Starker Euro bremst Umsatzanstieg aus. Dennoch konnte Hamburgs einziger DAX-Konzern zum dritten Mal in Folge seinen Umsatz und Gewinn steigern. Und das auch wieder auf dem deutschen Markt.
Hamburg. Beiersdorf-Chef Stefan F. Heidenreich überrascht immer wieder mit neuen Ideen. Nachdem der Konzernchef seine Marken Nivea oder Eucerin verjüngt hat, will er nun auch die kleineren Produktmarken wie die Lippenpflege „Labello“, die Deodorants „8x4“ und „Hidrofugal“ stärken. „Demnächst kommen weitere Innovationen auf den Markt“, kündigte er am Donnerstag in Hamburg an.
Zum dritten Mal in Folge konnte Hamburgs einziger DAX-Konzern im ersten Halbjahr seinen Umsatz und Gewinn trotz der Krisen weltweit steigern. Dennoch sind die Aktionäre von Beiersdorf offenbar unzufrieden. An der Börse verlor die Aktie knapp zwei Prozent an Wert. Zwar stieg der Konzernumsatz eigentlich um fünf Prozent. Doch ein Großteil des Wachstums ging durch Wechselkurseffekte durch den starken Euro wieder verloren, so dass unterm Strich nur ein Umsatzplus von 0,2 Prozent auf 3,171 Milliarden Euro stand.
Mit fünf Prozent plus sei Beiersdorf „best in class“ und habe seine Marktanteile weiter ausgebaut, so Heidenreich. Allein die Marke Nivea erzielte einen Umsatzzuwachs von 6,1 Prozent. „Beiersdorf ist im ersten Halbjahr profitabel und nachhaltig gewachsen“, sagte der Chef auf einer Telefonkonferenz. Persönlich stellt sich der scheue Manager, der grundsätzlich keine Interviews gibt, nur dann der Presse, wenn es unternehmensbedingt sein muss. Auch die Ukraine-Krise hat dem Unternehmen bislang nicht geschadet. „Dort beträgt unser Umsatzanteil nur vier Prozent.“
Der Nivea-Hersteller ist kerngesund. 2,5 Milliarden Euro liegen auf der „hohen Kante“. Da Beiersdorf bei möglichen Zukäufen sehr gründlich prüft, konnte das Geld bislang noch nicht in passende Zukäufe investiert werden. Jetzt will das Unternehmen einen Teil seiner „Kriegskasse“ in das eigene Wachstum stecken, sagte Finanzvorstand Ulrich Schmidt. „70 Prozent aller Akquisitionen erweisen sich im Nachhinein als Fehlkäufe.“
In Mexiko hat das Unternehmen vor Kurzem neben dem bestehenden ein weiteres Werk gebaut und legte den Grundstein für eine Produktion in Indien. Damit sollen die dortigen lokalen Märkte gestärkt werden. Das bedeutet, dass der Konzern seine Produkte zunehmend in diesen Ländern selbst produzieren will. In Mexiko sollen jährlich 250 Millionen Kosmetikartikel hergestellt werden. Bereits heute werde 50 Prozent des Beiersdorf-Umsatzes auf wachsenden Märkten in mehreren Ländern Asiens, Lateinamerikas und Afrikas erzielt.
Weltweit beschäftigt Beiersdorf mehr als 16.000 Mitarbeiter, davon knapp 4000 in Hamburg. In der Hansestadt kaufte der Nivea-Hersteller neben seinem Betriebsgelände jetzt einen benachbarten Bunker. Er soll abgerissen werden, um mehr Fläche für Beiersdorf zu schaffen. Der Standort in Eimsbüttel platze bereits aus allen Nähten. „Wir sind darüber mit der Stadt im Gespräch“, sagte Heidenreich.
Den westeuropäischen Markt, der nach der Finanzkrise seit 2008 rückläufig war, konnte der agile Chef inzwischen umdrehen. Die Erlöse verbesserten sich hier um zwei Prozent. In Osteuropa wurde sogar ein Plus von 3,9 Prozent erzielt. Auch der deutsche Markt habe zugelegt. „Und zwar um weit mehr als die genannten zwei Prozent für Westeuropa“, sagte Heidenreich. Es ist nicht lange her, dass die Umsätze von Beiersdorf in Deutschland stagnierten. Doch dann übernahm Heidenreich Ende April 2012 das Ruder von Beiersdorf. Mit seinem Strategiekonzept „Blue Agenda“, das sich hauptsächlich auf die Stärkung der Beiersdorf-Marken konzentriert, stellte sich der Erfolg ein. Das Logo der Marke Nivea wurde puristischer, neue Produkte kamen in die Verkaufsregale. Seine Pläne mit der „Blue Agenda“ seien aber noch längst nicht alle verwirklicht. „Unsere Vision ist es, die Nummer eins in der Hautpflege in den für uns relevanten Märkten und Kategorien werden zu können“, nennt Heidenreich sein Ziel.
Die Prognose für das Gesamtjahr formulierte Heidenreich insgesamt zurückhaltender als noch im Frühjahr. Schon im Startquartal hatten Währungsturbulenzen in den Schwellenländern Beiersdorf belastet. „Die Märkte kühlen sich dramatisch ab“, sagte Heidenreich und verwies auf China, Thailand oder Vietnam, wo sich das Wachstum verlangsame: „Wie alle anderen müssen wir da kämpfen.“
Wichtig sei für Beiersdorf aber der Marktanteil. Und da sei er zufrieden. Für das Gesamtjahr rechnet der Manager mit einer Gewinnmarge im operativen Geschäft von mehr als 13 Prozent. Bislang hatte Beiersdorf eine Verbesserung auf eine Ebit-Rendite „leicht über der des Vorjahrs“ in Aussicht gestellt – das waren 13,2 Prozent. Für den Betriebsgewinn heißt die vorsichtigere Zielsetzung, dass dieser 2014 langsamer steigen wird als ursprünglich geplant.
Auch die Tochter Tesa, die demnächst von Hamburg nach Norderstedt umzieht, bereitet Beiersdorf Freude. Ihr Umsatz verbesserte sich um 2,4 Prozent auf 534 Millionen Euro. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) ohne Sondereffekte kletterte um zwei Prozent auf 85 Millionen Euro. Vor allem die Elektro- und Autoindustrie trugen zu dem Erfolg bei. In fast allen Handys stecken Klebstoffe von Tesa. Das freut Heidenreich.