Wiesbaden . Vor allem Frauen sind nach Scheidung auf zusätzliches Einkommen angewiesen
Immer mehr Deutsche bessern ihr Einkommen mit mindestens einem Nebenjob auf. Im vergangenen Jahr standen rund zwei Millionen erwerbstätige Deutsche (fünf Prozent) in mindestens zwei Arbeitsverhältnissen – ein Zuwachs von etwa vier Prozent seit 2013. Im Vergleich zu 2011 erhöhte sich die Zahl sogar um knapp 13 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch in Wiesbaden mitteilte. Besonders häufig hatten 35- bis 44-Jährige einen Nebenerwerb (sechs Prozent), bei den 45- bis 54-Jährigen lag der Anteil bei 5,5 Prozent. Seltener einen Zweitjob hatten junge Menschen unter 25 Jahren (rund drei Prozent) oder ältere über 65 Jahren (2,5 Prozent).
Deutschlandweit gehen mehr Frauen als Männer einem Zweitjob nach. Während 5,4 Prozent der erwerbstätigen Frauen zusätzlich arbeiten gehen, sind es bei den Männern 4,6 Prozent. Für die Arbeitsmarkt-Expertin Dorothea Voss von der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung liegt das vor allem an persönlichen Lebensumständen: „Wenn es in einer Lebensphase einen Bruch wie eine Scheidung oder Trennung gibt, müssen sich Frauen oftmals noch einen Zweitjob suchen.“ Vielen reiche dann das Einkommen aus der ersten Tätigkeit nicht mehr aus, um etwa eine eigene Wohnung zu bezahlen.
Zweitjobs sind im Gesundheits-und Sozialwesen verbreitet
Finanzielle Not als Hauptmotiv für eine Mehrfachbeschäftigung sehen Experten des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) in Köln nicht. Als möglichen Grund für zusätzliche Verdienste nennt das IW die fehlende Auslastung von Teilzeitbeschäftigten. Viele könnten die Arbeitszeit in ihrem Hauptjob nicht wie gewünscht erhöhen. Zudem könne ein geringfügiger Nebenjob lukrativer als Zusatzstunden im Hauptjob sein, weil dieser von Sozialabgaben befreit sei.
Durchschnittlich achteinhalb Stunden pro Woche arbeiten Deutsche in Nebenjobs. Besonders häufig verdienen sich Menschen etwas dazu, die unfreiwillig in Teilzeit arbeiten müssen, wie Arbeitsmarkt-Expertin Voss sagt. Teilzeitjobs seien insbesondere im Erziehungs-, Gesundheits-, und Sozialwesen verbreitet. „In den vergangenen Jahren hat es in diesen Branchen einen besonders starken Trend zu Zweitjobs gegeben“, sagte Voss. Daher könnte in den kommenden Jahren die Zahl der Mehrfachbeschäftigten noch steigen.