Von Allwörden expandiert mit Franz & Friends. Noch in diesem Jahr soll die vierte Filiale eröffnen. Bisher funktioniert das Zimtbrötchengeschäft aber nur in der Hansestadt. Das soll sich ändern.
Hamburg. Franz und seine Freunde sind richtig leckere Kerlchen. Leicht gebräunt, gut gebaut. Manch einer mag sie sich vielleicht ein bisschen knackiger wünschen, aber die meisten scheinen auf die Softies zu stehen. Und zwar so sehr, dass sie es mit ihnen kaum bis nach Hause schaffen, sondern sie sofort vernaschen. Aber bevor Missverständnisse entstehen: Bei Franz & Friends handelt es sich um Franzbrötchen. Und die sind in Hamburg so beliebt, dass die Bäckerei von Allwörden für sie sogar ein eigenes Shopkonzept entwickelt hat: Franz & Friends eben.
Der erste Franzbrötchenladen dieser Art wurde am Hauptbahnhof eröffnet, zwei weitere Filialen gibt es inzwischen an den S-Bahn-Stationen Sternschanze und Holstenstraße. Und die Vorbereitungen für den nächsten Standort laufen bereits. Noch in diesem Jahr soll der vierter Franz & Friends eröffnen. Außerdem gibt es Pläne, die Franzbrötchenexpansion auch in Urlaubsregionen an der Nord- und Ostsee voranzutreiben. „Das Konzept ist erfolgreicher, als wir es für möglich gehalten hätten“, sagt Jolanta Kanz, Bezirksleiterin für die Hamburger Innenstadt der Bäckerei von Allwörden. Allein bei Franz & Friends am Hauptbahnhof werden täglich 1500 Franzbrötchen verkauft, an der Sternschanze und Holstenstraße sind es jeweils 300.
Die Idee zu dem Franzbrötchenshop stammt von Thilo Kanz. Er ist Vertriebsleiter bei Allwörden und der Erfinder von Franz & Friends. Deshalb hängt in seinem Büro in Mölln, wo die Zentrale von Allwörden ist, auch die Beurkundung über die Namensregistrierung der Marke Franz & Friends an der Wand. Wie es zu dem Soloauftritt von Franz kam? Durch Zufall! „Als die Verkaufsfläche in der Wandelhalle frei wurde, wollten wir dort eine Bäckerei eröffnen“, sagt Kanz. Da es aber genau gegenüber bereits eine klassische Allwörden-Bäckerei gab, habe man nach einem anderen, neuartigen Konzept gesucht – und sei auf die Idee mit den Franzbrötchen gekommen, weil diese am Hauptbahnhof schon immer außergewöhnlich gut verkauft worden seien.
Selbst heute, wo es nur wenige Meter entfernt einen eigenen Franz& Friends-Shop gibt, werden in der Wandelhalle bei Allwörden rund 700 Franzbrötchen verkauft. Täglich versteht sich. Zum Vergleich: In anderen Allwörden-Filialen in Hamburg sind es laut Thilo Kanz 160 Stück pro Tag. In Schleswig-Holstein hingegen findet das typisch hamburgische Zimtgebäck bisher nur mäßigen Absatz. Dort werden durchschnittlich gerade mal 20 bis 30 Stück pro Tag und Filiale verkauft.
Aber zurück nach Hamburg: „Wir erleben es immer wieder, dass Kunden bei uns große Mengen Franzbrötchen als Souvenir mitnehmen“, sagt Hossein Jandoost, Leiter der Allwörden-Filiale am Hauptbahnhof, und erzählt von einer Dame aus München, die auf einen Schlag 120 Franzbrötchen für ihre Familie und Freunde gekauft hat. Und das sei kein Einzelfall: Massenbestellungen von 20 oder 30 Stück gebe es regelmäßig. „Viele Kunden nehmen große Mengen mit und frieren die Brötchen zu Hause ein“, so Hossein Jandoost.
Von der Idee bis zur Umsetzung waren es nur ein paar Wochen. Wochen, in denen Thilo und Jolanta Kanz sowie Hossein Jandoost verschiedene Franzbrötchen-Variationen entwickelten und testeten. Wochen, in denen sie Vorlieben der Kunden analysierten und mit Zutaten experimentierten. Wochen, in denen sie selbst Dutzende von Franzbrötchen aßen – und dabei rund drei Kilo zunahmen. Mindestens 40 verschiedene Sorten haben die Experten ausprobiert, bevor es letztendlich 20 Kreationen an den Verkaufstresen schafften. Süße Varianten mit Erdbeeren, Pflaumen, Apfelringen und Banane. Mit Milchreis, Nougat, Karamell oder Krokant. Oder herzhaft mit Mandeln, Kürbiskernen oder Nüssen. „Franzbrötchen mit Jalapeño konnten sich leider nicht durchsetzen“, bedauert Hossein Jandoost. Aber auch Müsli, Smarties und Lakritz fielen durch.
Die Franzbrötchen werden als sogenannte Teigrohlinge aus Mölln angeliefert, vor Ort in der Wandelhalle bei Allwörden mit den speziellen Zutaten verfeinert sowie frisch gebacken und anschließend beim gegenüberliegenden Franz & Friends am Zugang zu Gleis 13 und 14 verkauft.
Das Konzept geht auf. Bisher aber nur in Hamburg und in direkter Bahnsteignähe. Das ist das Fazit von Thilo Kanz, nachdem es kurzfristig eine Franz&Friends-Filiale an der Fuhlsbüttler Straße gab, die wegen zu geringer Umsätze nach nur vier Monaten wieder schließen musste. „Da das Konzept bisher in solchen Fußgängerstraßen offenbar nicht funktioniert hat, wird die nächste Filiale erst einmal wieder in einem Bahnhof angesiedelt sein“, so Kanz.
Bereits im Laufe des Jahres steht die Neueröffnung an. Wie es dann weitergeht, müsse man sehen. „Wir würden das Konzept gerne in Touristenorten an Nord- und Ostsee ausprobieren“, sagt Thilo Kanz, der das Zimtbrötchen auch über die Grenzen Hamburgs hinaus bekannt und beliebt machen möchte. Aus diesem Grund entwickele man derzeit auch eine Art reisefähiges Franzbrötchen. Ein Franz als Keks. Weniger klebrig und ideal für unterwegs. „Wir stehen kurz vor dem Durchbruch“, so Thilo Kanz.
„Bisher sind Franzbrötchen ein Hamburger Phänomen“, sagt Peter Becker, Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Bäckerhandwerks. Er glaubt jedoch, dass sich das außergewöhnliche Gebäck irgendwann auch außerhalb der Hansestadt behaupten werde – genauso, wie sich inzwischen Brezeln außerhalb Süddeutschlands durchgesetzt haben. Sie gibt es übrigens auch bei Franz & Friends. 80 Prozent der Produkte hier sind Franzbrötchen-Variationen, der Rest belegte Brötchen und Brezel.