türkei deutlich zu erhöhen. Prokon erzeugt mit seinen Anlagen in Deutschland (461 MW) und Polen zusammen 537 Megawatt.
Die börsennotierte Capital Stage, die bislang 62 Solar- und sechs Windparks (450 MW) in Deutschland, Italien, Frankreich und Großbritannien betreibt, will Prokon wiederum über ein Tochterunternehmen zu 94,9 Prozent übernehmen. Für 5,1 Prozent soll dann noch ein weiterer Investor aufkommen.
Unter die Prokon-Pleite soll im Juli ein Schlussstrich gezogen werden. Rund 75.000 Anleger werden wohl ungefähr die Hälfte ihrer Einlagen von 1,44 Milliarden Euro verlieren. Allen Gläubigern sollen voraussichtlich bis Anfang Juni Informationen zu den Insolvenzplänen zugesandt werden, kündigte Insolvenzverwalter Dietmar Penzlin an.
Der Verein „Freunde von Prokon“, in dem sich nach Vereinsangaben rund 10.368 bisherige Genussrechteinhaber versammelt haben, sieht in dem Kaufinteresse die „Werthaltigkeit der Windkraft- und Stromlieferfirma“ bestätigt. Es beflügele aber auch die Anstrengungen des Vereins, damit das Unternehmen in eine Energie-Genossenschaft umgewandelt wird, teilte er am Montag mit.