Frankfurt/Main. Für den deutschen Aktienmarkt geht es weiter aufwärts. Fast täglich stellt der Dax einen Rekord auf. Kann das noch lange gut gehen?

Die Geldflut der Notenbanken hat den Dax erstmals über die Marke von 12 000 Punkten getrieben. Der deutsche Leitindex erreichte den Rekordwert am Montag nach einer mehr als neun Wochen anhaltenden Gewinnserie. Auch der MDax der mittelgroßen Unternehmen hatte zuletzt wiederholt Höchststände erreicht.

Triebfeder der Rekordrally ist vor allem die Geldschwemme der Europäischen Zentralbank (EZB), die mit ihrem Anleihekaufprogramm einen Billionenbetrag in die Märkte pumpt. Zudem hilft der Verfall des Euro: Die Gemeinschaftswährung ist kurz davor, mit dem US-Dollar vom Wert her gleichzuziehen. Das hilft der Exportwirtschaft, weil deutsche Waren dadurch im Ausland günstiger werden.

Allerdings wurden zuletzt auch die mahnenden Stimmen lauter, die einen Rückschlag auf dem Aktienmarkt fürchten. Zu Jahresbeginn hatte der Dax erst bei rund 9800 Punkten gestanden - seitdem hat er weit mehr als 20 Prozent zugelegt. Ein derart starker Anstieg ist ungewöhnlich.

Was treibt die Börsen auf Rekordhoch?

Geldschwemme: Die wichtigste Triebfeder des Börsenbooms ist die Geldflut der Notenbanken. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat ihre ohnehin lockere Geldpolitik sogar nochmals dramatisch ausgeweitet: Seit 9. März kaufen die Währungshüter monatlich Vermögenswerte in Höhe von 60 Milliarden Euro. Ein Großteil des vielen Geldes fließt in Aktien.

Anlagenotstand: Weil die EZB gleichzeitig den Leitzins auf das Rekordtief von 0,05 Prozent gesenkt hat, herrscht Anlagenotstand: Sparbuch, Tagesgeld, Festgeld und Anleihen bringen kaum noch Renditen. Das treibt Anleger in riskantere Investitionen wie Aktien, aber auch in Immobilien.

Euroschwäche: Der Euro ist durch die Geldpolitik auf Talfahrt. Das hilft der Exportwirtschaft, weil deutsche Waren dadurch im Ausland günstiger werden. Aktien internationaler Unternehmen profitieren.

Unternehmensgewinne: Deutschlands Börsenschwergewichte haben schon 2014 glänzend verdient - trotz internationaler Krisen. Nach einer Auswertung der Unternehmensberatung EY stieg der operative Gewinn der ersten 15 Dax-Konzerne, die Zahlen für 2014 vorlegten, um fast ein Viertel. (dpa)

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Analyst Christian Kahler von der DZ Bank warnte in der vergangenen Woche vor einer Blasenbildung. „Die Kursrally am Aktienmarkt ist nicht mehr gesund“, schrieb er in einer Studie. Nichtsdestotrotz geht Kahler davon aus, dass die Kurse mittelfristig weiter steigen. Er traut dem Dax bis zum Jahresende 12 500 Punkte zu.

Viel wird nun auch davon abhängen, wie sich die wirtschaftlichen und politischen Krisen in Griechenland und der Ukraine weiter entwickeln. Diese hatten die Anleger in der Vergangenheit immer wieder verschreckt. Zudem schauen die Investoren auf die Entwicklung in den USA: Experten gehen davon aus, dass die Notenbank Fed zum ersten Mal seit der Finanzkrise die Leitzinsen anhebt - damit würde der Treibstoff teurer, der die Börsen rund um den Globus seit Jahren befeuert.