Gewerkschaft Ver.di stellt Forderungen und droht mit Ende des Maritimen Bündnisses
Hamburg. Hart geht die einflussreiche Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di mit der deutschen Schifffahrtsbranche ins Gericht: „Wir stehen kurz vor dem Kollaps der Beschäftigung in der deutschen Seeschifffahrt. Junge Menschen, die in jüngerer Zeit eine nautische oder schiffstechnische Ausbildung absolviert haben, besitzen kaum Berufsperspektiven“, sagte Torben Seebold, Bundesfachgruppenleiter Schifffahrt bei Ver.di, am Freitag in Hamburg. Die Maßnahmen des sogenannten Maritimen Bündnisses – eines Branchenbündnisses von Bundesregierung, Küstenländern, Reederverband und Gewerkschaften – verfehle seine Wirkung auf den Arbeitsmarkt, sagte Seebold: „Ver.di behält sich deshalb vor, aus dem Maritimen Bündnis auszusteigen, wenn dessen Elemente nicht sehr schnell darauf fokussiert werden, die Beschäftigungssituation in der deutschen Seeschifffahrt zu verbessern.“
Teil des Maritimen Bündnisses war die Zusage der Reedereien über den Verband Deutscher Reeder, 500 bis 600 Schiffe unter deutsche Flagge zu stellen. Für deutsche geflaggte Schiffe gelten Mindeststandards zur Beschäftigung von Kapitänen, Offizieren und Schiffsmechanikern, die aus Deutschland oder einem anderen Land der Europäischen Union stammen müssen. Die Flagge ist ein wichtiger Anknüpfungspunkt für die Gewerkschaften, um aktiven Seeleuten wie auch dem Nachwuchs einen halbwegs intakten Arbeitsmarkt zu sichern. Derzeit allerdings fahren nur 183 Schiffe unter deutscher Flagge, die in ihrer Größe für das maritime Bündnis relevant seien, sagte Seebold. Die Reeder flaggten aus Kostengründen entweder außereuropäisch oder mit einem anderen europäischen Staat wie etwa dem neu gegründeten rumänischen Register RIFA. „Besonders prekär ist die Lage der jungen Absolventen des nautischen und technischen Schiffsdienstes wie auch die Situation für Schiffsmechaniker.“