Von Hamburg aus starten immer mehr Lowcost-Airlines. Das Abendblatt hat Preise und Service von fünf typischen Anbietern verglichen. Wie hoch sind die Zusatzgebühren und aus was muss man achten.

Hamburg. Mit dem europaweiten Marktführer Ryanair ist in Hamburg nun ein weiterer Billigflieger aktiv. Vor Ryanair hat aber schon eine ganze Reihe von Günstig-Anbietern die Hansestadt als attraktiven Markt für sich entdeckt. Das Abendblatt hat ermittelt, wie sich die Konzepte der wichtigsten Low-cost-Airlines am Standort voneinander unterscheiden, wie hoch die Zusatzgebühren sind und worauf man bei der Buchung achten sollte.

Ryanair:

Nun startet der irische Billigflieger auch von Hamburg aus. Das Streckenangebot ist jedoch sehr begrenzt. Es geht täglich nach Lissabon und dreimal pro Woche nach Porto. Der Preis: Ab 19,99 Euro befördert Ryanair seine Gäste Richtung Portugal. Allerdings kommen noch einige Kosten hinzu. So werden für einen Koffer (20 Kilogramm), den man aufgibt, 25 Euro je Strecke fällig. Für die Reservierung des Sitzplatzes verlangt Ryanair zusätzlich fünf Euro.

Hinzu kommt eine Kreditkartengebühr von mindestens einem Euro. So wird aus dem 19,99 Euro-Flug nach Lissabon, den es selbstverständlich nur in der Nebensaison so billig gibt, ein 50,99-Euro-Flug. Immerhin ein Kostenplus von 155 Prozent gegenüber dem Werbepreis.

Zudem ist es äußerst aufwendig und zum Teil nervig, sich durch die doch recht komplizierte Internetseite der Iren zu klicken. Ständig werden einem Werbebotschaften übermittelt (Mietwagen, Hotels etc.). Und um die kostenpflichtige Reiserücktrittsversicherung ablehnen zu können, muss man schon sehr genau nach dem richtigen Button suchen.

Verpflegung an Bord ist im Preis selbstverständlich nicht enthalten. Und Getränke sowie Speisen sind teuer. Zusätzliche Beinfreiheit gibt es nur gegen Aufpreis. Und die Rückenlehnen der mit blauem Kunststoff überzogenen Sitze können nicht nach hinten geklappt werden.

Norwegian:

Der norwegische Billigflieger steuert von Fuhlsbüttel aus insgesamt sieben Ziele (Barcelona, Alicante, Gran Canaria, Madrid, Malaga, Oslo, Teneriffa) direkt an. Die Skandinavier werben selbst damit, dass sie eine der jüngsten Flotten in Europa haben. Und die Flieger machen tatsächlich einen modernen Eindruck. Von Hamburg nach Barcelona geht es im November zum Beispiel für einen Grundpreis (Low Fare) von 39,90 Euro.

Allerdings ist hier weder eine Sitzplatzreservierung noch eine Gepäckaufgabe enthalten. Möchte man beides dazu buchen, verlangen die Norweger 61,90 Euro für den einfachen Flug in die katalanische Metropole.

Angenehm: Man muss sich nicht durch mehrere Internetseiten klicken, bis man den gewünschten Tarif erhält. Ein Klick auf den Button Low Fare + genügt. Die Verpflegung an Bord ist selbstverständlich auch bei Norwegian kostenpflichtig. Zwei große Pluspunkte: Die Norweger haben mehr Beinfreiheit als andere Billigflieger.

Eine Tatsache, die man vor allem als groß gewachsener Passagier äußerst positiv wahrnimmt. Und bei Norwegian gibt es drahtloses Internet (Wlan) über den Wolken – und zwar gebührenfrei.

Germanwings:

Die Lufthansa-Tochter ist als Billigflieger gegründet worden, hat aber nach und nach alle Deutschland- und Europastrecken der Kranichlinie abseits der Drehkreuze Frankfurt und München übernommen und bietet sogar drei Buchungsklassen an – Basic, Smart und Best. Mit 95 Flugzielen (direkt und mit Zwischenstopp) ab Hamburg, davon 86 zu Einstiegspreisen von weniger als 100 Euro für die einfache Strecke, ist Germanwings der führende Günstig-Anbieter am Standort.

