Nach Einstieg beim Schuhhändler Görtz übernimmt die Münchner Firma Afinum nun auch 49 Prozent der Fitnesskette

Hamburg. Schöner schwitzen im alten Wasserturm: Erst Anfang Januar hat die Hamburger Wellness- und Fitnesskette MeridianSpa ihre fünfte Anlage in der Hansestadt in Betrieb genommen. Wo früher das Versorgungs- und Verwaltungsgebäude des damaligen Allgemeinen Krankenhauses Barmbek war, stählen Fitnessfans nun ihre Muskeln an diversen Kraftgeräten oder entspannen sich bei gedämpfter Beleuchtung am Pool. 1800 Mitglieder trainieren dort bereits.

Billig war der Umbau der denkmalgeschützten Gebäude allerdings nicht gerade. Auch deshalb hat sich das Hamburger Unternehmen dazu entschlossen, einen neuen Anteilseigner an Bord zu holen. Wie MeridianSpa-Geschäftsführer Leo Eckstein dem Abendblatt bestätigte, übernimmt der Finanzinvestor Afinum 49 Prozent an der Fitnesskette. Die Münchner steigen damit zum größten Teilhaber des Unternehmens mit mehr als 500 Beschäftigten und 34.000 Mitgliedern auf. Die bisherige Führungsstruktur bleibe aber unverändert, betonte Eckstein. Er selbst werde auch weiter MeridianSpa leiten und habe gerade erst einen neuen, mehrjährigen Geschäftsführervertrag unterzeichnet.

Darüber hinaus stellt der Investor noch weitere Mittel zur Verfügung, die unter anderem für die Finanzierung und das vollständige Hochfahren der zuletzt in Betrieb genommenen Anlagen in Barmbek und Frankfurt verwendet werden. Auch mit den neuen Gesellschaftern an Bord werde sich die Kette behutsam weiterentwickeln, so Eckstein. Insgesamt fließt ein zweistelliger Millionenbetrag, wie aus Marktkreisen verlautet.

Übernommen hat Afinum die Anteile von zwei nicht näher genannten Privatinvestoren. Diese waren zusammen mit Geschäftsführer Eckstein und Unternehmensgründer Barthold Richters im Rahmen eines Management-Buyouts im Jahr 2007 bei Meridian eingestiegen. Während Eckstein und Richters weiter mit je 20 Prozent an der Kette beteiligt bleiben, sei das Engagement der anderen Investoren von Beginn an nicht auf Dauer angelegt gewesen, so der Geschäftsführer. Der Einstieg Afinums diene auch dazu, die bisherige Gesellschafterstruktur zu vereinfachen.

„MeridianSpa ist ein ausgesprochen gut aufgestellter Fitnessanbieter, der im Premiumsegment mit seiner starken Ausrichtung auf Wellness und durch die aufwendige Gestaltung der Anlagen ein Alleinstellungsmerkmal besitzt“, sagt Afinum-Manager Burkhard von Wangenstein dem Abendblatt. Das Unternehmen mit insgesamt acht Anlagen in Hamburg, Kiel, Frankfurt und Berlin passe sehr gut ins Portfolio des Münchner Investors.

Afinum ist auf die Beteiligung an mittelständischen Familienunternehmen spezialisiert und genießt in der Branche den Ruf, vergleichsweise vorsichtig und nur in Absprache mit den bisherigen Eigentümern und Unternehmensgründern zu agieren. Vor diesem Hintergrund war es den Münchnern im vergangenen Jahr auch gelungen, bei der traditionsreichen Hamburger Schuhkette Görtz einzusteigen.

Görtz war durch die harte Konkurrenz durch Onlineanbieter, eine überzogene Expansion und falsche Sortimente in die roten Zahlen gerutscht und musste sich daraufhin von Mitarbeitern und Filialen trennen und eine umfassende Sanierung einleiten. Nach einem schweren Ringen hatte sich die Eigentümerfamilie um Patriarch Ludwig Görtz daraufhin dazu entschlossen, das Unternehmen für Investoren von außen zu öffnen. 40 Prozent hält Afinum mittlerweile an der Kette.

Das Geld für Görtz stammte aus dem gleichen, insgesamt 210 Millionen Euro schweren Eigenkapitalfonds für den deutschen Mittelstand, aus dem jetzt auch die Mittel für MeridianSpa geflossen sind. Darüber hinaus hat sich Afinum über diesen Weg auch an dem Möbelhersteller Thonet beteiligt, der als Erfinder des Wiener Kaffeehausstuhls und vieler anderer Designklassiker zu den weltweit bekanntesten Möbelmarken zählt.

Trotz der Finanzierung aus einem Fonds seien die Fälle Görtz und MeridianSpa nicht direkt zu vergleichen, betont Afinum-Manager von Wangenstein. Bei der Fitnesskette gebe es im Gegensatz zu Görtz keinen Umstrukturierungsbedarf, das Unternehmen verfolge schon jetzt eine klare und gewinnbringende Premiumstrategie.

Das Engagement im deutschen Mittelstand will Afinum auch künftig weiter ausbauen. Bereits in wenigen Wochen werde man eine weitere Beteiligung an einem bekannten Unternehmen aus dem Großraum Hamburg bekannt geben können, kündigte von Wangenstein an. Dass man derzeit bei besonders vielen Firmen im Norden einsteige, sei allerdings keine bewusste Strategie, sondern eher Zufall. „Vielleicht sind die Eigentümer im Norden etwas aufgeschlossener für unsere Art der Beteiligung als die im Süden“, mutmaßt der Afinum-Manager.