Rund zwei Wochen hielt Springer an der reduzierten Darstellung von Inhalten mehrerer Titel wie welt.de bei Google fest. Jetzt kommen die Vorschaubilder und Textanrisse in die Dienste des Internet-Konzerns zurück. Der Streit um das Leistungsschutzrecht geht aber weiter.
Berlin. Im Streit um die Darstellung von Verlagsinhalten bei Google will künftig auch der Medienriese Springer dem Internet-Konzern die Gratis-Anzeige wieder gestatten. Der Verlag habe die Verwertungsgesellschaft VG Media beauftragt, Google eine Gratis-Lizenz zu erteilen, teilte Axel Springer am Mittwoch mit.
Es geht um die Angebote von welt.de, computerbild.de, sportbild.de und autobild.de, deren Inhalte im Streit um das sogenannte Leistungsschutzrecht seit dem 23. Oktober bei Google nur in eingeschränkter Form angezeigt wurden. Die von der VG Media vertretenen Verlage hatten von Google unter Hinweis auf das Leistungsschutzrecht Lizenzzahlungen für die Anzeige von Vorschaubildern und Textanrissen verlangt.
Google kündigte daraufhin nach einer Klage der Verlegerseite an, ab dem 23. Oktober nur noch Überschriften anzuzeigen. Kurz vor dem Termin erteilten die meisten VG-Media-Verlage dem Internet-Konzern eine widerrufliche Einwilligung zur Gratis-Anzeige der Inhalte. Sie werfen Google allerdings weiter den Missbrauch einer marktbeherrschenden Stellung vor.
Auch Springer betonte nun, die Rückkehr zur Gratis-Anzeige bei den vier Titeln erfolge „nicht freiwillig, sondern weil die Axel Springer SE wegen der Marktbeherrschung Googles und des daraus folgenden wirtschaftlichen Drucks keine andere Möglichkeit sieht“.
Mit der Entwicklung der vergangenen zwei Wochen seien aber die Auswirkungen „nun präzise dokumentiert“, erklärte der Medienkonzern. Nach Springer-Angaben brach der Nutzerzustrom wegen der reduzierten Darstellung auf der Nachrichten-Plattform Google News um 80 Prozent ein, bei der Google-Suche liege das Minus bei 40 Prozent. Angaben zur Nutzung der Angebote unabhängig von Google macht Springer unter Hinweis auf anstehende Zahlen der Prüfgesellschaft IVW aktuell nicht.
„Auf Basis der aktuellen Rückgänge beziffert die Axel Springer SE den drohenden finanziellen Schaden durch entgangene Vermarktungsumsätze im siebenstelligen Bereich pro Marke bezogen auf das Gesamtjahr“, erklärte der Konzern aber. Zugleich hieß es, der Rückgang habe sich ungleichmäßig auf die vier Angebote verteilt. So sei welt.de vor allem bei Google News betroffen gewesen, während bei den Online-Angeboten von „Auto Bild“ und „Computer Bild“ die Auslistung der Bilder- und Video-Suche stärker durchgeschlagen habe.
Google verwies in einer Reaktion darauf, dass in den vergangenen drei Jahren eine Milliarde Euro an deutsche Werbepartner aus dem Medienbereich ausgeschüttet worden sei. „Die Entscheidung zeigt, dass Google einen erheblichen Beitrag zum wirtschaftlichen Erfolg von Presseverlagen leistet“, sagte Google-Sprecher Kay Oberbeck.
Digitalgeschäft beflügelt Wachstum von Axel Springer
Digitale Zeitungsabos, Stellen- und Immobilienanzeigen: Der Medienkonzern Axel Springer („Bild“, „Die Welt“) wächst vor allem im Internet. In den ersten neun Monaten dieses Jahres legte der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um 6,9 Prozent auf rund 2,177 Milliarden Euro zu. Axel Springer mache gute Fortschritte auf dem Weg zum führenden digitalen Verlag, sagte der Vorstandsvorsitzende Mathias Döpfner am Mittwoch in Berlin.
Mehr als die Hälfte des Umsatzes (52,2 Prozent) erwirtschaftet Springer inzwischen mit digitalen Angeboten. Treiber sind dabei vor allem das Rubrikengeschäft mit Wohnungs- und Jobanzeigen, die in den ersten neun Monaten ein Umsatzplus von gut 20 Prozent erzielten, sowie die Vermarktungsangebote mit Plattformen wie das Preisportal Idealo mit einem Plus von 12 Prozent.
Die Bezahlangebote, zu denen Springers journalistische Titel mit ihren Internet-Varianten gehören, wiesen von Januar bis September nur einen leichten Umsatzanstieg von 0,9 Prozent auf. Zu den Ursachen zählten ein schwacher Werbemarkt sowie die Effekte aus dem Verkauf von Regionalzeitungen und Zeitschriften wie das „Hamburger Abendblatt“ und die Zeitschrift „Hörzu“ an die Funke-Gruppe.
Döpfner äußerte sich zuversichtlich über die Perspektiven für journalistische Bezahlangebote im Internet. „Bild“ und „Welt“ hätten fast 300 000 zahlende neue digitale Abonnenten gewonnen. Der Springer-Vorstandschef wünschte sich, dass auch andere Verlage in Deutschland beherzter das Bezahlmodell für Journalismus im Netz angingen. Stattdessen beschäftigten sich viele Medienhäuser lieber mit Stellenabbau in den Redaktionen, sagte er.
In den ersten neun Monaten verbesserte Springer das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) um 8,1 Prozent auf 363,9 Millionen Euro.
Im dritten Quartal legte der Umsatz um 8,2 Prozent auf 741,1 Millionen Euro zu, das EBITDA stieg um knapp zwei Prozent auf 97,8 Millionen Euro.
Für das ganze Jahr 2014 rechnet Springer unverändert mit einem Anstieg der Gesamterlöse im mittleren einstelligen Prozentbereich. Beim operativen Gewinn erwartet der Vorstand weiter einen Anstieg im niedrigen zweistelligen Prozentbereich.