Energiekonzern prüft Verkauf des Bereichs in der Lausitz und macht Milliardenverlust
Stockholm. Der schwedische Energiekonzern Vattenfall bereitet den Abschied aus seinem deutschen Braunkohlegeschäft vor. Der Versorger werde in den nächsten Monaten Möglichkeiten für eine „nachhaltige und neue Eigentümerstruktur“ prüfen, sagte der neue Vorstandschef Magnus Hall am Donnerstag. Der Konzern wolle seinen Kohlendioxidausstoß deutlich senken, für den die Braunkohle maßgeblich verantwortlich sei. Vattenfall werde den Prozess in Abstimmung mit der Bundesregierung und den Ländern Brandenburg und Sachsen vorantreiben, wo sich ein Großteil des Geschäfts befinde.
Der Staatskonzern beschäftigt in der Förderung und Verstromung von Braunkohle in Deutschland mehr als 8000 Mitarbeiter. Die Gewerkschaft IG BCE sorgt sich nun um die Arbeitsplätze. „Das Braunkohlegeschäft von Vattenfall muss mit voller Leistungskraft, Zukunftsfähigkeit und Investitionsstärke erhalten bleiben“, sagte IG-BCE-Chef Michael Vassiliadis. Eine Zerschlagung zugunsten eines hohen Verkaufspreises dürfe es nicht geben.
„Die Braunkohleverstromung ist und bleibt nach dem Atomausstieg ein unverzichtbarer Baustein der Energiewende in Deutschland“, sagte Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke. Laut Hall erzeugen die Braunkohlekraftwerke etwa zehn Prozent des insgesamt in Deutschland produzierten Stroms. Zugleich stießen sie aber jährlich rund 60 Millionen Tonnen Kohlendioxid aus. In der Lausitz betreibt Vattenfall fünf Tagebaue: Jänschwalde, Cottbus-Nord, Welzow-Süd, Nochten und Reichswalde. Hinzu kommen in Ostdeutschland die Kraftwerke Boxberg, Schwarze Pumpe, Jänschwalde und Lippendorf. Braunkohle gilt im Vergleich zur Steinkohle und insbesondere zu Gaskraftwerken als besonders klimaschädlich. Wenn es Vattenfall ernst meine mit dem Umbau hin zu erneuerbaren Energien, dann müsse das Braunkohlegeschäft schrittweise runtergefahren und parallel in der Lausitz in erneuerbare Energien investiert werden, forderte Greenpeace.
Vattenfall-Chef Hall versicherte, dass Vattenfall an seinen übrigen Geschäften in Deutschland, darunter der Strom- und Gasvertrieb in Hamburg und Berlin, Windkraftanlagen und der Netzbetrieb, festhalten wolle. Der Konzern kämpft wie die Konkurrenten E.on, RWE und EnBW wegen des Verfalls der Stromgroßhandelspreise mit Gewinneinbrüchen. Für das kommende Jahr hat sich Vattenfall ein noch strengeres Sparprogramm auferlegt als zunächst geplant und will drei Milliarden Kronen (323 Millionen Euro) sparen. Das kündigte der Konzern an, nachdem er im dritten Quartal in die roten Zahlen gerutscht war. Das Unternehmen verbuchte auch durch hohe Abschreibungen einen Verlust von 1,94 Milliarden Euro. Auch der Umsatz ging leicht auf rund 34,7 Milliarden Kronen zurück.