Bahnreisende müssen sich erneut auf Behinderungen im Zugverkehr einstellen. Die GDL hat angekündigt, ab Dienstag erneut streiken zu wollen.

Ab Dienstag soll bei der Deutschen Bahn getreikt werden. Das teilte die Lokführergewerkschaft GDL am Montag mit. Zunächst werde der Güterverkehr bestreikt. Im Personenverkehr, so die Gewerkschaft, werde ab Mittwoch gestreikt. „Der Streik beginnt im Personenverkehr am 22. April um 2 Uhr und endet am 23. April 2015 um 21 Uhr“, kündigte die GDL in Frankfurt an. Der Streik im Güterverkehr gehe vom 21. April um 15 Uhr bis zum 24. April um 9 Uhr. Damit dürften der Zugverkehr vor allem am Mittwoch und Donnerstag schwer gestört werden. Es ist die siebte Streikaktion seit Beginn die Konflikts. Zuletzt hatten die Lokführer Anfang November gestreikt.

Auf einer Reihe von Strecken im Norden sind Wettbewerber der Deutschen Bahn unterwegs, die von einem Streik nicht betroffen sind. Alle Züge des Metronom sollten fahrplanmäßig verkehren, kündigte das Unternehmen am Montag an. Die Züge pendeln auf den Strecken von Hamburg nach Cuxhaven, Bremen und Göttingen. Dennoch sollten sich die Reisenden auf leichte Verspätungen einstellen, weil der gesamte Bahnverkehr durch einen Streik beeinträchtigt werden könne

Unterdessen hat die Deutsche Bahn die GDL aufgefordert, ihren Streikaufruf zurückzunehmen. „Diese Streiks sind für niemanden nachzuvollziehen“, sagte Bahn-Personalvorstand Ulrich Weber am Montagabend. „Die GDL hätte ihr gewünschtes Zwischenergebnis in den Verhandlungen in nahezu allen Punkten haben können“, fügte er hinzu. Stattdessen schade sie erneut der Bahn und ihren Kunden. „Die DB bedauert dies ausdrücklich und verweist auf die alleinige Verantwortung der GDL für diese inakzeptablen Unannehmlichkeiten für die Kunden“, heißt es in einer Stellungnahme. Die Einführung eines Ersatz-Fahrplans im Fernverkehr werde ab sofort vorbereitet. Sobald er stehe, werde er bekanntgemacht.

Kritik an der Bahn von Weselsky

Der GDL-Vorsitzende Claus Weselsky begründete den Arbeitskampf mit dem jüngsten Verlauf der seit neun Monaten andauernden Tarifrunde. Dabei habe die Bahn versucht, die Lokrangierführer „als billigen Jakob im Tarifvertrag zu verankern“. Diese Kollegen machten die gleiche Arbeit wie Lokführer, würden aber deutlich schlechter bezahlt und hätten viel schlechtere Arbeitszeitregelungen. Das wolle die GDL nicht länger hinnehmen.

Weselsky kritisierte, dass die Bahn die Gewerkschaft hinhalten wolle. Auch nach 16 Tarifverhandlungsrunden fehlten noch immer Ergebnisse in zentralen Fragen. Als Beispiel nannte er eine Begrenzung der Überstunden. Die GDL verlangt außerdem fünf Prozent mehr Geld und eine Stunde weniger Arbeitszeit pro Woche.

Die Deutsche Bahn hatte sich schon vor dem Streikaufruf auf Zugausfälle und Verspätungen eingerichtet. In der Europa-Leitstelle in Frankfurt soll ein Krisenteam den Güterverkehr während des Ausstands steuern. Dabei hätten für die Versorgung wichtige Züge Vorrang, sagte ein Bahnsprecher am Montag. Auch für den Personenverkehr gibt es nach Bahn-Angaben Bereitschaftspläne der Betriebs- und Planungszentralen.

Die Bahn kritisierte die Streikabsicht. „Wir verstehen nicht, warum die GDL den bislang gemeinsam erreichten Zwischenstand nicht festhalten will“, sagte eine Konzernsprecherin. Auch beim schwierigen Punkt Lokrangierführer hätten beide Seiten mittlerweile Grundzüge einer gemeinsamen Lösung erarbeitet.

Tarifeinheitsgesetz ab Juli

Die GDL will noch vor dem Inkrafttreten des umstrittenen Tarifeinheitsgesetzes für ihre sämtlichen Mitglieder im Zugpersonal eigene Tarifverträge abschließen. Bislang hatte sie nur für Lokführer Abschlüsse vereinbart und läuft nun Gefahr, in Konkurrenz zur EVG künftig nur noch in einem Teil der Deutsche-Bahn-Betriebe eigene Tarife aushandeln zu können.

Das Tarifeinheitsgesetz der großen Koalition soll nach bisherigen Planungen im Juli in Kraft treten. Die GDL hat Verfassungsbeschwerde angekündigt und der Bahn eine Verzögerungstaktik vorgeworfen.

(dpa)