Hamburg. Der US-Milliardär und Microsoft-Gründer Bill Gates investiert mehr als zwei Milliarden Dollar in das deutsche Biotech-Unternehmen CureVac.

Um die deutsche Biotechnologie machen die meisten Investoren seit Jahren einen großen Bogen: zu viel Risiko, zu wenig Ertrag. Doch jetzt hat ausgerechnet Microsoft-Gründer Bill Gates, mit einem geschätzten Vermögen von 80 Milliarden Dollar (72 Milliarden Euro) der reichste Mensch der Welt, die vernachlässigte Branche für sich entdeckt. Über seine Bill-und-Melinda-Gates-Stiftung will der US-Milliardär im großen Stil in das Tübinger Biotech-Unternehmen CureVac einsteigen. Das berichtet das deutsche Wirtschaftsmagazin „Bilanz“.

Deutsche Biotechbranche leidet unter zu wenigen finanzstarken Investoren

Den Informationen zufolge wird sich die Gates-Stiftung mit rund 50 Millionen Dollar direkt beteiligen. Bisher hält der deutsche SAP-Gründer und Biotech-Mäzen Dietmar Hopp die Mehrheit an dem Unternehmen. Die Gates-Stiftung wird künftig sechs Prozent der Anteile halten. Das ist ungewöhnlich genug, denn bisher gibt es weltweit nur eine Handvoll ausgewählter Biotech-Unternehmen, in die der US-Wohltäter über seine Stiftung direkt eingestiegen ist. Noch entscheidender ist allerdings, dass Gates sich im Rahmen dieser Allianz offenbar auch dazu verpflichtet hat, mehr als zwei Milliarden Dollar in die Entwicklung und klinische Erprobung von Impfstoffen, etwa gegen HIV, Ebola und Tuberkulose zu stecken. Eine derart umfangreiche Vereinbarung in dieser Größenordnung hat es in der Branche in Deutschland noch nie gegeben.

Wie sehr der Gates-Deal den Rahmen sprengt, zeigt auch ein Vergleich mit den bisherigen Top-Allianzen, den der Branchenverband Biocom erstellte. Demnach war die Vereinbarung zwischen dem Münchner Biotech-Unternehmen Morphosys und dem Schweizer Pharmakonzern Roche 2007 bisher die größte je abgeschlossene Lizenzvereinbarung in Deutschland mit 770 Millionen Euro. Dicht dahinter rangiert mit 742 Millionen Euro der Abschluss, den der Schweizer Pharmakonzern Roche 2013 mit der Tübinger Krebsforschungsfirma Immatics geschlossen hat. Auch CureVac hat sich dem Kampf gegen Krebs sowie gegen tödliche Infektionskrankheiten verschrieben.

Anders als die gefeierte Boom-Branche in den USA hatte die deutsche Biotechnik in den vergangenen Jahren erhebliche Probleme, finanzkräftige Investoren zu finden. Zu den wenigen Finanziers der Branche gehören neben Hopp, der bislang rund eine Milliarde Euro in die Branche gesteckt hat, vor allem die früheren Hexal-Gründer Andreas und Thomas Strüngmann. Über ihr Family Office haben beide seit dem Hexal-Verkauf im Jahr 2005 gut 900 Millionen Euro in insgesamt elf Biotech-Unternehmen investiert.

Branchenexperten hoffen nun darauf, dass die Milliarden-Allianz mit Gates den Weg für weitere Allianzen und Partnerschaften in der deutschen Zukunftsbranche bereiten wird. Tatsächlich kommt die lange totgesagte Industrie in Deutschland immer stärker in Bewegung. Jüngstes Beispiel ist die Übernahme des Münchner Biotech-Unternehmens SuppreMol durch den US-Pharmakonzern Baxter für 200 Millionen Euro. Wie begehrt deutsches Wissen zumindest im Ausland mittlerweile ist, hat bereits im Januar die 400 Millionen Euro schwere Wirkstoffallianz zwischen der Ludwigshafener Phenex und dem US-Biotechkonzern Gi-lead gezeigt.

Einzig die deutschen Pharmakonzerne halten sich bei der Suche nach interessanten deutschen Biotech-Partnern zurück. Die Milliarden-Allianz mit Gates könnte aber nun für den in der Branche schon lange beschworenen Weckruf sorgen.