Preise für Urlaubsimmobilien an Nord- und Ostsee ziehen weiter an. Schnäppchen sind laut einer Studie der Hamburger Maklerfirma Engel & Völkers kaum noch zu finden. Altersvorsorge wird als Grund für den Kauf immer wichtiger.
Hamburg. Eine eigene Wohnung auf Föhr oder ein Häuschen auf Usedom: Für diesen Traum müssen die Deutschen noch tiefer als bisher in die Tasche greifen. Die Kaufpreise für Ferienimmobilien an der Nord- und Ostseeküste werden in diesem Jahr nach Einschätzung des Hamburger Maklerunternehmens Engel & Völkers weiter leicht anziehen – zumal die Häuser auch für die Altersvorsorge gefragt sind. Zwar pendelten sich nach einem rasanten Anstieg in den vergangenen Jahren an etlichen Standorten die Preise auf hohem Niveau ein. Mancherorts verteuerten sich die Angebote aber nochmals, resümiert das Unternehmen in seinem aktuellen Marktbericht.
Engel & Völkers hat neben seiner Preisanalyse zusätzlich mit dem Internetimmobilienportal FeWo-Direkt rund 3600 Eigentümer nach ihren Kaufgründen befragt. Danach erwarben in den Jahren 1960 bis 2010 Anleger ein Feriendomizil vor allem, um es selbst zu nutzen oder zu vermieten. Seit 2011 spielt bei Käufen der Aspekt Altersvorsorge hingegen eine immer bedeutendere Rolle.
„Ferienimmobilien werden heute nicht mehr nur nach romantischen Gesichtspunkten ausgewählt, sondern vor allem nach handfesten Lage- und Gebäudeeigenschaften“, beobachtet Kai Enders aus dem Vorstand von Engel & Völkers. Der durchschnittliche Kaufpreis für alle Ferienobjekte, die zwischen 2011 und 2014 erworben wurden, liegt den Angaben zufolge bei 193.000 Euro, das sind etwa sechs Prozent mehr als im Zeitraum 2001 bis 2010.
Das Interesse an einem eigenen Platz am Meer ist offenbar so groß, dass selbst auf eher bodenständigen Inseln mittlerweile Preise aufgerufen werden, die den Nobelort Kampen auf Sylt toppen. So kosten etwa Eigentumswohnungen auf der ostfriesischen Insel Norderney bis zu 14.000 Euro pro Quadratmeter, die Preise auf Sylt reichen hingegen „nur“ bis 13.000 Euro.
Bei Ein- und Zweifamilienhäusern gibt es allerdings in Deutschland nach wie vor kein teureres Pflaster als Sylt. Bis zu zwölf Millionen Euro werden dort für einzelne Objekte aufgerufen, im Schnitt kosten die Häuser in Kampen etwa zehn Millionen Euro. Damit bestätige sich das hohe Niveau des Vorjahres, heißt es bei Engel & Völkers.
Leisten können sich solche Luxusimmobilien offenbar vor allem betuchte Hanseaten. Die meisten Käufer entsprechender Häuser kommen aus Hamburg und Schleswig-Holstein, gefolgt von Interessenten aus Niedersachsen. Ein geringerer Teil der Käufer stammt aus Großbritannien und der Schweiz.
Günstiger, aber immer noch zu enormen Preisen sind Ferienhäuser auf den Nachbarinseln von Sylt zu haben, auf Amrum liegen die Spitzenpreise etwa bei bis zu 1,5 Millionen Euro. Auf Föhr haben sich die Preise vor allem im gehobenen Segment noch einmal erhöht. Wer etwa in Toplagen wie dem Zentrum von Wyk nach einem Häuschen sucht, muss dafür mindestens 550.000 Euro auf den Tisch legen – rund 100.000 Euro mehr als noch vor einem Jahr. In den etwas weniger guten Lagen sind die Preise auf dieser Insel aber immerhin rückläufig.
Insgesamt gehören die rasanten Preisanstiege, die die vergangenen Jahre prägten, auf den nordfriesischen Inseln mittlerweile der Vergangenheit an. Die Beruhigung des Marktes begründeten die Makler damit, dass Interessenten nicht mehr jede Preisforderung akzeptierten. Ausschlaggebend seien neben der Lage auch Ausstattung und Zustand des Hauses oder der Wohnung.
An der deutschen Ostseeküste sind Wohnungen und Häuser tendenziell etwas preiswerter zu haben als an Luxusstandorten wie Sylt, wobei es aber auch hier regional große Schwankungen gibt. Hohe Preise werden vor allem dort aufgerufen, wo Angebot und Neubaupotenzial knapp sind.
Etwas günstiger sind Ein- und Zweifamilienhäuser in sehr guter Lage von Timmendorfer Strand geworden. Sie kosten in der Spitze jetzt 2,5 Millionen Euro – etwa 500.000 Euro weniger als im Jahr zuvor. Auf Usedom, einem der gefragtesten Standorte an der Ostsee, müssen Käufer für vergleichbare Objekte hingegen die doppelte Summe, also bis zu fünf Millionen Euro auf den Tisch legen – Tendenz weiter steigend.
Wer nach einem halbwegs erschwinglichen Objekt in Wassernähe sucht, dürfte am ehesten auf der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst fündig werden. Eigentumswohnungen in einfacher Lage gibt es hier zu Preisen von 1000 bis 2000 Euro pro Quadratmeter.
Eine leichte Entspannung könnte sich in diesem Jahr auch noch auf den den ostfriesischen Inseln abzeichnen, trotz der exorbitant hohen Spitzenpreise auf Norderney. Auf Borkum, Juist und Langeoog werden aktuell letzte Baulücken geschlossen und eine Reihe von Neubauprojekten realisiert. Dies nehme dem Markt ein wenig den Preisdruck, heißt es im Marktbericht.