120 Beschäftigte des Carlsberg-Konzerns treten in den Warnstreik. Sorge um Tarifbindung
Hamburg. Etwa 120 Mitarbeiter des Braukonzerns Carlsberg sind am Montag in den Ausstand getreten und haben damit die Produktion von Holsten, Astra und anderen Bieren an den Standorten Hamburg und Lübz ins Stocken gebracht. Mit dem Warnstreik protestierten die Beschäftigten gegen Umstrukturierungen im Konzern, die nach Einschätzung des Betriebsrats und der Gewerkschaft NGG zumindest vorübergehend zu einer fehlenden Tarifbindung führen.
Vor der Hamburger Holsten-Brauerei in Altona versammelten sich etwa 60 Mitarbeiter mit Trillerpfeifen, Fahnen und Transparenten und zogen nach einer Kundgebung in einem Demonstrationszug über die Max-Brauer-Allee. „Viele Beschäftigte sind wegen des Umbaus im Konzern in Sorge um ihre jetzigen Löhne und künftigen Tariferhöhungen“, sagte der Hamburger Betriebsratsvorsitzende Ralf Dietzsch. „Darüber hinaus ist der Flächentarif im Norden in Gefahr.“
Zum Hintergrund: Anfang September hat Carlsberg die alte Holsten Brauerei AG aufgelöst und 133 Mitarbeiter von dort in die Carlsberg Deutschland Markengesellschaft (CDM) wechseln lassen. Diese war bisher für die Bereiche Marketing und Vertrieb verantwortlich. In der CDM sind auch 90 Mitarbeiter der Mecklenburgischen Brauerei Lübz GmbH gelandet, die bislang für den Betrieb der zweiten Braustätte in Mecklenburg-Vorpommern verantwortlich war. Da die Markengesellschaft im Gegensatz zu den alten Gesellschaften nicht Mitglied im Arbeitgeberverband ist, stehen laut Gewerkschaft nun die Brauertarife insgesamt zur Disposition. Zudem seien keine sinnvollen Tarifverhandlungen mehr möglich, da auf der Arbeitgeberseite fast kein Partner mehr übrig sei.
Laut Carlsberg-Deutschland-Chef Frank Maßen ist der Wechsel der Mitarbeiter in die Markengesellschaft hingegen nur eine Übergangslösung. Bis Frühjahr kommenden Jahres soll die Produktion in der neuen Carlsberg Supply Company zusammengefasst werden, die dann auch wieder Mitglied im Arbeitgeberverband werden soll. Für die Zwischenzeit hat der Konzern eine Art Haustarifvertrag angeboten, der sich an den bisherigen Entgeltregelungen orientiert.
Unruhe herrscht unter Holsten-Mitarbeitern auch, weil der Konzern die gesamte Brauerei aus Kostengründen an einen anderen, kleineren Standort in Hamburg verlagern will. „Wir begrüßen die Investitionen in neue Anlagen, fürchten aber auch, dass dies Arbeitsplätze kosten wird“, sagte der Betriebsratsvorsitzende Dietzsch.