Hamburg . Die Zahl der Arbeitslosen in Hamburg sinkt auf 73.966. Doch ältere Menschen haben es weiterhin schwer auf dem Arbeitsmarkt.
Schon seit Februar entwickelt sich der Arbeitsmarkt in Hamburg sehr positiv. Und auch im April setzte sich die Frühjahrsbelebung fort. 73.966 Menschen und damit 1,1 Prozent (816 Personen) weniger als im Vormonat waren arbeitslos gemeldet. „Hinter dieser Entwicklung steckt die hohe Dynamik des Hamburger Arbeitsmarktes“, sagt Michaela Bagger, Geschäftsführerin der Agentur für Arbeit. Seit Jahresbeginn konnten etwa 23.500 Hamburger eine neue Arbeit aufnehmen. Und auch die hohe Nachfrage saisonabhängiger Betriebe wirkt sich positiv auf den Arbeitsmarkt aus. So verzeichnet etwa das Gastgewerbe innerhalb eines Jahres einen Zuwachs von 1900 sozialversicherungspflichtigen Stellen. Auch im Jahresvergleich blickt man auf eine gute Arbeitsmarktbilanz. Denn verglichen mit April 2014 ging die Zahl der Erwerbslosen um 0,6 Prozent zurück. Die Arbeitslosenquote liegt nun wie schon im März bei 7,6 Prozent. Doch von dieser Entwicklung profitieren nicht alle Gruppen.
Ein großes Problem ist die Arbeitslosigkeit bei Älteren. So liegt die Erwerbslosenquote der 50- bis 65-Jährigen in Hamburg mit 8,6 Prozent deutlich über dem Durchschnitt. Mehr als jeder vierte Jobsuchende (28 Prozent) fällt in diese Gruppe - und ihre Zahl nimmt stetig zu. Derzeit sind 20.715 Hamburger in dieser Altersgruppe auf Jobsuche. Ein Plus von satten 22 Prozent innerhalb von fünf Jahren.
Knapp 2000 ältere Arbeitslose bekamen 2014 neue Jobs vermittelt
Wer die 50 überschritten hat, bekommt auf dem Arbeitsmarkt Probleme. Das hat auch Jutta Schunke erfahren. Ein Jobwechsel sei eigentlich nichts Ungewöhnliches, dachte sich die 58-Jährige zunächst als sie ihre Arbeit verlor. Sie war im Einzelhandel tätig, vorwiegend in kleineren Geschäften angestellt. Und gerade dort kommt es häufiger vor, dass ein Laden aufgeben muss. „Das war für mich nie ein Problem“, sagt die gelernte Verkäuferin. Doch zuletzt musste sie erstmals erfahren, was längere Arbeitslosigkeit bedeutet, nachdem das Schuhgeschäft, in dem sie angestellt war, schließen musste. „Es folgte meine erste längere Arbeitslosigkeit“, sagt Schunke. Ein Jahr lang war sie auf Jobsuche, inzwischen hat sie wieder eine Aufgabe gefunden, von der sie begeistert ist. Bei Feminin Braut- und Abendmode im Lehmweg verkauft sie nun Abendkleider und führt das Geschäft der Inhaberin Monika Litschewski selbstständig. „Das ist wirklich eine Erfüllung für mich“, sagt Schunke. „Denn ich habe immer in Boutiquen gearbeitet, ein Kaufhaus wäre nichts für mich.“
Unterstützung bei der Jobsuche hat Schunke von der Initiative Mitn-mang des Jobcenters Hamburg bekommen. „Wir wollen die Beschäftigungschancen von 50- bis 64-Jährigen verbessern“, sagt Matthias Thamling von Mitnmang. Bei vielen Firmenchefs sei ein Bewusstseinswandel bereits eingetreten, weil die Lebens- und Berufserfahrung ein Zugewinn für jedes Unternehmen sei. Im vergangenen Jahr konnten knapp 2000 ältere Arbeitslose in neue Jobs vermittelt werden. Mit dieser Zahl lag die Initiative klar über Plan. Mitnmang hilft bei Bewerbungsunterlagen, erstellt Integrationsfahrpläne in den Arbeitsmarkt und hat engen Kontakt zu rund 120 Firmen. „Von Mitnmang bekam ich gleich ein konkretes Angebot“, sagt Schunke. Zuvor hatte sie selbstständig nach einem neuen Arbeitsplatz gesucht, vor allem in den Hamburger Einkaufscentern. Doch ohne Erfolg.
Niedrigste Arbeitslosenzahl in einem April seit 1991
Monika Litschewski, die insgesamt drei Geschäfte betreibt, suchte nach einer erfahrenen Verkäuferin. „Das Alter ist da kein Hinderungsgrund“, sagt sie. Schnell wurden sich die beiden Frauen nach einem viertägigen Praktikum einig. „Frau Schunke verfügt über die nötigen Erfahrungen und hat sich schnell eingearbeitet“, sagt Inhaberin Litschewski.
Zwar ist die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in der Altersgruppe zwischen 50 bis 60 Jahren in Hamburg von 2012 bis 2014 um 15 Prozent gestiegen. Das ist ein Plus von rund 26.000 Arbeitskräften in dieser Altersgruppe. Insgesamt wuchs die Beschäftigung nur um sechs Prozent in diesem Zeitraum. Doch das bedeutet nicht automatisch, dass davon die älteren Arbeitslosen profitieren. Denn eine neue Stellen können auch Personen antreten, die vorher gar nicht arbeitslos gemeldet waren, etwa Frauen, die aus familiären Gründen eine Jobpause gemacht haben. „Aber die Wiederbeschäftigungschancen älterer Arbeitsloser sind nach wie vor problematisch“, sagt Tanja Buch vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). So fürchteten Arbeitgeber mit zunehmenden Alter eine sinkende Produktivität, obwohl es keine Belege dafür gibt. Vom Fachkräftemangel spüren die Älteren jedenfalls noch nichts – eher das Gegenteil ist der Fall
Auch bundesweit ging die Arbeitslosigkeit insgesamt zurück. Mit 2,843 Millionen Erwerbslosen verzeichnete die Bundesagentur für Arbeit (BA) die niedrigste Zahl in einem April seit 1991. Dies sind 89.000 Arbeitslose weniger als im März und 100.000 weniger als ein Jahr zuvor. „Der Arbeitsmarkt entwickelt sich weiter positiv“, sagte BA-Chef Frank-Jürgen Weise. Die Arbeitslosenquote sank auf 6,5 Prozent.