Der Hamburger Unternehmer Albrecht von Ruffer plant eine Freizeitanlage mit künstlichen Wellen. Der Surfer sucht noch einen Standort für das Wassersportprojekt in der Stadt. Pilotanlage im Baskenland.

Hamburg. Sommer, Sonne, Paddeln auf der Alster, Segeln auf der Elbe, bis die Schiffe tuten. Hamburg ist die schönste Stadt der Welt, zumindest, wenn das Wetter mitspielt, da sind sich die glücklichen Bewohner meistens ziemlich einig. Doch man kann ja nicht anspruchsvoll genug sein. Was fehlt, sind die Wellen von Sylt, sind die coolen Surfertypen mit dem sonnengebleichten Haar und den braun gebrannten Muskeln. Bedarf erkannt, schon naht die Lösung aus dem Baskenland: Albrecht von Ruffer, ein Unternehmer aus der Hansestadt, nicht zufällig selbst Surfer, hat mit einer spanischen Firma aus San Sebastian einen Lizenzvertrag zum Betrieb einer Surfanlage in Hamburg geschlossen.

Die Idee des Familienvaters: In einem künstlichen See werden perfekte Wellen erzeugt, wie es bereits bei einer Pilotanlage im Baskenland zu bestaunen ist. „Das Konzept findet derzeit immer mehr Anhänger, die ersten Anlagen dieser Art werden jetzt auch in Wales und Bristol gebaut“, sagt von Ruffer, der bei seinem bisherigen Arbeitgeber, einer von ihm mitgründeten Firma für Klimaschutzvorhaben, bereits etliche Großprojekte betreut hat. Den Bau der Surfanlage namens Wavegarden geht der Sportler ähnlich systematisch an wie die Aufträge, die er für Industrie und Dienstleister bisher im In- und Ausland übernommen hat. „Hamburg bietet in der Region 6,7 Millionen Einwohner, sodass wir mit 90.000 Besuchern pro Jahr rechnen können“, hat von Ruffer sich in einer Marktstudie von einer Unternehmensberatung prognostizieren lassen.

Dabei sieht von Ruffer nicht nur die Surfer als Zielgruppe – derzeit üben etwa 50.000 Deutsche diesen Wassersport aus – sondern auch alle Neugierigen, die nicht extra nach Portugal oder Kalifornien reisen wollen, um mal in die Welle hineinzuschnuppern. „Der Wavegarden ist ein Ziel für jeden, der schwimmen kann“, ist von Ruffer überzeugt, der selbst in den Ferien an der französischen Atlantikküste aufs Board steigt. Die Saison erstrecke sich in Hamburg bei einer Freiluftanlage über sechs bis sieben Monate. 120.000 Euro Stromkosten für den Wellengenerator, der die Wasserbewegung im Minutentakt erzeugt, müsse der Betrieb in dieser Zeit wieder hereinspielen. Die Investitionssumme beträgt sechs Millionen Euro. Der Besuch inklusive Miete für das Material werde etwa 30 Euro für die Gäste kosten.

Von Ruffer, ein schlanker dunkelhaariger Macher in Freizeitkleidung, zeigt auf die grafische Darstellung der Anlage, wie er sie für Hamburg plant: „Wir brauchen eine Fläche von 250 mal 100 Metern, dazu kommt Freiraum für Gastronomie, Wellnessanlagen und Beachvolleyballplätze“, sagt der studierte Biologe, der sich seine beruflichen Anregungen bisher auf Auslandsstationen unter anderem in Los Angeles holte, wo er auch das Surfen lernte.

Derzeit befindet sich das Projekt noch in der Planungsphase, seit 2012 beschäftigt sich von Ruffer mit der Idee. Aber es gebe bereits Anfragen von Investoren, sagt der Unternehmer, der auch die Behörden mit ins Boot geholt hat: „Wir haben bereits mit drei Bezirken über öffentliche Flächen gesprochen und sind leider noch nicht fündig geworden“, sagte Andreas Köpke, Sprecher der Hamburger Wirtschaftsförderung (HWF). Jetzt konzentriere sich die HWF bei der Suche auf private Grundstücke. Köpke ergänzte, das Projekt sei bei den Wirtschaftsförderern auf gute Resonanz gestoßen, aber es werde nicht leicht, in der Hansestadt einen geeigneten Standort zu finden.

Von Ruffer lässt sich von den Herausforderungen allerdings kaum beirren: „Die Idee kann den Surfsport revolutionieren wie vor Jahrzehnten der Bau von Liften das Skifahren“, ist der 43-Jährige überzeugt. So wie die Lifte den Bergsportlern den Hang quasi auf dem Tablett servierten, bringe der Wavegarden die perfekte Welle in die Stadt. Offenbar glaubt nicht nur von Ruffer an die neue Freizeitbeschäftigung auf dem Wasser: Eine Konkurrenzanlage lockt Kunden bereits im Süden der Hansestadt an. In Bispingen am Rande der Lüneburger Heide, wo bereits die Skihalle um Ausflügler mit Bewegungsdrang wirbt, bietet eine Anlage namens Nordwelle Surferlebnisse.

Vorerst betätigt sich von Ruffer allerdings noch mit Surferfeeling auf dem Trockenen. Gerade hat er gemeinsam mit einem kanadischen Partner ein Bistro im Herzen von Ottensen eröffnet. Die Bar namens Luncheonette bietet mit viel Naturmaterialien im Look von Treibholz aus dem Meer und exotischem Karibikflair schon mal eine Einstimmung auf das, was die Zukunft bringen kann – auf Urlaub mitten in der Hansestadt.