Der Buchungsvorgang ist vergleichsweise bequem, allerdings muss man auch hier eine Reiseversicherung aktiv abwählen. Besonders zu beachten bei Germanwings: Der Basic-Tarif bietet nicht unbedingt den niedrigsten Endpreis. Ein Beispiel: Ein Flug an einem Wochenende im November nach Venedig hin und zurück kostet im Basic-Tarif 139,98 Euro.

Bucht man jedoch für Hin- und Rückflug jeweils einen Koffer (bis 23 Kilogramm) sowie einen Wunschsitzplatz mit größerer Beinfreiheit hinzu, werden daraus einschließlich der Kreditkartengebühr von 9,90 Euro (nur die Zahlung per Lastschrift ist ohne Aufpreis möglich) insgesamt 197,88 Euro.

Wählt man den Smart-Tarif, bei dem der Wunschsitzplatz und die Beförderung eines Gepäckstücks im Preis enthalten sind, zahlt man vier Euro weniger – und bekommt außerdem einen kostenlosen Snack sowie ein Getränk serviert. Die Kabinen sind mit Ledersitzen ausgestattet, auf den Basic-Plätzen ist der Sitzabstand allerdings Billigflieger-typisch knapp bemessen.

EasyJet:

Der zweitgrößte europäische Billigflieger hat inzwischen drei Jets in Hamburg stationiert und weist 23 Zielorte aus, fünf davon in Italien. Bei der Buchung auf der EasyJet-Internetseite lauern zwar keine besonderen Tücken, aber die Abfolge der einzelnen Schritte ist nicht so kurz und übersichtlich wie etwa bei Germanwings.

Zwischendurch muss man Seiten mit Hotel- und Mietwagenangeboten überspringen und Pop-up-Fenster mit weiteren Hotel-Listen wegklicken Auch bei der britischen Airline, die durch reichliche Verwendung der grellen Signalfarbe Orange auffällt, verteuert die Gepäckbeförderung die Reise erheblich.

Positiv ist anzumerken, dass die Kreditkartengebühr nur 2,31 Euro beträgt. Damit setzt EasyJet offenbar bereits die Forderung von Verbraucherschutzorganisationen um, dafür nur die tatsächlich anfallenden Kosten in Rechnung zu stellen. Unter dem Strich werden bei einem Flug Anfang Dezember nach Palma de Mallorca aus dem Grundpreis von 71,48 Euro aber immerhin 117,79 Euro. Wollte man einen Sitzplatz reservieren, kämen noch mindesten 7,98 Euro hinzu.

Anders als Germanwings ist EasyJet – wie auch Ryanair – ein reiner Billigflieger, unterschiedliche Komfortstandards gibt es nicht. Nur die Plätze an den Notausgängen bieten mehr Beinfreiheit. Es gibt zwar eine sogenannte Flexi-Tarifoption, die unter anderem Freigepäck enthält. Mit einem Preis von 179,26 Euro wendet sich dieses Angebot aber eher an Geschäftsreisende, die großen Wert auf Umbuchungsmöglichkeiten legen.

Vueling:

Die spanische Fluggesellschaft ist eine Billig-Tochter der International Airlines Group, Muttergesellschaft von British Airways und Iberia. Direktflüge gehen von Hamburg aus zwar nur nach Barcelona und nach Malaga, aber dafür gibt es von Barcelona aus eine Vielzahl von Anschlussflügen.

Etwas ärgerlich ist dies: Im Internet wirbt Vueling zum Beispiel mit Flügen von Hamburg nach Mailand „ab 29,99 Euro“, tatsächlich lassen sich aber im Zeitraum bis April 2015 keine Verbindungen zu einem auch nur annähernd so günstigen Preis finden. Auch der Buchungsvorgang, getestet anhand eines Hin- und Rückflugs Anfang Dezember nach Barcelona mit einem Grundpreis von 89,98 Euro, ist etwas umständlich.

Einschließlich der Gebühren für Gepäck (30 Euro) und Kreditkartenzahlung (3,75 Euro) sowie einer Verwaltungspauschale von fünf Euro ergibt sich ein Endpreis von 128,73 Euro. Eine Sitzplatzreservierung kostet zwischen 7,98 Euro und 31,98 Euro extra. Der teurere „Optima“-Tarif inklusive Freigepäck und Sitzreservierung würde sich in diesem Fall nicht lohnen, hier läge der Preis bei 139,03 Euro – und ein Sandwich und ein Getränk, die zusammen rund acht Euro kosten, sind darin nicht einmal enthalten.