Preisabstand zu Super verringert. Jetzt werden nach Meinung von Experten noch weniger Autofahrer den Biokraftstoff tanken. Seit der Einführung vor vier Jahren veschmähen viele Autofahrer den Sprit.

Hamburg. Still und leise haben die deutschen Mineralölkonzerne ein Tabu gebrochen, als sie jetzt den Preisabstand der Benzinsorte E10 zu Superbenzin von vier auf zwei Cent verringerten. Für die Autofahrer bedeutet dies Mehrkosten. Wer zum Beispiel 40 Liter E10 tankt, muss nun 80 Cent mehr bezahlen. Vorreiter in der Branche war Deutschlands größter Mineralölkonzern Aral. Das Unternehmen begründet die Aktion mit der Einführung des neuen Biokraftstoff-Quotengesetzes.

Demnach müssen die Mineralölfirmen künftig pro Jahr 3,5 Prozent des Klimakillers CO2 einsparen. Und das können sie ausschließlich mit der Beigabe von biologischen Kraftstoffen. Doch die sind inzwischen sehr gefragt und werden deshalb teurer. Laut Shell ist der Preis für die Tonne Rohbenzin in den vergangenen sechs Monaten von 1004,5 Dollar pro Tonne (am 1. Juni 2014) auf 452,5 Dollar am 7. Januar 2015 gesunken. Der Preis für Ethanol, das als Biokraftstoff dem Benzin hinzugefügt wird, ist hingegen im gleichen Zeitraum weniger stark von 846,4 auf 677 Dollar gefallen.

Abendblatt-Leser Hans Schwarz aus Norderstedt will trotz des gestiegenen Preises E10 die Treue halten, wie er sagt. Aber nicht alle Tankkunden werden so handeln. „Nach der neuen Regelung für die Branche kann man davon ausgehen, dass die Kunden wegen des mit zwei Cent pro Liter geringeren Preisvorteils sich beim Kauf von Super E10 noch stärker zurückhalten“, sagt Daniel Grübner vom Branchendienst europe oil-telegram.

Selbst als die Differenz zwischen Super Benzin und E10 vier Cent betrug, hatten nur wenige Autofahrer Interesse an dem neuen Sprit, von dem man gehofft hatte, dass er bald zur meistverkauften Benzinsorte in Deutschland wird. Doch E10 erwies sich bereits nach der Einführung Anfang 2011 als Flop. Auch vier Jahre später macht der Biosprit nur 15,4 Prozent am Absatz von Ottokraftstoffen aus.

Die Mineralölwirtschaft will mit der Preisanhebung nun die Chance nutzen, das bei der Einführung der neuen Benzinsorte investierte Geld zurückzuholen. Vor vier Jahren hat die deutsche Mineralölindustrie erhebliche Investitionen in die Raffinerien, die Lager-, Transportlogistik sowie in die Tankstellen – etwa durch die Bereitstellung neuer Zapfsäulen – getätigt.

Auch mit der Verringerung des Preisabstandes von E10 zur nächstgünstigeren Spritsorte wollen die Konzerne ihre Verluste durch die Einführung des Benzins 2011 ausgleichen – auf dem Rücken der Kunden, die nun zwei Cent pro Liter mehr für den von nicht allen Autofahrern geliebten Sprit bezahlen sollen. Doch es gibt auch Anlass zur Hoffnung. Der Mineralölmarkt gehört in Deutschland zu den am härtesten umkämpften Branchen. Die Preise an den Zapfsäulen steigen und fallen Hunderte Mal innerhalb von zwölf Monaten. Insofern muss sich erst noch zeigen, ob der Preiskampf am Markt nicht doch noch dazu führt, dass zumindest der Abstand zu Super wieder auf drei Cent klettert.