Umsatzrekord von mehr als 100 Millionen Euro. Verlust deutlich geringer als erwartet. „Goldene Kamera“ zieht von Berlin in die Hamburger Messehallen.
Hamburg. Bernd Aufderheide bemühte gleich mehrere Begriffe, um seine Begeisterung über das abgelaufene Geschäftsjahr auszudrücken: 2014 sei ein „megamäßiges Jahr“ für die Hamburg Messe und Congress GmbH (HMC) gewesen, ein „Superjahr“ und ein „Rekordjahr“ ohnehin: „Erstmals haben wir einen Umsatz von mehr als 100 Millionen Euro erzielt“, sagte der Messe-Chef. Dabei habe das zweite Halbjahr mit acht Messen in einem Zeitraum von elf Wochen eine besondere Herausforderung dargestellt. So lagen zwischen dem Ende der SMM, der Weltleitmesse für den Schiffbau, und dem Beginn der WindEnergy Hamburg gerade einmal zehn Tage, in denen tonnenschwere Exponate ab- und aufgebaut werden mussten. „Unsere 315 Mitarbeiter waren in dieser Phase gezwungen, an den Rand ihrer Kräfte zu gehen“, so Aufderheide.
Die Zahl der Messebesucher hat im Jahr 2014 um zwölf Prozent auf 831.388 Personen gegenüber dem vergleichbaren Jahr 2012 – in ungeraden Jahren finden turnusgemäß weniger Veranstaltungen statt – zugenommen.
Ein Meilenstein des Geschäftsjahres 2014 sei die erfolgreiche Premiere der WindEnergy Hamburg gewesen: „Sie ist von der Windbranche auf Anhieb als Weltleitmesse angenommen worden.“ 33.000 Fachbesucher waren nach Hamburg gekommen. Als Erfolg wertete Aufderheide auch die Ordermesse Nordstil im Januar und Juli mit zusammen mehr als 34.000 Besuchern. Diese Messe, auf der dem Handel Neuheiten auf den Gebieten der Mode, des Designs und der Wohnungseinrichtung präsentiert werden, habe zweifellos noch Wachstumspotenzial.
Für 2016 erwartet die Messegesellschaft „schwarze Null“
Mit Blick auf den Anstieg der Besucherzahlen in den vergangenen Jahren habe sich der im Jahr 2004 begonnene Ausbau des Messegeländes als „goldrichtige“ Entscheidung erwiesen, sagte Aufderheide. Rein finanziell gesehen stellt sie allerdings eine erhebliche Belastung für die HMC dar, denn die zusätzlichen Hallen gehören einer Leasingtochter der Commerzbank, die jährliche Leasingrate liegt bei knapp 22 Millionen Euro. Dies führt bei der Messegesellschaft zu Verlusten.
Zwar erzielte das städtische Unternehmen bei einem Umsatz von 100,1 Millionen Euro (plus 5,4 Prozent gegenüber 2012) ein operatives Ergebnis von 23,9 (2012: 16,8) Millionen Euro. Hohe Belastungen durch die Immobilien führten jedoch zu einem Jahresergebnis von minus 4,1 (minus 10,0) Millionen Euro. Damit habe die HMC um etwa zehn Millionen Euro besser abgeschnitten als zuvor erwartet, hieß es.
Neben der guten Entwicklung des Messe- und Kongressgeschäfts habe dazu beigetragen, dass ursprünglich geplante Instandhaltungsarbeiten an den Hallen in das Jahr 2015 verschoben werden mussten.
Für dieses Jahr rechnet das HMC-Management mit einem Umsatz von rund 60 Millionen Euro – was dem Wert des Jahres 2013 entsprechen würde. Für 2016 erwartet Aufderheide „deutlich mehr als 100 Millionen Euro.“ Er bestätige das Ziel, 2016 unter dem Strich eine „schwarze Null“ zu erreichen. Mittelfristig wolle man auch in der Summe eines geraden und eines ungeraden Jahres ein ausgeglichenes Ergebnis erwirtschaften.
Die bisherigen Verluste der HMC müssen zwar von der Stadt getragen werden. Von den steigenden Besucherzahlen profitiere aber auch Hamburgs Wirtschaft, sagte Aufderheide und verwies dazu auf eine Studie des Münchner ifo-Instituts. Demnach gaben die Besucher und Aussteller im Jahr 2014 in Hamburg rund 760 Millionen Euro für Dienstleistungen, Übernachtungen, Restaurantbesuche oder im Einzelhandel aus. Dies sichere rund 4100 Arbeitsplätze außerhalb der HMC. Außerdem führten die Messen und Kongresse zu rund 1,2 Millionen Übernachtungen in Hamburg – mehr als zehn Prozent aller Gäste-Übernachtungen in der Stadt. „Diese Zahlen zeigen, wie wichtig die HMC als Wirtschaftsfaktor für Hamburg ist“, so der Messe-Chef.
Bei allen Erfolgen gab es im Jahr 2014 allerdings auch einen Abschied: Die Verbrauchermesse „Du und Deine Welt“ fand letztmalig statt. „Publikumsmessen, die ein spezifisches Thema haben, sind aber nach wie vor erfolgreich“, sagte Aufderheide. Auch im Jahr 2015 könne sich das Team jedoch auf eine Premiere freuen: Vom 15. bis 17. März, parallel zur Internorga, findet die FH Nord statt, eine Fachmesse für das Fleischerhandwerk. Rund 100 Aussteller werden erwartet.
„Goldene Kamera“ zieht von der Spree an die Elbe
Am 27. Februar wird die „Goldene Kamera“ der Programmzeitschrift „Hörzu“ auf dem Gelände der Hamburg Messe verliehen – nachdem dies 40 Jahre lang in Berlin stattfand. „Ich könnte mir vorstellen, dass das keine Eintagsfliege ist“, so Aufderheide. Zuwächse erwartet er bei Messen, die von anderen Veranstaltern ausgerichtet werden. Ein Beispiel dafür sei die Flugzeugkabinenmesse Aircraft Interiors Expo, für die in diesem Jahr eine deutlich vergrößerte Fläche gebucht wurde.
Von Anfang 2017 bis in das Jahr 2019 hinein wird das CCH runderneuert, ein Teil des Gebäudekomplexes wird umgebaut. „Ich rechne für die Zeit nach der Neueröffnung mit einer deutlichen Ausweitung des Geschäfts, auch weil dann mit einem neu gestalteten Foyer mehrere größere Veranstaltungen parallel ablaufen können“, sagte der HMC-Chef. Im vorigen Jahr kletterte die Zahl der CCH-Gäste um zehn Prozent auf 390.101 Personen.