Hamburg. Deutsche Post will Personalkosten durch Auslagerung von Jobs in Billigtochter senken. 1100 Zusteller bei Betriebsversammlung erwartet.

Bei der Deutschen Post bahnt sich im Frühjahr ein harter Arbeitskampf an. Die Gewerkschaft Ver.di will sich bundesweit gegen die Auslagerung von Paket- und Briefzustelldiensten in die Billigtochter DHL Delivery wehren, die im April an den Start gehen soll. Nach der Strategie des Konzerns sollen bis Ende 2015 zunächst 6000 Mitarbeiter, die derzeit befristete Arbeitsverträge bei der Post haben, einen festen Arbeitsplatz in dem neuen Unternehmen erhalten, allerdings zu deutlich niedrigeren Tarifen.

„Die Beschäftigten werden bei Delivery nach dem Tarif der Speditions- und Logistikbranche bezahlt, der rund 20 Prozent unter dem Lohnniveau des Haustarifs der Deutschen Post liegt. Das nehmen wir nicht protestlos hin“, sagte Lars-Uwe Rieck, der Hamburger Ver.di-Landesbezirksfachbereichsleiter für Postdienste, dem Abendblatt.

Einen Vorgeschmack auf die Proteste werden die Post und ihre Kunden in der Hansestadt bereits an diesem Wochenende erhalten. Ver.di lädt alle Brief- und Paketzusteller in Hamburg am Sonnabend zu einer Betriebsversammlung ins Audimax der Universität ein. Dort sollen die Beschäftigten über die Konzernpläne und Aktionen der Gewerkschaft informiert werden. Erwartet werden rund 1100 Beschäftigte. „Am Sonnabend wird deshalb die Arbeit ruhen. Es werden keine Briefe und Pakete ausgetragen“, sagte Rieck.

Die Hamburger Gewerkschaft geht davon aus, dass die neue Postgesellschaft in Hamburg zunächst mit 300 Stellen an den Start geht. So plant die Post laut Ver.di in der Hansestadt zwei Standorte für die Billigtochter in Hausbruch und in Altona. „Die Stimmung unter den Beschäftigten ist geladen“, sagte Rieck: „Es ist ein Skandal, dass die Post ihre guten Renditen zulasten der Beschäftigten weiter verbessern möchte.“ Der Gewerkschafter sieht in dem Vorgehen der Post einen Vertragsbruch und spricht von einem sozialpolitischen Skandal ersten Ranges.

Tatsächlich hat die Deutsche Post am Mittwoch eine gute Bilanz präsentiert. Die Paketflut zu Weihnachten und das Expressgeschäft haben dem Konzern mit seinen 166.000 Mitarbeitern 2014 ein Umsatzplus von gut drei Prozent auf 56,6 Milliarden Euro beschert. Der weltweit größte Logistik- und Postkonzern erzielte dabei unterm Strich einen Gewinn von 2,1 Milliarden Euro. „Wir haben ein gutes und solides Jahr abgeliefert“, sagte Postchef Frank Appel. Um sein geplantes Ziel, das Ergebnis vor Zinsen und Steuern bis 2020 jährlich um acht Prozent zu steigern, müsse sich die Post jedoch strecken.

Dabei drücke der Schuh vor allem bei den Kosten der Zustellung im Inland. „Wir bezahlen doppelt so hohe Löhne wie unsere Wettbewerber“, begründete Appel den Schritt, viele Zusteller für weniger Gehalt in 49 kleinere regionale Gesellschaften auszugliedern. Hier sehe sich der Konzernchef im Vergleich mit der Konkurrenz klar im Nachteil. Nach Angaben der Post sollen bundesweit bereits mehr als 4000 Menschen die neuen Verträge unterschrieben haben. Darüber hinaus laufen Planungen, bis 2020 zusätzlich 10.000 neue Stellen bei der Zustellung zu schaffen. Die Post richtet sich bereits auf Proteste ein. So erwartet die neue Personalchefin Melanie Kreis angesichts der Brisanz des Themas keine schnelle Lösung des Tarifkonflikts.