Weniger Aufträge, weniger Gewinn: Siemens-Konzernchef will in der kommenden Woche über weitere Stellenstreichungen informieren. Auch Philips vermeldet Rückgang.
Hamburg/München. Schlechte Nachrichten von zwei der größten Arbeitgeber aus der Hansestadt. Sowohl Siemens als auch Philips mussten deutlich gesunkene Gewinne für das vergangene Jahr vermelden. Der Siemens-Spitze machen vor allem der Verfall des Ölpreises und die Folgen der europäischen Währungspolitik große Sorgen. Im vergangenen Quartal sackte der Gewinn des Konzerns, der allein in Hamburg fast 2100 Beschäftigte hat, binnen Jahresfrist um ein Viertel auf knapp 1,1 Milliarden Euro ab, wie Siemens am Dienstag mitteilte. Während die Umsätze um drei Prozent auf 17,4 Milliarden Euro kletterten, sank der Auftragseingang um 13 Prozent auf rund 18 Milliarden Euro. Der milliardenschwere Kauf des Öl- und Gasspezialisten Dresser-Rand werde sich trotz der Flaute in dieser Branche über die Jahre gesehen lohnen, hofft Siemens.
Für den Gewinnschwund machte der Konzern auch eine veränderte Zinslage und Schwankungen bei Finanzinstrumenten verantwortlich. Dies riss ein Loch von 123 Millionen Euro in die hauseigene Vermögensverwaltung. Der im Januar massiv aufgewertete Schweizer Franken könne die in der Schweiz ansässige Gebäudetechnik künftig zusätzlich belasten, warnte Vorstandschef Joe Kaeser. Die Siemens-Aktie gab bis zum Nachmittag um fast drei Prozent nach. Operativ lief es für die Münchner in den einzelnen Konzernsparten unterschiedlich. Während das Geschäft mit Energietransfertechnik und Windanlagen brummte, hatten Medizintechnik sowie die Kraftwerks- und Gassparte (Power and Gas) mit Rückgängen zu kämpfen. Kaeser deutete weitere Einschnitte in dem Geschäft mit Kraftwerkstechnik an.
„Power and Gas benötigt ein deutlich weitreichendes Konzept, um längerfristig zu den früheren Margen zurückzukehren“, sagte er. Die Sparte hat schwer mit den Folgen des niedrigen Ölpreises zu kämpfen. Siemens hat schon den Abbau von rund 1200 Stellen in dem Geschäftsfeld angekündigt. Hinzu kommen weitere Stellenstreichungen, über deren Zahl Kaeser in der kommenden Woche mit den Arbeitnehmervertretern verhandeln will. Ob und in welcher Größenordnung der Standort Hamburg betroffen sein wird, war am Dienstag nicht zu erfahren.
Für das erste Quartal zeigte sich der Siemens-Chef insgesamt dennoch zufrieden. „Die meisten unserer Geschäfte haben sich im Rahmen unserer Erwartungen entwickelt“, sagte er. Für das Gesamtjahr bekräftigte er, den Gewinn je Aktie um mindestens 15 Prozent zu steigern und eine operative Marge zwischen zehn und elf Prozent zu erreichen. Kaeser räumte ein, dass die Kundschaft im Ölgeschäft ihre Investitionen kurzfristig drosseln könnte.
Wachstumsaussichten langfristig ungebrochen
Langfristig blieben aber die Wachstumsaussichten ungebrochen, zeigte er sich zuversichtlich. Er verteidigte auch die fast acht Milliarden Dollar schwere Übernahme des US-Turbinenspezialisten Dresser-Rand. Kurzfristig müsste die Firma womöglich Rückschläge verkraften, über die Jahre werde sich der Kauf für Siemens aber rechnen. Derzeit gebe es keinen Abschreibungsbedarf, weder durch Währungseffekte noch durch veränderte Geschäftsaussichten, beteuerte Finanzchef Ralf Thomas. Er kann sich im laufenden Quartal durch den Verkauf des Anteils an Bosch Siemens Hausgeräte und der Hörgerätesparte auf einen Sondergewinn von drei Milliarden Euro vor Steuern freuen.
Der vor der Aufspaltung stehende niederländische Elektronikkonzern Philips, der allein in Hamburg rund 3200 Arbeitsplätze hat und auf Rang 22 der größten Arbeitgeber in der Stadt steht, kämpft mit großen Problemen. Nach einem Gewinneinbruch 2014 rechnet das Unternehmen auch für das laufende und kommende Jahr mit Schwierigkeiten, teilte Vorstandsvorsitzender Frans van Houten am Dienstag in Amsterdam mit.
Allein die geplante Abspaltung der Lichtsparte werde 2015 bis zu 400 Millionen Euro kosten. Im vergangenen Jahr musste Philips Produktionsprobleme in der Medizintechnik und schleppende Geschäfte in China und Russland verkraften. Der Nettogewinn fiel auf 411 Millionen Euro und lag damit etwa zwei Drittel niedriger als im Vorjahr. „Wir bleiben beim gesamtwirtschaftlichen Ausblick vorsichtig und stellen uns auf anhaltende Schwankungen in unseren Absatzmärkten ein“, sagte Vorstandschef van Houten. Für 2015 und 2016 liegt Philips etwa ein Prozent hinter seinen Zielen zurück.
Auch die hohen Kosten für den geplanten Umbau stellen eine Belastung dar. Dennoch will Philips am bisherigen Kurs festhalten. „Ich habe immer gesagt, dass der Umbau unseres Unternehmens ein Marathon ist und kein Sprint“, sagte van Houten.